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Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Do Nov 27, 2025 8:51 pm
von AndiWi
Hallo zusammen,
wer viel in verschiedenen Tunings spielt und oft umstimmt, wird das Problem kennen, dass Saiten dann vermehrt an der Mechanik reißen, auch vor dem klanglichen Ende ihrer Lebenszeit. Die Güte der Mechaniken wird sicher eine Rolle spielen, aber zuletzt bestätigte mir auch ein Profi mit entsprechend hochwertigem Instrument dieses Problem.
Was ich mich frage: Hat es dabei einen Einfluss, ob man konventionelle (im Sinne von weiter verbreitet) Mechaniken in geschlossener Kopfplatte hat oder Fensterkopfmechaniken? Bei letzteren könnte man ja prinzipiell Wellen mit größerem Durchmesser einsetzen, was zu größeren Biegeradien und damit geringerer Belastung der Saiten führen würde. Allerdings habe ich den Eindruck (mangels entsprechender Instrumente in meinem Umfeld hauptsächlich durch Fotos im Netz), dass Fensterkopfmechaniken für Stahlsaiten ebenfalls eher dünne Wellen besitzen (im Vergleich zu denen für Nylonsaiten). Stimmt dieser Eindruck? Und abseits aller Theorie: Kann jemand aus Erfahrung einschätzen, ob die Art der Mechanik einen Einfluss auf das o.g. Problem hat?
Eine theoretische Überlegung doch noch: Denkbar wäre auch, dass Fensterkopfmechaniken vorteilhaft sind, weil die Wicklungen nicht/weniger aneinander gedrückt werden.
Viele Grüße
Andreas
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Fr Nov 28, 2025 12:02 pm
von Sperris
Ich bin im Bekanntenkreis dafür bekannt, dass ich, sobald ich eine Gitarre in die Hand nehme, erst einmal umstimme. Ich spiele auf meinen Gitarren die verschiedensten Tunings und stimme permanent rauf und runter. Ich habe wenig bis gar keine Probleme mit Saiten, die beim Umstimmen reißen. Und wenn sie denn mal doch reißen, dann nie an der Mechanik, sondern immer am Sattel. Und das meist beim runter stimmen. Meiner Erfahrung nach reißen die Saiten, weil der Sattel nicht passt (Sattelkerben etwas zu eng) oder aus Kunststoff, sprich ohne Knochenfett ist. Etwas Graphit (vom Bleistift) am Sattel hilft meiner Erfahrung nach auch.
Gruß Ralf
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Sa Nov 29, 2025 12:35 pm
von AndiWi
Hallo Ralf,
danke für diesen Einblick. Der Sattel ist bei mir definitiv nicht die Schwachstelle (die Bruchstelle ist direkt an der Mechanik), und das Reißen passiert auch eher beim (wieder) hochstimmen. Aber das mit dem Schmieren bringt mich auf die Idee, das mal an der Mechanik zu probieren, z.B. etwas Silikonfett o.ä. auf die Saitenwindungen anzubringen.
Den Sattel habe schmiere ich ohnehin hin und wieder, weil ich in einem Stück Bendings hinter dem Sattel spiele und sonst die Saite nicht wieder auf die richtige Tonhöhe zurückrutscht.
VG
Andreas
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Sa Nov 29, 2025 12:42 pm
von Frithjof
AndiWi hat geschrieben: ↑Sa Nov 29, 2025 12:35 pm
...(die Bruchstelle ist direkt an der Mechanik), und das Reißen passiert auch eher beim (wieder) hochstimmen. ...
Dann kann es sein, dass in dem Loch, das auf der Welle die Saite aufnimmt, vom Bohren ein Grat übrig geblieben ist, der nicht entschärft / entgratet wurde.
Das geht mit einer kleinen ovalen oder runden Schlüsselfeile ganz gut auch an der eingebauten Mechanik.
Schöne Grüße
Frithjof
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Sa Nov 29, 2025 1:09 pm
von Gitarrenmacher
Frithjof hat geschrieben: ↑Sa Nov 29, 2025 12:42 pm
AndiWi hat geschrieben: ↑Sa Nov 29, 2025 12:35 pm
...(die Bruchstelle ist direkt an der Mechanik), und das Reißen passiert auch eher beim (wieder) hochstimmen. ...
Dann kann es sein, dass in dem Loch, das auf der Welle die Saite aufnimmt, vom Bohren ein Grat übrig geblieben ist, der nicht entschärft / entgratet wurde.
Das geht mit einer kleinen ovalen oder runden Schlüsselfeile ganz gut auch an der eingebauten Mechanik.
Schöne Grüße
Frithjof
Könnte ich mir auch vorstellen. Schlecht entgratete bzw. scharfkantige Wellenbohrungen.
Das Reißen auf stehende oder liegende Wellen zurückzuführen, ist nicht erklärbar.
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: So Nov 30, 2025 12:04 am
von saitentsauber
AndiWi hat geschrieben: ↑Sa Nov 29, 2025 12:35 pm
weil ich in einem Stück Bendings hinter dem Sattel spiele
Verständnisfragen (sicherheitshalber): 1. Was ist mit "in einem Stück" gemeint? 2. Wo genau ist "hinter dem Sattel" - zwischen Sattel und Mechanik?
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: So Nov 30, 2025 12:18 am
von landmesser
AndiWi hat geschrieben: ↑Do Nov 27, 2025 8:51 pm
wer viel in verschiedenen Tunings spielt und oft umstimmt, wird das Problem kennen, dass Saiten dann vermehrt an der Mechanik reißen, auch vor dem klanglichen Ende ihrer Lebenszeit.
Kann ich nicht bestätigen, das Problem ist mir seit 50 Jahren nicht bekannt.
Ich bin Grobmotoriker, putze meine Gitarre nie (Hallo T...) und wechsle meine Saiten so im Zweijahresrythmus. Saitenverschleiss beim Umstimmen ist kein mir bekanntes Problem. Ich bringe allerdings jedes Instrumnent, das ich kaufe, einmalig zum Gitarrenbauer zur optimalen Einstellung.
Die Theorie, dass Saiten beim umstimmen leiden, ist uralt. Ich halte dies für eine Verschwörung der klassischen Gitarrenlehrer, weil Umstimmen das Gitarrenspiel ungemein erleichtern kann. Wenn Gitarren aber viel leichter spielbar sind, macht das Spielen auch ohne Lehrer Spaß und ist deshalb geschäftsschädigend.
Nur mein unmassgeblicher Senf
landmesser
ps-se
- Aus dem gleichen Grund wird das deutsche Traditionsinstrument Waldzither an keiner Musikschule unterrichtet. Jeder Bluesmusiker aus dem Delta kann es aber ohne Nachdenken spielen.
- dann kann ich ja nicht hundert Stunden mit Notenlesen abrechnen (Tabulatur lernt man in 10 Min)
- die Leute können dann ja nicht im Sinfonieorchester spielen, sondern nur Musik, die ihnen Spaß macht
- tbc
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: So Nov 30, 2025 8:27 am
von kaman
AndiWi hat geschrieben: ↑Sa Nov 29, 2025 12:35 pm
Der Sattel ist bei mir definitiv nicht die Schwachstelle (die Bruchstelle ist direkt an der Mechanik), und das Reißen passiert auch eher beim (wieder) hochstimmen.
Wenn die Saite beim hochstimmen am Sattel hakt, reist sie vermutlich zwischen Sattel und Mechanik. Wenn die Mechaniken eh von schlechter Qualität sind, kannst du ja neue montieren. Gute Mechaniken sind Gold wert und ein Knochensattel vom Gitarrenbauer sowieso. Ich habe seit ca. 15 Jahren nur noch Gitarren mit Knochensattel und da ist mir seither keine einzige Saite mehr gerissen.
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Mo Dez 01, 2025 4:43 pm
von tomis
Ganz damals früher hatte ich eine ibanez westerngitarre.
Da ist ständig die G Saite gerissen.
Bis ich den obigen Tipp mit dem feilen an der Mechanik gemacht habe.
Mir ist schon ewig keine Saite mehr gerissen, trotz ständigen umstimmen.
Wie schon erwähnt wurde.
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Di Dez 02, 2025 6:52 pm
von AndiWi
Hi,
danke für die Antworten! Dann nehme ich als Fazit raus, dass 1. ich beim nächsten Saitenwechsel mal die Mechaniken anschaue, ob da noch Grate fühlbar sind und 2. diese Thematik bei einem zukünftigen Gitarrenkauf nicht relevant für die Entscheidung Fensterkopf oder nicht ist.
Die Mechaniken habe ich schon mal getauscht, die sind aus der Kategorie 50-60 Euro. Schaller o.ä. wäre für den Gesamtwert der Gitarre übertrieben gewesen und da ich sie beim örtlichen Musikhändler gekauft habe, gehe ich davon aus, dass es kein Schrott ist (die Funktion ist auch tadellos gegeben). Aber es ist natürlich gut vorstellbar, dass da an der Endbearbeitung gespart wurde.
VG Andreas
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Di Dez 02, 2025 6:56 pm
von AndiWi
saitentsauber hat geschrieben: ↑So Nov 30, 2025 12:04 am
AndiWi hat geschrieben: ↑Sa Nov 29, 2025 12:35 pm
weil ich in einem Stück Bendings hinter dem Sattel spiele
Verständnisfragen (sicherheitshalber): 1. Was ist mit "in einem Stück" gemeint? 2. Wo genau ist "hinter dem Sattel" - zwischen Sattel und Mechanik?
In einem Stück = in einer bestimmten Komposition (konkret:
https://der-borg.bandcamp.com/track/unt ... n-kiedrich). Und ich meine die Technik, zwischen Sattel und Mechanik die Saite zu drücken, um auf leeren Saiten oder Flagoletts Bendings oder Vibrato zu spielen.
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Di Dez 02, 2025 7:14 pm
von AndiWi
landmesser hat geschrieben: ↑So Nov 30, 2025 12:18 am
Die Theorie, dass Saiten beim umstimmen leiden, ist uralt. Ich halte dies für eine Verschwörung der klassischen Gitarrenlehrer, weil Umstimmen das Gitarrenspiel ungemein erleichtern kann. Wenn Gitarren aber viel leichter spielbar sind, macht das Spielen auch ohne Lehrer Spaß und ist deshalb geschäftsschädigend.
Hm, eine Metallsaite wird beim Aufwickeln definitiv plastisch verformt, sonst wäre sie nicht gekringelt, wenn man sie abmacht. Ich gehe davon aus, dass sie beim Abwickeln (=runterstimmen) dann wieder ein Stück weit zurückverformt wird. Wenn sich dieser Zyklus oft wiederholt, ist es plausibel, dass irgendwann Materialermüdung auftritt. Es kann natürlich sein, dass das mit guten Mechaniken länger dauert als die Saite aus klanglichen Gründen noch benutzt wird.
landmesser hat geschrieben: ↑So Nov 30, 2025 12:18 am
ps-se
- Aus dem gleichen Grund wird das deutsche Traditionsinstrument Waldzither an keiner Musikschule unterrichtet. Jeder Bluesmusiker aus dem Delta kann es aber ohne Nachdenken spielen.
- dann kann ich ja nicht hundert Stunden mit Notenlesen abrechnen (Tabulatur lernt man in 10 Min)
- die Leute können dann ja nicht im Sinfonieorchester spielen, sondern nur Musik, die ihnen Spaß macht
- tbc
Tatsächlich gibt es wohl eine Methode (eine Grundschullehrerin aus dem Freundeskreis berichtete mir das), bei der in offen C gestimmt wird und die Leute dann im Prinzip nur Barrégriffe spielen. Finde ich jetzt auch nicht so toll, weil damit keine Mollakkorde möglich sind und es ja etwas `hölzern` klingt, nur mit parallel verschobenen Akkorden zu spielen. Den Ansatz Droneklang auf den tiefen Saiten + Melodie spielen auf den oberen Saiten finde ich da spannender, aber wahrscheinlich geht es bei der genannten Methode halt darum, schnell einfache Lieder begleiten zu können, z.B. für Kindergarten, Schule etc.
Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Di Dez 02, 2025 8:21 pm
von kaman
AndiWi hat geschrieben: ↑Di Dez 02, 2025 7:14 pm
Tatsächlich gibt es wohl eine Methode (eine Grundschullehrerin aus dem Freundeskreis berichtete mir das), bei der in offen C gestimmt wird und die Leute dann im Prinzip nur Barrégriffe spielen.
Nur Barrégriffe ?
Barrégriffe sind ja das Schlimmste.

Re: Saitenrisse durch Umstimmen - Fensterkopf vs. geschlossene Kopfplatte?
Verfasst: Di Dez 02, 2025 9:52 pm
von landmesser
Zwei Finger reichen bei der Waldzither für die Grundakkorde aus. Warum sich Stress machen?
