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Leiern Gitarren aus?
Verfasst: Do Mär 01, 2012 8:00 am
von LaFaro
Eine interessante Frage bzw. These, die sich bei der Diskussion über die Verwendung von Tonerite-Systemen zum "öffnen" von Gitarren ergab und die einer "Klärung harrt"...
- lassen sich Gitarren nicht nur einspielen, sondern auch "leerspielen" bzw. verlieren sie nach einer gewissen Benutzungs- oder Spielzeit einen Teil ihres Klangs?
- wenn ja, warum ist es da anscheinend anders als z.B. bei Vioilinen oder anderen Saiteninstrumenten?
- gibt es eine Erklärung wie z.B. Materialermüdung oder anderes? Wenn ja , dann wäre ja der Einsatz z.B. von Tonerite-Systemen noch mal neu zu überdenken...
- mögliche "Gegenmaßnahmen?
James Taylor scheint jedenfalls von der
Existenz dieses Effekts überzeugt zu sein.
Vielleicht sollte man wie bei Baumaschinen einen Betriebsstundenzähler an die Gitarren bauen?!?!?
Aber im Ernst, mich würde wirklich mal interessieren, ob jemand schon mal Erfahrungen in diese Richtung gemacht hat. Das hätte ja auch Auswirkungen auf den "Gitarrenkonsum"..

Verfasst: Do Mär 01, 2012 8:13 am
von mbern
Hier hat H-Bone etwas dazu geschrieben.
http://www.fingerpicker.de/forum/viewto ... t=70+jahre
Leider mochte er mir keine Antwort darauf geben, warum es bei Violinen anders ist.
Verfasst: Do Mär 01, 2012 8:33 am
von Orange
Wenn meine Gitarre "ausleiert" - sollte es sie dann noch geben - dann bin ich zwischen 105 und 115 Jahre alt. Dann spare ich mir die künstlichen Fingernägel und spiele gleich mit den Knochenkuppen. Die kann ich mir dann wenigstens schmerzfrei so zurechtfeilen wie ich will. Brauche dann nur vermutlich einen etwas breiteren Gurt damit mir der nicht irgendwo zwischen dem Schlüsselbein und der Schulter durchrutscht.
Verfasst: Do Mär 01, 2012 8:42 am
von LaFaro
naja... bei den Preisen, die z.B. eine
Martin aus dem Jahr 1930 erzielt, ist das zumindest ein Aspekt, der interessant werden könnte..

achja.. solche Gitarren sind ja gar nicht mehr zum Spielen da... so ähnlich, wie man alte, teure Rotweine nicht mehr trinkt..

Verfasst: Do Mär 01, 2012 9:31 am
von mbern
Kaindee hat geschrieben:Wenn meine Gitarre "ausleiert" - sollte es sie dann noch geben - dann bin ich zwischen 105 und 115 Jahre alt. Dann spare ich mir die künstlichen Fingernägel und spiele gleich mit den Knochenkuppen. Die kann ich mir dann wenigstens schmerzfrei so zurechtfeilen wie ich will. Brauche dann nur vermutlich einen etwas breiteren Gurt damit mir der nicht irgendwo zwischen dem Schlüsselbein und der Schulter durchrutscht.
Für Leute in dem Alter wurden die Fensterkopfplatten entwickelt - weil es besser zum Musikanten passt. Ich habe schon so eine daheim... damit ich später nicht nur noch Konzertgitarre spielen darf.
Verfasst: Do Mär 01, 2012 9:38 am
von mbern
LaFaro hat geschrieben:naja... bei den Preisen, die z.B. eine
Martin aus dem Jahr 1930 erzielt, ist das zumindest ein Aspekt, der interessant werden könnte.
Wenn man sich eine 500,000$ Gitarre kauft, dann klingt sie immer gut - Psychoakustik. Bisher habe ich keine alte Martin gefunden, die ich gegen meine Gitarre getauscht hätte, aber ich habe auch nur die billigen für ein paar tausend € gespielt.
Verfasst: Do Mär 01, 2012 10:00 am
von H-bone
Kann daran liegen, dass ich die Frage nicht so ganz verstanden habe, irgendwie war die nicht ganz in sich schlüssig...
Wenn eine Gitarre 80 Jahre lang kontinuierlich besser wird und dann eben "am besten" ist und es dann - sagen wir mal - 80 Jahre wieder rückwärts geht sind das schonmal 160 Jahre... und eventuell ist der "Rückwärtsprozess" auch deutlich langsamer... die Aussagen gelten natürlich für ständig gespielte Instrumente...
Zweitens ist 'ne Violine ein anderes Instrument, das in anderen Frequenzbereichen schwingt, da sind die Voraussetzungen wieder anders.
Drittens ist jedes Stück Holz und damit auch jedes Instrument individuell...
Und viertens: Ja, man sagt, das zumindest einige der vielgespielten Stradivaris den Zenith überschritten haben...
Also, was ist denn nun so anders ?
Gruss, Martin
Verfasst: Do Mär 01, 2012 10:02 am
von H-bone
mbern hat geschrieben:LaFaro hat geschrieben:naja... bei den Preisen, die z.B. eine
Martin aus dem Jahr 1930 erzielt, ist das zumindest ein Aspekt, der interessant werden könnte.
Wenn man sich eine 500,000$ Gitarre kauft, dann klingt sie immer gut - Psychoakustik. Bisher habe ich keine alte Martin gefunden, die ich gegen meine Gitarre getauscht hätte, aber ich habe auch nur die billigen für ein paar tausend € gespielt.
Solche Gitarren werden von Sammlern für den klimatisierten Glaskasten gekauft... und denen ist der Klang meist Wumpe...
Verfasst: Do Mär 01, 2012 10:29 am
von LaFaro
ok. ich hätte auch eine für "
nur" 28500 $ als Beispiel nehmen können.
Und die Violine war auch nur als ein Beispiel für andere Saiteninstrumente gedacht... ersetzbar durch "Bratsche", "Cello", "Kontrabass" usw.
Also die Konsequenz ist dann ganz viel spielen und die "gute Zeit" nutzen...
und die Verwendung von Tonerite und ähnlichen Systemen nach Prof. Reumont wäre dann auch "nicht eindeutig positiv"...
mir leuchten die Argumentation ein.. von wegen Materialermüdung und Verlust der Spannung usw.
mich wundern dabei immer nur Berichte von Leuten, die mit der Vibrationsentdämpfung auch bei alten Instrumenten (älter als 100 Jahre) durchaus sehr positive Erfahrungen gemacht haben ... das kenne ich so jedenfalls von einigen Kontrabassisten..

Verfasst: Do Mär 01, 2012 11:13 am
von Tripple xXx
Na klar leiern Gitarren aus, irgendwann kannst du die wie ein Gummi lutschen.....

.
Verfasst: Do Mär 01, 2012 12:14 pm
von RB
Es gibt ziemlich viele Violinen, die einige hundert Jahre alt sind und die noch heute im Konzertbetrieb gespielt werden.
Verfasst: Fr Mär 02, 2012 1:23 pm
von wuwei
.... Ja, man sagt, das zumindest einige der vielgespielten Stradivaris den Zenith überschritten haben...
Problematisches Argument, da wir nicht wissen, wie die Instrumente vor 300 Jahren klangen. Zudem gibt es wohl keine Violine von Stradivari mehr, die im Originalzustand ist; sind ja alle durch das Umrüsten auf Stahlsaiten vergwaltigt worden.
Zufällig ist vor kurzem auf YT etwas von den wunderbaren Bachaufnahmen Robert Cohens eingestellt worden. Gespielt auf einem Cello von Stradivari, das sich im Besitz des Metropolitan Museum of Art in New York befindet. MMn das wohlklingendste Cello, das überhaupt auf einem Tonträger zu hören ist (bei Collins Classic erschienen). Ausgeleiert oder den Zenit überschritten klingt jedenfalls anders.
Herzlichen Gruß, Uwe
Edit: Link vergessen.
Verfasst: So Mär 04, 2012 6:23 pm
von Paeida
Bezüglich der Stradivaris hatten wir doch auch schonmal über diesen Artikel hier diskutiert:
http://tinyurl.com/6tstk26
Grüße
Sven
Verfasst: Mo Mär 05, 2012 6:59 am
von mbern
Paeida hat geschrieben:Bezüglich der Stradivaris hatten wir doch auch schonmal über diesen Artikel hier diskutiert:
http://tinyurl.com/6tstk26
Grüße
Sven
Frau Mutter hat sinngemäß gesagt, das Problem wären nicht die Violinen, sondern die Experten. Eine Stradivari zu spielen sei eine Herausforderung, der nicht Jedermann gewachsen wäre und die man nicht in 10 Minuten bewältigen könne.
Ich glaube, sie könnte durchaus recht haben - aber wissen weiß ich nix.