Warum gibt es mehr Tabs als Partituren auf dem Internet ?

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tele
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Beitrag von tele »

Allerdings sei hier die Frage erlaubt, ob es überhaupt sinnvoll ist, Musik zu spielen, die man in ihrer originären Form nicht lesen kann.
Dann werde ich wohl nie was von Hans Neusiedler spielen dürfen.
Deutsche Lautentabulaturen kann ich nämlich beim besten willen nicht entziffern, das Umrechnen von Buchstaben in Zahlen...
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Ich glaub da ist ein Missverständnis ... der Junge will pop-rocken, nicht weich-ei-klassiken ... :D Damit kann man doch keine Freundin finden - oder nur depressive Ballet-Tänzerinnen ;)
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Ich habe seinem Vater angeraten er könne mal in einem Musikladen gehen (ist aber schwer aufzufinden, wir hatten hier mal ein altes Haus, aber der Mann war so alt wie sein Geschäft und keiner wollte ihm folgen). Da gibt es so "Top-hits" Partitur wo modernes (leider oft sehr schlecht) notiert wurde, aber wo man schon seinen Spass haben kann mit 10-15 Stücken.
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doc
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Beitrag von doc »

@Ulrich: Viel zu lesen, gibt's auch mal was zu hören?
doc
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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string
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Beitrag von string »

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@Ulrich: Viel zu lesen, gibt's auch mal was zu hören?
doc
Doc, wartest Du auf Ulrich`s Hörbuch?? :D
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sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Davanlo hat geschrieben:
Mit Noten kann man sehr einfach musikalische Zusammenhänge vermitteln. Mit Tabulaturen ist das nicht möglich.
Da muss ich wiederpreschen ... wenn Griffe und Melodie auf der Tabulatur stehen (und man die Noten (nicht Notation) kennt und die Rollen der Noten im Kontext springt einem die Harmonie im Gesicht ...
Dann hast Du etwas falsch verstanden. Der typische Tabulaturspieler kann keine Noten lesen. Die formale Struktur der Intervalle zur elementaren Akkordkonstruktion - nicht wie Akkorde als Griffbilder dargestellt werden! - und dem Grundgerüst der Harmoniestruktur im Zusammenhang ist mit der Tabulatur nicht möglich. Es gibt zwar einen Ansatz, dies durch Abzählen von Halbtonschritten und den Wechsel von Saiten in die Tabulatur zu übertragen, doch das hat sich nicht durchgesetzt, weil es ein viel zu komplexer Denkprozess ist. Im Notenbild kann man die Intervalle ganz einfach und mit einem einzigen Blick sofort erfassen, ebenso die harmonische Struktur (die Grundlagen der allgmeinen Musiklehre vorausgesetzt). Die Tabulatur gibt dies nicht her.
Liebe Grüße
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Davanlo hat geschrieben:Er kann (und will ?) keine Tabulatur lesen, sein Lehrer hat davon streng abgeraten, weil Griffe und Tabs die Spieltechnik verschrotten (ich zitiere). Er suchte moderne Sachen in Notation auf dem Internet, und so tauchte diese Frage auf.
Das sind die besserwissenden Klugscheißer, die sich gerne da kratzen, wo sie meinen, dass es andere juckt. So jemanden sage ich maximal 1x, dass ich für den Unterricht zuständig bin und er mein Programm gebucht hat. Und wenn er nun andere Vorstellungen hat, dann passen wir eben nicht zusammen. Meine Erfahrung: Für jeden doofen Vertragspartner gibt es mindestens 2 oder 3 bessere, wenn der weg ist. Ganz konkret würde ich mich von so jemanden trennen, weil die immer wieder mit irgendeinem Sch... zu schon gelegten Eiern ankommen und einem lange Telefonate in der Freizeit aufzwingen. Dafür war mir meine Freizeit immer zu wertvoll, meine Arbeit aber auch.
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ulrich Peperle hat geschrieben:Aber Respekt darf keine Einbahnstraße sein - wenn jemand bei mir einen Komponisten spielen möchte, der seine Werke in Standardnotation überliefert hat, dann soll er gefälligst dessen Notationssprache erlernen - basta. Wenn er damit anfangs noch Leseprobleme hat, dann darf er sich gerne eine Tab-Version anfertigen. Dabei trainiert er nicht nur unterschiedliche Darstellungsformen, sondern kommt auch zu der wesentlichen Einsicht, dass Notationsformate letztlich immer nur niedere Mittel zum höheren Zweck sind.
Das sehe ich auch so. Als mich Schüler auf Tabulatur ansprachen, bot ich ihnen an, 3 bekannte Stücke als Tabulaturversion zu erarbeiten. Die Tabulaturen hatte ich selbst als Tab-Only Version erstellt und stammten aus meinem damaligen Lieferprogramm. Es waren die spanische Romanze, 4 Differencias (Narváez) und die Harfenfantatsie (Mudarra). Evtl. war auch was von Tárrega und Albéniz dabei. Die beiden Renaissance-Stücke lagen als Originalausgabe zwar nicht in Noten vor, aber sie waren als Notenausgabe in einem Sammelband. Zudem hatten sie ein anderes Taktmaß.

Alle drei Schüler kamen zu der Erkenntnis, dass die Tabulatur dieselbe klangliche Umsetzbarkeit bewirkt, wie die Notenausgabe. Gleichzeitig stellten sie fest, dass harmonische Zusammenhänge aus der Tabulatur nicht hervorgingen und die Notation von mehrstimmigen Bereichen in ihrer Zuteilung auf Grund des eingeschränkten Höhenabstands an den betreffenden Stellen etwas gewöhnungsbedürftig zu erfassen war. Für sie konnte die Tabulatur nur als "Krücke" dienen, weil es für sie wichtig war, über den Notenverlauf eine vorab eine klingende Vorstellung zu entwickeln. Bei der Tabulatur ist an dieser Stelle Schluss.
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pfunk
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Beitrag von pfunk »

... kurze Zwischenfrage: Ist Musik eigentlich irgendwas zum Lesen?
Oder sollte man sie doch lieber hören und spielen? 😉
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Die formale Struktur der Intervalle zur elementaren Akkordkonstruktion - nicht wie Akkorde als Griffbilder dargestellt werden! - und dem Grundgerüst der Harmoniestruktur im Zusammenhang ist mit der Tabulatur nicht möglich. Es gibt zwar einen Ansatz, dies durch Abzählen von Halbtonschritten und den Wechsel von Saiten in die Tabulatur zu übertragen, doch das hat sich nicht durchgesetzt, weil es ein viel zu komplexer Denkprozess ist. Im Notenbild kann man die Intervalle ganz einfach und mit einem einzigen Blick sofort erfassen, ebenso die harmonische Struktur (die Grundlagen der allgmeinen Musiklehre vorausgesetzt). Die Tabulatur gibt dies nicht her.
Ich verstehe was du meinst, aber es gibt mehrere Wege zur selben Wahrheit ... Intervalle kann man auch von den geometrischen Relationen auf dem Griffbrett lesen, oder von der Rolle jeder Note in der Skala jeglicher Tonarten ... aber eher am Instrument als am Blatt, aber dann kennt man eigentlich genug Musik um (mühsam) auch Notation zu lesen.
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

pfunk hat geschrieben:... kurze Zwischenfrage: Ist Musik eigentlich irgendwas zum Lesen?
Oder sollte man sie doch lieber hören und spielen? 😉
Musik soll auch geteilt und bewahrt werden ... Aufnahme und Notation haben da eine Rolle.
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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doc
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Beitrag von doc »

Ulrich Peperle hat geschrieben:und eine noch kleinere Gruppe, die über die Abstraktion schreibend und lesend reflektieren kann.
Dazu zähle ich Dich :wink:
doc
PS. Einmal Theodor W. Adorno erwähnen und dann ist Ruhe im Karton.
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RB
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Beitrag von RB »

Doc, wenn das mal keine überflüssige Existenzbekundung war. Adorno und Musik, das ist mir jedenfalls neu.
Vielleicht sollte man sich grundsätzlich mehr am Ergebnis des Gelingens als "Wert an sich" orientieren (das "Spielenkönnen", egal ob oder wie es notiert ist), und diesen Wert nicht unter den spaßfreien Maßstäben eines fundamentalistischen, prostestantisch-kapitalistischen Arbeitsethos davon abhängig machen, wieviele Mühen (z.B. "Notenlernen") es gekostet hat, zum Ergebnis zu kommen.
Schön gesagt, ich kann das nur unterstreichen.
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