Sigma hat bis auf die Optik nix mit Martin zu tun

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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MattesD
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Beitrag von MattesD »

Ohren gespitzt! DM5 ? Kannte ich bisher nicht !
Hatte mal ne DM15 und die taugt echt was für 280,00 €
emptypockets
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Beitrag von emptypockets »

Wo ist denn das Problem, wenn Sigma nichts (mehr) mit Martin zu tun hat?

Solange die Gitarren gut sind?

Ich habe neulich eine gebrauchte 000R-28 V angespielt. Das war die am besten bespielbare und klingende Gitarre, die ich seit langem in Händen hatte.
Im Laden habe ich auch Larrivee, Taylor, Martin und Guild angespielt.

Man mag
mich für bekloppt halten: diese Sigma hat sie alle deutlich übertroffen.
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OldBlues
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Beitrag von OldBlues »

emptypockets hat geschrieben: Man mag mich für bekloppt halten: diese Sigma hat sie alle deutlich übertroffen.
..ist mir mit'ner 000R-28 VS ebenso ergangen u. das in 'nem Martin-Shop.
Makellos verarbeitet dazu ein super Klang (u. das zu'nem Preis, der mal'n 5tel des Originals ausmacht),
da zeigte sich sogar der anwesende Verkäufer "überrascht".
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

Also ich habe schon seit 1,5 Jahren eine Sigma 000M-15, das ist die Vollmahagony mit massiver Decke und gesperrtem Boden & Zargen. Diese Gitarre hat 270 EUR gekostet, und ist für den Preis der absolute Hammer! Guter Klang und spielt sich wie Butter.
Kürzlich habe ich mir nun endlich auch das Original, eine Martin 000-15M ergattern können, Neupreis derzeit ca. 1275 EUR

Und nun zur Eingangsfrage: was haben diese beiden Gitarren bis auf die Optik miteinander gemeinsam? Antwort: nicht allzu viel! Zu den Hintergründen dieser Marke wurde ja hier schon alles gesagt, vergleichen wir also mal die beiden Gitarren miteinander.


KONSTRUKTION
Martin: Vollmassiv, hochwertiges Mahagony, Hals aus einem Stück, Sattel und Steg aus Knochen, Pins aus Ebenholz, offene Martin-Mechaniken
Sigma: nur Decke massiv, Mahagony wirkt weniger hochwertig, Kopfplatte und Halsfuß angeleimt, geschlossene (sehr gute) Grover-Mechaniken, Sattel, Steg und Pins aus Plastik.

Ob die Beleistung gleich ist, weiß ich nicht, auch nicht, ob sich die Halsbefestigung unterscheidet. Das Halsprofil ist bei beiden nahezu gleich. Die Martin ist etwas leichter als die Sigma.

OBERFLÄCHE
Martin: etwas dunkler und rötlicher gebeizt, sehr hochwertiger offenporiger Mattlack (wahrscheinlich Nitro)
Sigma: glatte, matte Oberfläche (DD-Lack mit Porenfüller?). Ist zwar unempfindlicher (wird nicht speckig), fühlt sich aber viel billiger an.

Im direkten Vergleich sieht die Martin eindeutig schöner und hochwertiger aus, und fühlt sich auch besser an.

BESPIELBARKEIT: etwa gleich

SOUND
Hier hört jede(!) Ähnlichkeit auf.
Martin: Der Klang ist vor allem erheblich ausgewogener, als man es für dieses Modell erwartet. Alles ist da, Bässe, Höhen, und die Mitten drücken weniger als erwartet. Ganz klar erkennbar der typische Martin-Sound, vielleicht etwas leiser und zurückhaltender als bei den "größeren" Modellen, aber richtig edel mit schönen Obertönen, langem Sustain, und vielen tollen Resonanzen.
Sigma: für sich betrachtet, hat die Sigma einen guten Klang, mit dem man gut leben kann. Allerdings betont mittig, und deutlich "topfig", aber ohne dass es unangenehm wird. Sehr, sehr trocken, dafür aber recht laut und spritzig. Gute leichte Ansprache, recht runde Höhen, aber wenig Möglichkeiten zur Klangformung.

Im direkten Vergleich ist die Sigma etwas lauter und direkter, klingt aber ziemlich grob und flach mit einem komplett anderen Klangbild. Die Martin dagegen ein Feingeist, vielleicht etwas zurückhaltend, aber edel und vielseitig.
Viele Grüße,
Jack

Jack's schöne Gitarrenmusik auf YouTube:
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RB
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Beitrag von RB »

Man muß zunächst mal sehen, daß ein wenig immer Äpfel mit Birnen verglichen werden, wenn man die Preise vergleicht, ohne den Produktionsort in Betracht zu ziehen. Sigma werden aller Wahrscheinlichkeit nach in China oder Vietnam gefertigt und dort sind die Arbeitskosten einfach um eine Zehnerpotenz geringer, als in den USA oder Europa. Da Gitarren auch bei Eischaltung moderner Produktionstechniken in der Herstellung immer noch und wahrscheinlich unvermeidlich zu einem ganz wesentlichen Teil mit Handarbeit verbunden sind, ist das ein ganz wesentlicher Kostenfaktor, der den asiatischen Fertigungsstätten eine enormen Preisvorteil gibt.

In China weiß man inzwischen durchaus, wie man gute Gitarren baut. Das war nicht immer so, aber mittlerweile gibt es doch schon seit einiger Zeit äußerst taugliche Instrumente. Immerhin ist das keine Geheimwissenschaft oder Hexerei.
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

Gitarren mit Eischaltung?
Meine Nachbarn hören oft Bluegrass, ob sie wollen oder nicht!
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RB
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Beitrag von RB »

In China gibt es sicher keine Gitarrentradition, die älter, als die Europäische oder auch die Amerikanische wäre. Ein wenig Verständnis für die Musik-Kultur, die sich mit einem bestimmten Instrument verbindet, gehört schon auch dazu, glaube ich.

Ich glaube auch kaum, daß die Tradition im Instrumentenbau generell in China älter sein sollte, als sonstwo. Warum sollte das so sein ? Das älteste derzeit bekannte Musikinstrument, eine etwa 20.000 Jahre alte Flöte aus einem Knochen stammt immerhin aus Europa. Das ist jetzt kein allzu ernst gemeinter Einwurf, ich meine nur, daß die Musik eine so alte kulturelle Handlungsweise ist, daß ich annehme, daß man kaum den Ursprung oder den Anfang ausmachen könnte.
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Niels Cremer
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Beitrag von Niels Cremer »

RB hat geschrieben:...daß man kaum den Ursprung oder den Anfang ausmachen könnte.
Und auch nicht das Ende, obschon man sich dies mithin ab und an dann doch wünschen täte ... :shock:

Ebenfalls kein ernst gemeinter Beitrag - continue! 8)
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

Tja, so gefühlt schlagen die bei Martin jedes Jahr einen Hunni pro Gitarre auf. Und angeblich soll es bald noch schlimmer kommen, wegen dem Dollarkurs ...
Viele Grüße,
Jack

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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe vor einigen Jahren einmal die Preise aus DM-Zeiten angeschaut und auf den Betrachtungszeitpunkt indexiert. Zu dem Zeitpunkt war der Kurs des Dollar gegen den Euro günstig, daher waren die ganzen US-Hersteller sogar günstiger geworden. Inzwischen macht sich der Kurs allerdings ungünstig bemerkbar.
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

Von 1970 bis 1980 hat sich der Wert des Dollars gegenüber der DM fast halbiert! Ich habe 1980 eine nagelneue D-28 im Laden für 2000 DM gekauft, das wäre ein paar Jahre vorher noch undenkbar gewesen ....
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RB
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Beitrag von RB »

Das entsprach 2014 einem Betrag von knapp 4300 DM, also € 2.198,-. Dafür bekommt man heute auch eine D28. Oder ? Muß mal nachschauen.
rwe
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Beitrag von rwe »

Howein hat geschrieben:
RB hat geschrieben: In China weiß man inzwischen durchaus, wie man gute Gitarren baut. Das war nicht immer so, aber mittlerweile gibt es doch schon seit einiger Zeit äußerst taugliche Instrumente. Immerhin ist das keine Geheimwissenschaft oder Hexerei.
Und vor allem hat China ja auch eine eigene Instrumentenbautradition, die vermutlich um einiges älter ist als die europäische ... die können schon, wenn man sie denn lässt :D
Denn es ist ja einfach so, wenn "billig" bestellt wird und billig bezahlt wird kommt logischerweise auch nur billig raus ... aber dass sie auch anders können haben sie längst bewiesen ...
Na ja, Du bekommst hier schon selektiertes Material. Daraus würde ich nicht auf die aktuelle Qualität des gesamten chinesischen Instrumentenbaus schließen wollen. Selbst in einer dem westlichen Markt offenen Stadt wie Shanghai findest Du in den Läden auch bei traditionellen chinesischen instrumenten kaum eine Qualitätssicheriung. Schrott steht neben guten Instrumenten, z.T. der gleichen Marke angehörig. Insgesamt ist das Level des chinesischen Handwerks deutlich niedriger als das des japanischen. Es bleiben aber noch genug gute Instrumente übrig... Einem Geigenbauer, mit dem ich sprach (oder irgendwie kommunizierte), fehlten grundlegende Transferkenntnisse: Dass der 12. Bund eines Basses, den er da liegen hatte, irgend etwas mit der Oktave zu tun hatte, war neu für ihn.
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RB
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Beitrag von RB »

Es gibt inzwischen welche, die auf eine gewisse Qualität achten, eigene Chinesische Marken, damit meine ich Eastman und Blueridge.
rwe
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Beitrag von rwe »

RB hat geschrieben:Es gibt inzwischen welche, die auf eine gewisse Qualität achten, eigene Chinesische Marken, damit meine ich Eastman und Blueridge.
Gerade bei Eastman habe ich 2012 in Shanghai im gleichen Laden nebeneinander sehr verschiedene Qualitäten vorgefunden. Vielleicht war's ein Ausrutscher, aber immerhin auffällig.
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