Ulrich Peperle hat geschrieben:Aber Respekt darf keine Einbahnstraße sein - wenn jemand bei mir einen Komponisten spielen möchte, der seine Werke in Standardnotation überliefert hat, dann soll er gefälligst dessen Notationssprache erlernen - basta. Wenn er damit anfangs noch Leseprobleme hat, dann darf er sich gerne eine Tab-Version anfertigen. Dabei trainiert er nicht nur unterschiedliche Darstellungsformen, sondern kommt auch zu der wesentlichen Einsicht, dass Notationsformate letztlich immer nur niedere Mittel zum höheren Zweck sind.
Das sehe ich auch so. Als mich Schüler auf Tabulatur ansprachen, bot ich ihnen an, 3 bekannte Stücke als Tabulaturversion zu erarbeiten. Die Tabulaturen hatte ich selbst als Tab-Only Version erstellt und stammten aus meinem damaligen Lieferprogramm. Es waren die spanische Romanze, 4 Differencias (Narváez) und die Harfenfantatsie (Mudarra). Evtl. war auch was von Tárrega und Albéniz dabei. Die beiden Renaissance-Stücke lagen als Originalausgabe zwar nicht in Noten vor, aber sie waren als Notenausgabe in einem Sammelband. Zudem hatten sie ein anderes Taktmaß.
Alle drei Schüler kamen zu der Erkenntnis, dass die Tabulatur dieselbe klangliche Umsetzbarkeit bewirkt, wie die Notenausgabe. Gleichzeitig stellten sie fest, dass harmonische Zusammenhänge aus der Tabulatur nicht hervorgingen und die Notation von mehrstimmigen Bereichen in ihrer Zuteilung auf Grund des eingeschränkten Höhenabstands an den betreffenden Stellen etwas gewöhnungsbedürftig zu erfassen war. Für sie konnte die Tabulatur nur als "Krücke" dienen, weil es für sie wichtig war, über den Notenverlauf eine vorab eine klingende Vorstellung zu entwickeln. Bei der Tabulatur ist an dieser Stelle Schluss.