Toleranzen beim Halsprofil

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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Holger Hendel
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Toleranzen beim Halsprofil

Beitrag von Holger Hendel »

Moin zusammen. Ich habe einen guten Gitarrero-Kollegen der sich mal von einem deutschen Gitarrenbauer eine Gitarre hat bauen lassen. Cumston shop, Sie sollte von den Präferenzen her genau so sein wie das bekannte Modell von der Stange, ich weiß jetzt im Einzelnen nicht mehr, welche Dinge er anders haben wollte. Sicher war es irgendwas unwichtiges wie ein cut oder so... ;)

Jedenfalls bemerkte er im Gitarrenladen, über den der deal ablief, beim Abholen / Anspielen der Gitarre, dass offenbar das Halsprofil nicht dem verlangten entsprach. Es sollte so sein wie beim Modell von der Stange, an seiner custom shop Gitarre war es aber wohl dicker.

Das kann ja mal vorkommen und es ließe sich gewiss auch nachträglich ausbügeln, das Kuriose für mich an der story ist jetzt:

Im Laden wollte ihm keiner glauben, dass er sowas spüren könne, immerhin hatte er ja kein Maßband angelegt. ;) Sämtliche Verkäufer und auch einige fachkundige Kunden meinten zu ihm wohl nur, dass er das auf keinen Fall spüren könne, ob der Hals jetzt dicker oder dünner sei. Wohl hat man auch versucht ihn als Wichtigtuer abzutun...wie auch immer.

Schon sehr spaßig, immerhin waren es Fachleute in einem größeren Musikladen in Hannover.

Ich habe es auch gemerkt. Und zwar sofort, ich würde fast behaupten in der ersten Sekunde, als ich auf seiner custom shop spielte. Denn ich kenne die analoge Stangen-Gitarre sehr gut und so einen Unterschied merkt man einfach. Im Laden wurde dann nachgemessen. Die Umfänge wichen wohl um einen mm voneinder ab, die genau Ziffer weiß ich nicht mehr.

Jetzt würde mich mal interessieren als für wie wichtig die Schwarmintelligenz die Beschaffenheit des Halsprofils befundet. Ich habe für mich festgestellt, dass es ganz schrecklich ist ständig auf seiner Lieblingsgitarre zu donnern und dann plötzlich auf eine Ersatzgitarre mit anderem Halsprofil umsteigen zu müssen. Wenn man richtig schlanke Hälse wie z.B. bei einer Charvel gewohnt ist kommt einem der ESP-Hals plötzlich baumstammdick vor.

So eine alte Hopf habe ich im Keller hängen, die hat einen wirklich fetten, astdicken Hals. Das beeinflusst dann sogar meine Spieltechnik, habe ich zufällig mal bemerkt; best. Bewegungsabläufe führe ich auf der einfach anders aus als auf einer Gitarre mit´nem schlankeren Hals.

Ach ja, die Geschichte ist übrigens so ausgegangen, dass sich mein Kollege für die custom shop mit dem fetten Hals entschieden hat. Warum weiß er glaube ich selbst nicht. :?
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stephan
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Re: Toleranzen beim Halsprofil

Beitrag von stephan »

Holger Danske hat geschrieben:Ich habe es auch gemerkt. Und zwar sofort, ich würde fast behaupten in der ersten Sekunde
Moin Holger,
genau so ginge es mir auch. Ich merke sowas sofort.
Ich denke, wenn man "nur" eine Gitarre hat, dann ist das Spielen auf einer mit anderem Hals gewöhnungsbedürftig.
Hat man aber mehrere, dann geht das problemlos, weil man das tägliche "Umsteigen" auf eine andere Halsform gewohnt ist.

Apropos dicker Hals: ich habe eine Gitarre, deren Hals sogar in die Gitarrengeschichte einging, weil er so dick war.
Diese Gitarre hatte ich im Gitarrenladen angespielt und fand den Ton überwältigend.
Wegen der Halsdicke hatte ich aber Bedenken, denn so einen fetten Hals hatte ich noch nie gespielt.
Egal, ich hab' die Bedenken über Bord geworfen und das Teil gekauft.
Eine meiner besten Entscheidungen; ich habe mehrere Gitarren und das Spielen auf diesem super dicken Hals kommt mir nun, da ich ihn kenne, völlig selbstverständlich vor.
Auch beim Umsteigen vom sehr schlanken Hals.

Gruß
Stephan
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Die Gitarren, die ich spiele haben alle ein D-Profil. Gitarren mit V-Halsprofil spiele ich nicht so gerne, weil ich jetzt auch nicht die Riesenhände habe. Gewohnheitssache eben.
Aber unter den Gitarren mit D-Profil ist mir der ein oder andere Millimeter echt schnurzegal.
Was deinen Bekannten betrifft - ich denke, er spielt auch nicht nur eine Gitarre und wird es wohl verkraften können. Ich denke, dass man bei der Bestellung einer Custom-Gitarre vorher darauf hinweisen sollte, dass man die Maße eben Millimetergenau haben möchte. Ansonsten nehmen sie die Schablonen, die sie haben und schustern nur ein dem Modell annähernd gleiches Stück zusammen.
Was die Spürbarkeit des Millimeterunterschieds betrifft, so glaube ich, dass der Käufer so etwas zwar spüren kann, der Verkäufer aber aus verkaufstechnischen Gründen natürlich abstreitet. Liegt wohl in der Natur des Berufs. Wer nimmt schon gerne eine Custom wegen eines Millimeters zurück, wenn er den Kunden nochmal rum kriegt. Versuchen kann man's ja mal.
Fayol
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Re: Toleranzen beim Halsprofil

Beitrag von Fayol »

Holger Danske hat geschrieben: ...
Ich habe es auch gemerkt. Und zwar sofort, ich würde fast behaupten in der ersten Sekunde, als ich auf seiner custom shop spielte. Denn ich kenne die analoge Stangen-Gitarre sehr gut und so einen Unterschied merkt man einfach. Im Laden wurde dann nachgemessen. Die Umfänge wichen wohl um einen mm voneinder ab, die genau Ziffer weiß ich nicht mehr.
...
hallo holger,

mein vater war friseurmeister. der hat es sofort gemerkt, wenn jamand anders mit seiner :!: schere haare geschnitten hat. (da war regelmäßig massiver ärger im anflug!) und dieses erfassen/erfühlen -wie man es auch immer bezeichnen mag, läßt sich mit zifferen bzw. messen nicht nachweisen.

für mich war es ein rätsel warum das so war :?: :roll: :bl: aber es war halt so.

und das halsprofil einer gitarre zu erfühlen, und wenn es sich "nur" um millimeter handelt, ist so glaube ich es, schon fast selbstverständlich. um so unverständlicher ist mir die ungläubigkeit der "fachleute" im geschäft.

anmerk.:
meine jüngere schwester hat übrigens mal mit der schere meines vaters einmal einen :!: schnitt durch zeitungspapier gemacht. als mein vater am nächsten tag einem kunden die haare schneiden wollte, hat er seine arbeit unterbrochen. er ist mit der schere zu uns kinder gekommen, und hat gefragt, wer mit der schere geschnitten hat. meine schwester hat, da noch lächtelnd, "ich war das." gesagt. als nächstes hat sie kommentarlos eine ar...voll gekriegt. sie hat die scheren meines vater nicht wieder angerührt. ich übrigens auch nicht. :wink:
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Ja erspüren kann man das sofort. Es kommt dann drauf an, welchen Einfluss das hat. Ich bin was Halsformen angeht recht tolerant geworden und komme gut mit allem möglichen klar. Ich bin der Chef und sag der Gitarre wo es langgeht. Wenns passt ist gut, wenn nicht adé
Schöne Grüße, Rolli
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