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Nylon und Steel parallel ?

Verfasst: Di Dez 14, 2010 8:27 pm
von Lutz
Hallo Gemeinde,
ich bin ja ein Nylonspieler - nun habe ich aber Gelüste, auch mal eine Stahlsaitengitarre zu besitzen - und zu spielen natürlich. Ich hatte mal eine, aber die war im Sattel zu schmal, also zu gross der Unterschied und daher unbequem.

:arrow: Meine Frage: gibt es unter euch einige, die das machen, also wirklich beide Gitarrenformen, Nylon und Steel, halbwegs gleichberechtigt spielen - ohne Profi zu sein, also mit einem gemäßigten Engagement eines Hobbyspielers ?

Wenn ja, habt ihr damit gute Erfahrungen, oder ist es eine dumme Idee und ich sollte lieber bei dem bleiben, was ich schon ein bisschen kann?
Ich will nicht einen ganz neuen Stil lernen, ich finde einfach den Stahlklang auch sehr schön.

Was meint ihr?
Herzlichen Gruß
Lutz

Verfasst: Di Dez 14, 2010 8:39 pm
von Manati
Ich spiele beides. Nicht ganz gleichmäßig, sondern überwiegend Steelstring, aber auch regelmäßig zwischendurch Nylon.

Das ist keineswegs eine dumme Idee, sondern eine große Bereicherung! Bei mir hat vor gut 1,5 Jahren die Anschaffung einer Konzertgitarre und eine Phase, in der ich mich relativ intensiv mit klassischem Stil beschäftigt habe, einen ganz großen Sprung meiner Fähigkeiten ausgelöst.

Stelle dich aber darauf ein, dass der Wechsel immer wieder eine Umgewöhnung erfordert. Ein paar Minuten brauche ich jedesmal, bis ich nicht mehr danebengreife.

Verfasst: Di Dez 14, 2010 9:32 pm
von Rolli
Hi Lutz, ja ich spiel auch beides. Zwar mehr Stahl, aber das liegt nur an der Anzahl der Songs...ansonsten mag ich beides gleich gerne....

Achso und auch deshalb mehr Stahlsaitenmusik weil meine Klassik klanglich nicht an die Mcilroys rankommt...

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 3:42 am
von Herigo
hi, mir geht es wie meinen vorschreibern. das ist gleichberechtigt. zuhause etwas mehr nylon weil ich flamenco lernen will. dafür in der akust. band bisher ausschließlich stahl, da es mir zuviel ist ständig 2 große koffer mitzuschleppen. ein teil des programms übe ich aber trotzdem auf der nylon und könnte das auch sofort in der band so spielen.

du hast den aus meiner sicht einzigen punkt genannt, der wichtig ist wenn man breite griffbretter gewohnt ist oder wie ich etwas zu große hände hat.
letztlich werde ich mir auch mal eine steelstring gitarre suchen müssen die ein deutlich breiteres griffbrett hat. nur wird halt so gut wie nichts gebraucht angeboten so das ich mir wohl irgendwann eine bauen lassen muss. auf der nylon zupfe ich wesentlich entspannter. das hat nichts mit den saiten zu tun. das etwas festere drücken (wenn überhaupt) bin ich gewöhnt.

im vergleich zupfe ich auch auf der martin wesentlich entspannter als auf der larrivée obwohl beide die exakt gleichen maße haben. nur die halsform ist anders. bei der martin kann man den daumen einigermaßen gut hinten halten, bei der larri rutscht er fast zwangsweise nach vorne. darauf sollte man also auch achten da es die griffbrettbreite etwas relativiert. die martin kommt mir breiter vor, was sie definitiv nicht ist (mit der schieblehre nachgemessen).
ansonsten sehe ich überaupt keinen grund der gegen das spiel beider arten spricht.

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 8:12 am
von whitywhiteman
Hi Lutz,

Nylon und Steel parallel (aber nicht gleichzeitig :) ) mach ich auch.
Ich komme auch von der Klassik und fand es wichtig und schwierig die richtige Steel zu finden. Bei der Halsbreite geht bei mir nichts unter 45mm, wobei 46-48 besser sind. Bei der Halsform bevorzuge ich flache Hälse. Ein weiterer Punkt ist die Korpusform. Jumbos und Dreadnoughts sind als Klassiker schon gewöhnungsbedürftig. Nicht nur wegen der Form, auch wegen der Ansprache. Als Ideal haben sich für mich herausgestellt Lowden F-Form oder McIlroy A-Form in der Kombination Zeder/Palisander. Die haben für mich eine super Ansprache, einen warmen Grundton, singenden süßen Diskant und Ausgeglichenheit. Gehen also Richtung Klassik-Gitarre. Wenn du allerdings komplett was anderes mit der Steel machen willst, z.B. Blues, dann probier eine Martin oder Ähnliches aus.

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 9:59 am
von Joachim
Hallo Lutz,

das ist überhaupt keine dumme Idee. Ich spiele hauptsächlich Nylon, aber auch ab und zu sehr gerne Steelstring. Allerdings ist meine Stahlsaitengitarre fast eine klassische Gitarre. Die Basssaiten sind sehr harte Nylonsätze nur die Diskantsaiten sind wirklich Stahl. Ich finde das klingt ganz ausgezeichnet. Empfeheln würde ich Dir eine Form in der Nähe der 000 mit Halsansatz am 12. Bund.

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 11:49 am
von chetpicker
Hallo Lutz,

ich spiele seit vielen Jahren sowohl Nylonstring als auch Steelstring und ich wechsle auch häufig von der klassischen Gitarre zur E-Gitarre und habe keine Probleme, alles eine Frage der Gewohnheit; wobei der Halsbreitenunterschied von klassischen 52 mm auf 43 mm bei der Strat schon beachtlich ist. Aber auch das geht gut.
Die geringsten Umstellungsschwierigkeiten hast Du sicherlich mit einer 00-Größe, 12erBund und 1 3/4 Zoll Griffbrettbreite. Ich habe u.a. eine Thompson T2, die in Ihren Maßen fast mit denen einer klassischen Gitarre identisch ist.

Gruß
Michael

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 2:37 pm
von Lutz
Danke euch allen, für die Ermutigung - und, ja, eine Western fast in der Form einer Klassischen, das wäre das was ich bräuchte.
Und wie es scheint, müsste ich dazu ein bisschen tiefer in die Tasche greifen...
Auf jeden Fall bedeutet mir das viel, zu hören, dass man sich doch gut dran gewöhnen kann.
@herigo:
bei der martin kann man den daumen einigermaßen gut hinten halten, bei der larri rutscht er fast zwangsweise nach vorne. darauf sollte man also auch achten
Mmh, bei mir guckt er eigentlich immer nach vorne :? das kriege ich nicht mehr weg....

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 3:16 pm
von Joachim
Hallo Lutz,

hör mal hier rein, Bach auf einer Stahlsaiten-Gitarre

http://www.youtube.com/watch?v=QwgXcppTGes

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 4:13 pm
von Lutz
Hallo Joachim,
danke, das ist beeindruckend, Bach auf STahlsaiten, sehr perfekt. Noch mehr fühlen kann ich aber noch bei dem hier, auch Bach auf Stahlsaiten:
http://www.youtube.com/watch?v=0N0-m4AbF3Q
kennste den schon? :D

Bei meinen Recherchen binich jetzt auf Seagull Gitarren gekommen. Scheint das zu sein, was ich suche, Sattel 46mm, Maritim Folk oder Performer Folk mit Godin Elektronik.... Mal schauen.... passt auch besser ins Budget....

Gruss
Lutz

Verfasst: Mi Dez 15, 2010 4:53 pm
von bookwood
Hallo Lutz,

nachdem ich mich jetzt fast 2 Jahre mehr mit Nylons ( :oops: :wink: ) beschäftigt habe, sind gelegentliche
Ausflüge auf die E-Gitarren durchaus gewöhnungsbedürftig. Von meiner Schmalhals-Takamine
habe ich mich inzwischen komplett verabschiedet und sie durch eine billige, kompakte, klanglich
etwas eingeschränkte, aber toll verabeitete und bespielbare Johnson JO-42 mit 44,5 mm-Hals
und eine Lakewood mit 46er Hals ersetzt. Das geht viel besser!

Ein Test der günstigen Serien aus dem Hause Godin kann ich übrigens empfehlen. Ich war bisher
oft überrascht, was die in Relation zum Preis an Klang bieten.

Verfasst: Do Dez 16, 2010 9:42 pm
von bluesballads
Hallo Lutz!
Ich war jahrelang nur auf Nylon, Schuld war bei mir nur die Bossanova...
Dann faszinierte mich der Klang der Resonatorgitarre, zunächst der Dobro, und jetzt, wo ich weiß, dass National Gitarren ursprünglich nicht wie Blecheimer klingen sollten, und dies auch nicht müssen, die Singlecone Resonatorgitarren.
Richtig zufrieden bin ich erst, seit sich der Gitarrenbauer noch einmal meine Resonatorgitarre vorgenommen hat: sie hatte ursprünglich ein leicht gewölbtes Griffbrett; er dachte, ich könnte mich daran gewöhnen, und das kann man grundsätzlich auch. Aber: richtig heimisch fühle ich mich erst, seit das Griffbrett plan ist, bei 47-48mm Sattelbreite. Da sind 13er Saiten drauf, allerdings herunter gestimmt. Wenn ich nicht Open Tuning spiele (C oder F), stimme ich sie in Standard, nur einen Ganzton tiefer (D, G, C, f, a, d). Das fühlt sich gut an, und darauf spiele ich sogar Bossas, bis hin zu den Recuerdos de la Alhambra oder la Catedral von Barrios...
Reine Steelstrings mag ich nur in Parlorform und eben mit flachem, breitem Griffbrett, aber wie gesagt: an eine gut gebaute Resonatorgitarre kommt klanglich für mich nichts heran.
Für die Bossas bleibt aber die Nylonstring die erste Wahl.
Gruß,
Markus.

Verfasst: Do Dez 16, 2010 10:42 pm
von Lutz
Danke, wirklich danke, euch allen, für die Anregungen. Das arbeitet jetzt in mir...
@ bluesballads: Recuerdos - La Catedral ... :shock: oh lalà !

Lutz

Verfasst: Fr Dez 17, 2010 10:13 am
von rainbow
es kommt drauf an, was Du mit der Steelstring vor hast.

Wenn Du dieselben Klassikstücke mit einem anderen Sound spielen willst, wie bisher auf Nylon, dann sollte das Modell wohl ähnlichen Korpus, ggf. Halsansatz am 12. Bund und einen nicht zu schmalen Hals haben

Die Lakewood A Modelle gehen meine ich in diese Richtung

es kann aber auch mächtig Spass machen, eine ich sage mal "reinrassige" Stahlsaitengitarre zur Hand zu nehmen und dort ganz andere Spieltechniken anzuwenden.

Ich z. B. spiele einfach gerne Sachen nach ...

und dann eben Reinhard Mey auf einer Klassik-Nylon, Neil Young auf der Dreadnought, um es mal ganz pauschal zu sagen

Der Wechsel ist eigentlich unproblematisch ...

nur wenn man Fingerpicking machen will, ist manchmal ein 43 mm Griffbrett zu schmal - hängt auch von den Fingern ab ;-)

und für manche Klassiksachen waren mir sogar die 48 mm der Yamaha Yamaha CGX-171 CCA
zu knapp, da fand ich die 52 mm einer üblichen Klassikgitarre besser

je nach Song braucht man auch schon mal etwas mehr Platz um den 12. Bund, da ist unter Umständen ein "Klassik-Klon" mit Halsansatz am 12. Bund unkomfortabel. Cutaway (pardon :oops: ) oder Übergang am 14. Bund bietet da mehr Möglichkeiten - auch wenn man mal mit Capo transponieren will

Verfasst: Sa Dez 18, 2010 7:11 pm
von troubadix
Hallo Lutz,

ich spiele auch beides und wechsele zwischendurch auch noch zur Laute. Das ist dann allerdings ein Umstieg, der etwas schwieriger ist.
Aber der Wechsel von Konzertgitarre zur Steelstring ist gut machbar. Das dauert bei mir wenige Minuten und dann weiß ich wieder, wie der schöne Ton zu spielen ist.