Null-Bund?

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uwesemmelmann
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Null-Bund?

Beitrag von uwesemmelmann »

Nachdem ich gestern wieder einmal mit Graphitpulver die h-Saite bei meiner Lowden - zum Nachfeilen beim Gitarrenbauer komme ich aus Zeitgründen momentan nicht - "klemmfrei" gemacht habe, möchte ich jetzt mal eine Frage an die Gitarrenbaukenner im Forum richten, die mich schon seit Jahren verfolgt.

Bei meiner Fylde (s.u.) besteht der Sattel aus einem Stück Holz, das recht "handgeschnitzt" anmutet (ziemlich großzügige Saitenschlitze/-kerben). Davor ist ein Nullbund angebracht. Die Gitarre habe ich jetzt seit fast 35 Jahren. Ich hatte noch NIE irgendwelche Schwierigkeiten mit verklemmten Saiten aufgrund unkorrekter Kerben oder der Saitenlage am Sattel. Wirklich NIE!

Wenn ich dagegen Gitarren anschaue, die einen normalen Knochensattel ohne Nullbund haben, da gibt es, zumindest, wenn man mal die Saitenstärke wechselt und nach Abnutzung, immer mal wieder die Notwendigkeit zur Nachbesserung (Breite/Tiefe nachjustieren, Auffüllen etc.).

Welche Gründe sprechen eigentlich dagegen, bei jeder Stahlsaitengitarre mit Nullbund zu arbeiten? Bisher konnte mir das niemand nachvollziehbar erklären (und "Klang" ist ja wohl genau wie bei der "Cutaway-Frage" hier wohl eher vernachlässigbar, da gibt's zu viele gute Beispiele für und wider)...!
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
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jazzloft

Beitrag von jazzloft »

Peter Finger zum Thema Nullbund (ab ca. 2:30):
http://www.akustik-gitarre.com/6-11_Tan ... 879.0.html
rwe
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Re: Null-Bund?

Beitrag von rwe »

uwesemmelmann hat geschrieben: Welche Gründe sprechen eigentlich dagegen, bei jeder Stahlsaitengitarre mit Nullbund zu arbeiten?
Tradition ... - Der Nullbund ist in Deutschland häufig genutzt worden, aber Deutschland ist nicht das "Stammland" der Steelstrings.
uwesemmelmann hat geschrieben: Bisher konnte mir das niemand nachvollziehbar erklären (und "Klang" ist ja wohl genau wie bei der "Cutaway-Frage" hier wohl eher vernachlässigbar, da gibt's zu viele gute Beispiele für und wider)...!
Es gibt - neben der Intonation - auch eine klangliche Argumentation *für* den Nullbund: Das Klangverhalten von leeren und gegriffenen Saiten soll ähnlicher werden.

Ich kann mir vorstellen, dass im Kontext von fan fretting und true-temperature fretboads das Thema "Nullbund" auch bei hochwertigen Gitarren wieder eine Rolle spielen könnte.
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RolfD
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Beitrag von RolfD »

Loefguitars sind vorzugsweise mit Nullbund ...... Olav bietet das als Standard, lediglich wenn ein Kunde dies ausdrücklich NICHT wünscht, wird es anders gemacht, nicht ohne die - hier schon auch von Herrn Finger genannten - Vorzüge zu diskutieren. Michael Sanden und er unterhalten sich öfters mal in guter Freundschaft über Gitarrenbau, wenn sie sich auf der ein oder anderen Ausstellung/Messe in Skandinavien begegnen.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

... schon wieder Nullbund :cry: , ja ist denn schon wieder Weihnachten?
http://www.fingerpicker.de/index.html?h ... t=nullbund
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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RolfD
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Beitrag von RolfD »

... stimmt das ist hier vor kurzer Zeit mal durchgerauscht.... da hat der Uwe Semmelmann bestimmt die Suchfunktion nicht benutzt.....
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Ich habe zwei Gitarren mit Nullbund und schätze ihn sehr. Ich finde der Nullbund tut auch der Bespielbarkeit einer Gitarre sehr gut. Vor allem ist er unempfindlich gegen Wechsel der Saitenstärke.
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uwesemmelmann
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Beitrag von uwesemmelmann »

Vielen Dank für die Hinweise. Den langen Diskussionsast hatte ich wirklich bisher übersehen :oops: , vielleicht auch, weil es dabei eigtl. um die Nachrüstung mit Nullpunkt ging.

Trotzdem, meine eigentliche Frage wurde noch nicht beantwortet:

Warum wird nicht jede Steelstring mit Nullbund gebaut? Klanglich hat er ja die beschriebenen Vorteile. Oder mal provokativ gefragt: Was ist der Vorteil an der "Sollbruchstelle" (i.S. von zu bezahlendem Servicebedarf) wenn ohne Nullbund? Ich unterhalte mich ja gerne mit dem Gitarrenbauer meines Vertrauens und der muss ja auch leben, aber der Nachbesserungsbedarf nervt, der sattelabhängig immer wieder auftritt...
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

uwesemmelmann hat geschrieben:...
Trotzdem, meine eigentliche Frage wurde noch nicht beantwortet:....
Es geht in dem alten Thread auch um grundsätzliches beim Nullbund. Martin Wieland und einige andere äußern sich da, wenn ich mich recht erinnere, ziemlich grundsätzlich und kompetent.
H-bone hat geschrieben:Hallo,

interessante Diskussion ! :D

Ich hab' mich ziemlich intensiv mit dem Thema Sattel beschäftigt, auch kurz mit dem Thema Nullbund.

Vorneweg: Ein Nullbund ist fertigungstechnisch bedeutend einfacher herzustellen als ein üblicher Sattel. Bundschlitz, Bund rein, Bünde abrichten, Abstandhalter davor und fertig.

Aber: Leider greift der schlichte Gedankengang, dass eine Leersaite, die über den Nullbund läuft genauso klingt wie eine gegriffene Saite, in der Praxis gar nicht. Um's mit der Maus zu sagen: "Klingt komisch, ist aber so..." :wink: Der alte Christian Friedrich muss es wohl gemerkt haben.

Vergessen wird nämlich der tonale Einfluss des Greiffingers und die Tatsache, dass die gegriffene Saite auf dem Griffbrettholz "geparkt" wird, vor dem Nullbund endet sie an der metallenen Mechanikachse.
Wenn man überlegt wie stark man mit der Greifhand den Ton modulieren kann wird das klar.

Selbst Knochen ist für manche Gitarren zu hart um ein ausgewogenes Klangbild zu erzeugen, die besten Materialien sind das weichere Elfenbein oder sehr dichtes Ceylon-Ebenholz. So hat der alte C.F. das damals auch gemacht. Elfenbein ist nicht mehr verfügbar, Ceylon-Ebenholz nicht mehr in der industriell norwendigen Menge. Bleibt Knochen oder Kunststoff (Micarta, Tusq etc.)

Wer's beobachtet hat wird wissen, dass ich - vor allem bei kleineren Gitarren - gerne Ebenholzsättel einsetze.

Ich hatte einige Gitarren mit Nullbund in der Hand und alle erschienen mir extrem unausgewogen.

Soll aber kein Dogma sein, wenn jemand mit dem "Zero-Glide" glücklich ist, dann ist das wunderbar.

Grüsse,

Martin
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martinst
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Beitrag von martinst »

...am anderen Ende der Saite gibts auch mehrere Lösungen: Steckerle, Fädelsteg, etc. Fast glaube ich, dass die Produktionsmethode des Gitarrenbauers so viel Einfluss hat wie die Spielbarkeit und Klang des Teils.
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