Hilfe, meine Gitte stirbt...

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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landmesser
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Re: Hilfe, meine Gitte stirbt...

Beitrag von landmesser »

Ich habe dass mal bei einer Reso gehabt, irgendwas (nicht die Saiten) schnarrte.

Ein Hannöverscher Gitarrenbauer sagte, die Schraube sei zu lose, anziehen würde er sie aber nicht, das würde die Gitarre zerstören. OK.

Ein auch hier im Forum hochgelobte Gitarrenbauer hat dann die Halsschraube total festgezogen, um das wegzukriegen. Da der Hals nicht die Fehlerursache war, hat das nicht geholfen, sondern zusätzlich ein scheppern an den Saiten gebracht.

Die Gitarre hatte dann im Griffbrett eine leichte Wölbung so um den dritten Bund. Ein Bremer Gitarrenbauer hat dann die Schraube losgemacht und der Hals hat sich zurückgestellt.

Den wahren Grund des Schepperns hat dann erst ein weiterer Gitarrenbauer in Hamburg gefunden ...

Zusammenfassung: Nimm den Reparateur die Gitarre weg, zu fest anknallen ist schlechter als nichts machen! Nichtmal jeder Gitarrenbauer kann alles ...

Schlechte Erfahrungen habe ich auch mit Geigenbauern, die Gitarren reparieren wollen. Also Vorsicht.


bezel hat geschrieben: Nachdem ich in meiner Gegend einen Reparateur gefunden habe, habe ich die Gitte flux dahin gebracht. Gestern ruft mich der Gute Mann aus dem zuständigen Shop an und meint, der Gitarrenbauer hätte gerne einen schriftlichen Freistellungsauftrag für die Halseinstellung. Die Schraube sei angeknallt und wenn er weiterdrehe sehe er einen Schaden am Horizont heraufziehen, mit dem er nichts zu tun haben wolle.
Frei Cörper Kultur auch für Dicke
bezel
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Beitrag von bezel »

Hi Leutz,

meinem Reparateur hat es keine Ruhe gelassen und er hat sich heute bei meiner Frau gemeldet ;))))

Das Griffbrett/Hals macht auf dem Korpus einen Buckel, der da nicht hingehört. Wenn befeuchten nicht hilft, müsste man den Bereich von einem Gitarrenbauer richten lassen.

Was denkt ihr? Greift da diese Herstellergarantie, von der alle schreiben oder ist die die Buchstaben nicht wert? Hintergrund der Frage ist, dass ER sagte, dass der Buckel schon entstehen kann aber halt nicht so ausgeprägt. Der muss quasi schon vorhanden gewesen sein. Hätte ich damals mehr Ahnung gehabt, hätte ich es reklamieren können.
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Rumble
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Beitrag von Rumble »

Hi bezel,

es ist schwierig bis unmöglich mit solchen Angaben eine habwegs sinnvolle "Diagnose" zu stellen.

Erst mal auf Anfang:

Hat die Gute schon zu Beginn irgendwelche Probleme bereitet?
Was schnarrt das "wo" genau? Wirklich die Saiten auf den Bünden?
Nichts im Inneren, kein Batteriefach oder etwas in dieser Art?

Es ist natürlich schon möglich, dass wiedrige Luftfeuchtigkeitsverhältnisse der Gitarre zugesetzt haben. Dann ist das aber eher nichts, was im Sinne einer Herstellergarantie zu regeln ist. "Kulanz" wäre da eher ein Thema.

Aber ich rate dir wirklich die Gitarre im Notfall (wenn es sein muss gut verpackt und auf dem Postweg) zwecks vernünftiger Diagnose an einen guten Gitarrenbauer zu übergeben. Man könnte mal Martin (Deerbridge), oder auch Jens Towet diesbezüglich fragen. Auf die Meinung solcher Spezis würde ich mich (ganz persönlich) zu 100% verlassen. Sicher gibt es auch weitere. Auch hier im Forum gibt es sehr erfahrene Spieler, die sich mit solchen Themen wirklich gut auskennen. Vielleicht findet sich ja jemand in deiner Nähe, der bei einer Tasse Kaffee mal einen Blick auf deine Patientin wirft? Dann hast du zumindest schon mal eine weitere Meinung.

Viel Erfolg und liebe Grüße
Rumble
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
bezel
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Beitrag von bezel »

Hi,

ich hol sie am Freitag ab und schau sie mir nochmal genau an.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Buckel ist auch typisch für zu trocken...
bezel
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Beitrag von bezel »

Also, die Gitarre ist wieder mein.

Am 13. Bund, also dort, wo der Hals auf den Korpus trifft ist ein Knick im Griffbrett. Über dem Korpus ist es "gerade". Der Hals macht dann vom Korpusansatz (13.) bis zum Kopf zwar seine Banane, aber nicht tangential zur Decke sondern wie wenn er um 1 Grad nach hinten geknickt wäre.

Es scheppern die E und A Saite, weil sie an diesem Buckel anschlagen, sobald ich einen Akkord spiele.

Bis vor dem ersten Saitenwechsel vor vier Wochen habe ich nicht danach geschaut, weil der Klang bisher keinen Anlass zur Kritik gab.

Vielleicht schaffe ich es, noch ein Builderl einzustellen, falls die beschreibung zu verwirrend ist.
bezel
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Beitrag von bezel »

Hi,

Habe mal versucht ein Bild zu machen. Ich habe noch zwei Linien zur Orientierung eingezeichnet.



[img]http://imageshack.us/photo/my-images/208/img0422sl.jpg
[/img]
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Es wurde ja schon angedeutet, dass so ein "14th fret hump" auch Folge von
Trockenheit sein kann. Das betrifft besonders Gitarren, deren Hals mit einer
Schwalbenschwanzverbindung angesetzt wurde. Ich zitiere:

"The second problem is that I usually experience the 14th fret buzz mostly with
acoustic guitars. Playing up the fingerboard and around the 12th fret is where
we start to experience some fret buzz. We call this the 14th fret hump. A term
related to most traditional dovetail neck joint guitars. This is when the neck joint
meets the sides and the fingerboard is the only wood bonded to the top of the
guitar. When the neck is under humidified and shrinks, becoming smaller, the
fingerboard is still bonded on the top of the guitar. So right around the 12th fret,
the fingerboard is shrinking down from the top and the fingerboard slopes upward
and levels out on the top. This is a common problem because most acoustics have
a dovetail joint."


Wenn diese „Erscheinung“ nur milde ausfällt, kann das ein Gitarrenbauer
über einen Fretjob regeln. Sonst bleibt manchmal nur ein aufwendiger
Neck Reset.

Hier noch ein paar schematische Darstellungen:

Bild

Bild
Gruß
von
Ralf
bezel
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Beitrag von bezel »

Hallo Ralf,

das Bild ist ja mal klasse!

Mich beschäftigt jetzt natürlich die Frage, in wie weit man beim Kauf darauf achten kann, eine Gitarre zu kriegen, die zumindest in ihren Genen weniger anfällig für sowas ist.

Ich gehe allerdings davon aus, dass ein Neckreset nicht zum Alltagsleben einer Gitarre gehört. Zumindest in einem längeren (20-30 J) Zeitraum und einer gewissen Preisklasse (ab ??€).

Anyway ist die Lagerung sicherlich mit entscheidend. Aber die Ursache für einen Chinabuckel wird die Trockenheit nicht ausschliesslich sein. Das betüddeln einer Gitarre ist jetzt auch nichts, was "meins" ist. Ein Koffer im Schatten (Flur) und normale Klimaschwankungen sollte die Gute schon abkönnen.

Ich schwanke noch, was ich mit meiner Klampfe mache, schaue mich aber zumindest mal nach einem Backup-Gerät um. So ein Neckreset ist ja auch nicht an einem halben Tag gemacht...

Weiss jemand zufällig, wie S&P die Hälse befestigt? Ich ging bisher von schrauben aus.
bezel
Beiträge: 14
Registriert: Mo Apr 08, 2013 3:01 pm

Beitrag von bezel »

Hallo Ralf,

das Bild ist ja mal klasse!

Mich beschäftigt jetzt natürlich die Frage, in wie weit man beim Kauf darauf achten kann, eine Gitarre zu kriegen, die zumindest in ihren Genen weniger anfällig für sowas ist.

Ich gehe allerdings davon aus, dass ein Neckreset nicht zum Alltagsleben einer Gitarre gehört. Zumindest in einem längeren (20-30 J) Zeitraum und einer gewissen Preisklasse (ab ??€).

Anyway ist die Lagerung sicherlich mit entscheidend. Aber die Ursache für einen Chinabuckel wird die Trockenheit nicht ausschliesslich sein. Das betüddeln einer Gitarre ist jetzt auch nichts, was "meins" ist. Ein Koffer im Schatten (Flur) und normale Klimaschwankungen sollte die Gute schon abkönnen.

Ich schwanke noch, was ich mit meiner Klampfe mache, schaue mich aber zumindest mal nach einem Backup-Gerät um. So ein Neckreset ist ja auch nicht an einem halben Tag gemacht...

Weiss jemand zufällig, wie S&P die Hälse befestigt? Ich ging bisher von schrauben aus.
mbern
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Registriert: Mo Nov 01, 2010 10:24 am

Beitrag von mbern »

bezel hat geschrieben: Mich beschäftigt jetzt natürlich die Frage, in wie weit man beim Kauf darauf achten kann, eine Gitarre zu kriegen, die zumindest in ihren Genen weniger anfällig für sowas ist.
Wenn du dir eine Gitarre bauen lässt, dann kann dir der Gitarrenbauer genau sagen, bei welcher relativen Luftfeuchtigkeit das Holz deiner Gitarre gelagert wurde. Bei Seriengitarren kannst du die Herstellerseite studieren, oder den Hersteller kontaktieren, der wird sicher eine Antwort wissen.
Zumindest Martin in Nazareth und Lakewood sind sehr bemüht, wenn man denen eine Email schickt - kleine Gitarrenbauer sowieso.
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Pezi
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Beitrag von Pezi »

Hast du schon probiert, den Einstellstab ein wenig zu LOCKERN?
Hier wird dauernd betont, wie stark er angezogen ist (jeder will ihn noch weiter anziehen) und du beschreibst auch, dass sich der Hals nach hinten biegt. Nach meiner bescheidenen Meinung ist das alles ein Indiz für zu stark angezogenen Hals. Ich würd mal 1/4 Umdrehung (ev. sogar 1/2) lösen in der Erwartung, dass der Saitenzug dann den Hals ein wenig mehr Richtung Griffbrett zieht und somit das Schnarren weniger wird.

Ich tippe mal, dass die werksseitig aufgezogenen Saiten vielleicht einen etwas stärkeren Zug ausgeübt haben (als die 11er sowieso!) und offensichtlich auch als deine jetzigen. Das würde ein Lockern des Stabes verlangen.

So wichtig eine Kontrolle der Luftfeuchtigkeit ist, so glaube ich nicht , dass das Schnarren dadurch entstanden ist. Grund: Es ist von einer Sekunde auf die andere aufgetreten: nämlich als du die Saiten gewechset hast. Ich denke, das spricht für sich...

... sind so meine Gedanken zu diesem Thema...
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Pezi hat geschrieben:Hast du schon probiert, den Einstellstab ein wenig zu LOCKERN?
Hier wird dauernd betont, wie stark er angezogen ist (jeder will ihn noch weiter anziehen) und du beschreibst auch, dass sich der Hals nach hinten biegt. Nach meiner bescheidenen Meinung ist das alles ein Indiz für zu stark angezogenen Hals. Ich würd mal 1/4 Umdrehung (ev. sogar 1/2) lösen in der Erwartung, dass der Saitenzug dann den Hals ein wenig mehr Richtung Griffbrett zieht und somit das Schnarren weniger wird.

Ich tippe mal, dass die werksseitig aufgezogenen Saiten vielleicht einen etwas stärkeren Zug ausgeübt haben (als die 11er sowieso!) und offensichtlich auch als deine jetzigen. Das würde ein Lockern des Stabes verlangen.
Meinen ersten Post in diesem Faden hast Du aber gelesen? :wink:
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Pezi
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Beitrag von Pezi »

jay-cy hat geschrieben: Meinen ersten Post in diesem Faden hast Du aber gelesen? :wink:
Ich hab natürlich den ganzen Faden gelesen - der Löwenanteil hatte sich allerdings auf entweder fester anziehen eingeschossen, was m.M. nach verkehrt ist, die anderen haben eine beinahe akademische Feuchtigkeitsdiskussion begonnen. Ich hab übrigens zusätzlich auch Begründungen für meine These angeführt. 8)
Aber offensichtlich stimmst du mir zu, oder?
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Kapo 1. Bund. Finger am 12.Bund.
Die Saite sollte nun zwischen 1.-und12.Bund frei schwingen
Idealer Weise ist am 6/7. Bund ein Abstand zwischen der Saite und der Bundoberkante von 2-4/10mm.
Liegt die Saite am 6/7 Bund auf, Halsstab lockern. Wenns der Abstand größer ist als 1/2mm, Halsstab anziehen. Immer nur 1/8 Umdrehhung zur Zeit. Dann etwas warten, Messen und nachbessern (oder nicht)

Munterbleiben
Christian

P.S. Ich empfehle gerne dieses Buch, welches auch mir vor vielen Jahren sehr half
http://www.amazon.de/Trouble-Shooting-f ... 3802402391
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
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