Seite 1 von 2
An die Luthiers ....
Verfasst: Mo Nov 19, 2007 10:35 pm
von MarioG
m0in m0in
Ihr Meister euer Zunft ....
In meiner geduldigen Periode des GAS (was/wie auch ..) drängen mich hölzerne Fragen:
(ich mag ungern die Erbauer am Telefon "ausquetschen")
- Santos und Rosenholz <- Wie unterscheiden sie sich untereinander und zu Rio-,Ostinder-,Königsholz oder "American" / "Tropical" - Palisander ?
(Eine Konzertgitarre aus Santos empfand ich beinah "traumhaft")
- Wie hab ich (klanglich) die "schwärmerei" von Zirikote,Markassa und Madagaska zu verstehen/zuordnen ?
Teils fand ich zwar dazu schon Infos bei Armin, allerdings als Griffbrettholz .. Wie sieht es da mit Boden/Zargen aus ?
- Mango <- völlig exotisch .. mag Martin dazu was schreiben ?
- Zitrone <- klingt recht schön (soundbeispiel von Armin), magst du die Infos dazu veröffentlichen ?
Wäre echt super, wenn ihr mir da helfen könntet.
Ich bedanke mich im Vorraus ....
frohes schaffen
schönen Tag wünscht ..
MG
(welcher sich schon die "Zutatenliste" zusammen stellt)
Verfasst: Di Nov 20, 2007 7:27 am
von chrisb
moin,
zu santos palisander haben sich armin und martin hier im forum schon ausführlich geäußert. musst du mal suchen.
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 9:24 am
von stringbender
Mann mann, da hast Du ja beinahe alle Hölzer angerissen die auf meiner Homepage stehen.
Ich will mal der Reihe nach anfangen eine kurze Beschreibung zu geben.
Als Grundregel kann ich erst mal sagen, ein Holz klingt bei einer Gitarre verbaut, so wie wenn man dagegen klopft. Dabei haben Boden und Zargen Einfluss auf die Klangfarbe. Das stimmt zwar nicht in allen Bereichen, kann aber als Daumenregel verwendet werden.
Um die Sache abzukürzen fange ich mal mit dem Nonplusultra an.
Riopalisander
DAS Gitarrenholz. Absolut ausgeglichener Klang der seinesgleichen sucht. Das ist so ähnlich wie wenn man in allen Frequenzen den boost reindreht. Das Material ist unvergleichlich. Deswegen ist es ja auch so extrem schwer einen Ersatz dafür zu finden. Prinzipiell gibt es auch keinen Ersatz dafür
Ostindischer Palisander
Ersatzholz für Rio. Ähnlich im Klang, hat aber nicht die Klasse. Es Die einzelnen Frequenzen sind nicht so ausdrucksstark vertreten wie bei Rio, dafür leistet sich der ostindische Palisander auch keine Schwächen wie manch andere Holzart. Der Klang ist ausgewogen, voll rund, aber auch mit den entsprechenden Höhen.
Makassar
Ein aussergewöhnliches Klangholz. Heller strahlender Klang. Sehr gute Bässe, sehr ausgewogen. Der Nachteil: Es ist schwer, dadurch ist die Ansprache etwas träger.
Santos Palisander / Pau Ferro / Morado
voller runder Klang dem es im Vergleich aber an Höhen fehlt. Nachteil auch hier, das Gewicht.
Zirikote
knallharter Ton, sehr brillant, sehr gute Bässe. Der Ton ist nicht ganz so rund wie bei Rio. Nachteil: das Gewicht
Zitronenholz
ausgewogener Ton, sehr schöne Höhen, gute Bässe, schnelle Ansprache
Die einzelnen Hölzer sind aber nicht so ausschlaggebend wie die Konstruktion des Instruments. Man kann ohne weiteres eine Rio Gitarre beim Bau "versemmeln" wenn man nicht über die nötige Erfahrung mit dem Material verfügt. Es hängt also schon sehr viel am Erbauer.
Tu Dir also selbst einen Gefallen und mach keinen allzugrossen Hype um die Holzart. Die oben beschriebenen Hölzer sind alle "High End" und liegen sehr nahe beinander. Eine Ausnahme ist Rio. Das ist wirklich etwas besonderes, bzw. hebt sich von den anderen ab. Den Rest kannst Du fast schon nach dem Design aussuchen. Die Unterschiede sind gering.
Abstriche würde ich nur bei Santos Palisander machen, der Höhen wegen.
Gruß
Armin
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 9:47 am
von Gast
...
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 10:48 am
von stringbender
Der Preis wird immer durch Angebot und Nachfrage geregelt. Bei den oben genannten Kandidaten kommt noch eine aufwändige Beschaffung dazu. Die genannten Bäume sind, mit Ausnahme von Ostindischem Palisander, alles Exoten. Die Stämme haben meist geringe Durchmesser und sind ziemlich krumm. Da etwas herauszubekommen ist schwierig und erfordert schon einige Zeit beim Einschnitt. Das nächste Problem ist dass die Bäume meist vereinzelt stehen. Speziell bei Cocobolo ist das ein grosses Problem. Dann fährt ein LKW mit Mannschafft zu diesem Baum,... Das ist immer aufwändig und teuer. Man darf sich das nicht so vorstellen wie bei uns, dass man in den Wald geht und die nächst beste Buche aussucht. Mir war das am Anfang auch nicht so klar, aber es steckt schon jede Menge Arbeit in so einem besonderen Holz, eben weil die Bäume so vereinzelt wachsen. Meist sind das auch sehr unzugängliche Stellen wo es noch nicht einmal eine Strasse gibt. Ostindischer Palisander ist da die grosse Ausnahme. Der wächst schon oft auf Teak Plantagen (als Auflockerung). Deswegen wird er ja auch von der Gitarrenindustrie flächendeckend angeboten.
Beim Riopalisander ist die Sachlage anders. Die Verfügbarkeit ist stark eingeschränkt weil das Holz nicht mehr geschlagen werden darf. Es ist in den 60er Jahren durch die Möbelindustrie sehr übernutzt worden und dadurch sehr selten. Ausserdem ist der Klang legendär. Das hat zu stark überhöten Preisen geführt. Im Einkauf kostet ein Rio Set (Boden und Zargen) locker 500,-€. In Amerika kommt es schon auf 1000,-€
Das ist auf jeden Fall zuviel. Die fertige Gitarre wird oft für 4000,-€ oder mehr verkauft. Hier spielt die Verfügbarkeit eine grosse Rolle. Das Material ist selten, die Nachfrage ist gross. Meiner Ansicht nach ist eine Rio Gitarre in der Grundausstattung 3000,-€ - 4000,-€ wert. Alles was darüber liegt halte ich für bedenklich.
Gruß
Armin
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 11:15 am
von Gast
...
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 3:17 pm
von Mr. Magic Takamine
Hallo zusammen,
meine JF-30 hat auch einen Ahorn-Korpus... Ich möchte gar keine andere mehr *ggg*. Ahorn wird immer irgendwie nicht erwähnt - dabei würde mich das auch interessieren!
Gruß Dietmar
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 3:36 pm
von Gast
Auch ich möchte mich als Ahorn-Liebhaber outen. Ich liebe sowohl die Optik als auch den "silbrigen" Klang von Ahorn.
Ich finde es deshalb schade, dass es keine Akustikgitarren mit reinen, einteiligen Ahornhälsen gibt, wie es z.B. bei meiner Stratocaster der Fall ist. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses nicht nur optisch prima aussähe, sondern ein Hals/Griffbrett aus einem einzigen Ahornstück auch dem Sustain förderlich wäre.
Ganz naive Frage: Wie klänge eigentlich eine Westerngitarre mit einer Ahorndecke? Klassische Instrumente (Geigen) aus Ahorn sind ja keine Seltenheit. Wahrscheinlich klänge der "sibrige" (crispe und knackige) Ahornklang brillanter, aber weniger voll als Fichte, aber könnte man die fehlende Klangtiefe nicht mit einem größeren Resonanzraum ausgleichen?
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 4:02 pm
von Fred
Bin ebenfalls Besitzer eines Ahorn-Korpus (mit passender Fichten-
decke und Mahagonihals) und soweit sehr zufrieden.

Ahorn
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 4:39 pm
von stringbender
Ahorn ist ein hervorragendes Klangholz. Es klingt allerdings immer nach Ahorn, oder vielleicht sollte ich sagen nach Geige
Jedes Streichinstrument ist ja aus Ahorn, mit Ausnahme der Decke allerdings. Die ist immer aus Fichte.
Womit wir auch gleich beim Thema wären. Ahorn ist als Deckenholz ungeeignet. Es ist zu schwer. Es eignet sich dafür gervorragend zur Klangreflektion.
Wie oben schon richtig erkannt, Ahorngitarren haben einen hellen silbrigen Klang. Jeder Ton kommt brillant rüber. Der Nachteil von Ahorn: es fehlt die Klangfülle. Eine Ahorngitarre klingt immer hell und klar. Jeder Ton im Akkord ist sofort identifizierbar (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die Wärme und Klangfülle von Mahagoni z.B. wird aber nicht erreicht.
Früher war das alles viel einfacher. Da gab es für den Kunden 3 Holzmöglichkeiten:
Ahorn (heller brillanter Ton, differenziert) wenig Wärme und Klangfülle
Mahagoni grosse Klangfülle, warmer Ton, nicht differenziert, neigt manchmal zum Matschen
Rio Palisander: die Vorteile von Ahorn und Mahagoni vereint, ohne die Nachteile
Es gibt auch Akustikgitarren mit reinen Ahorn Hälsen. Den Klang finde ich allerdings übel. Ausserdem ist es mit einer Dichte von ca.0,7 eigentlich zu schwer für einen Hals. Mahagoni Ersatz oder echtes Mahagoni eignet sich da schon besser. Am allerbesten ist Cedro oder Khaya.
Gruß
Armin
Re: Ahorn
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 5:29 pm
von Gast
Dank für die aufschlussreichen Antworten! Da müsste man ja, um bequem reich zu werden, eigentlich nur ein Stückchen Urwald in Südamerka kaufen und dort Riopalisander für Gitarren anbauen. Aber wahrscheinlich liegt man schon jahrzehntelang in der Grube, bis man den ernten kann.

Ich bleibe wohl bei Ahorn.
btw: Akustik-Großmeister Pierre Bensusan richtet sich noch mehr auf Jazz aus, will seine Ryan-Signature verkaufen und hat sich jetzt ein spezielles Archtop-Modell anfertigen lassen (Zarge und Boden aus Ahorn). Hmm, ich bin zwar kein großer Jazzfreund, finde das Video aber trotzdem sehenswert, das zeigt, wie er die Archtop zum ersten Mal spielt:
http://www.youtube.com/watch?v=UiVr89I7_0E
Re: Ahorn
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 5:33 pm
von Gast
...
Re: Ahorn
Verfasst: Mi Nov 28, 2007 6:34 pm
von Joachim
Kai hat geschrieben:...
btw: Akustik-Großmeister Pierre Bensusan richtet sich noch mehr auf Jazz aus, will seine Ryan-Signature verkaufen und hat sich jetzt ein spezielles Archtop-Modell anfertigen lassen (Zarge und Boden aus Ahorn). Hmm, ich bin zwar kein großer Jazzfreund, finde das Video aber trotzdem sehenswert, das zeigt, wie er die Archtop zum ersten Mal spielt:
http://www.youtube.com/watch?v=UiVr89I7_0E
Irgendwie geht mir der Klang der Archtops nach einer Weile auf die Nerven, aber das ist natürlich Geschmackssache ... pas de question

Verfasst: Do Nov 29, 2007 1:57 pm
von Gerrit
@Joachim
Bist du dir sicher, dass es die Gitarren sind und nicht die Musik ist? Mir geht es so zumindest mit Jazz und Blues. Eine Weile höre ich es sehr gerne, aber dann geht es mir recht schnell auf die Nerven....
Gruessli, Gerrit
Verfasst: Do Nov 29, 2007 2:34 pm
von chrisb
also ich finde santos klanglich und optisch ziemlich gut!
und aufgrund der dichte und festigkeit soll man es auch dünner
schleifen können (bis 2mm) als andere hölzer. damit wäre das gewichtsproblem entschärft.
und irgendwo hier gabs nenn link zu einem mp3-stück einer deerbridge - "queen of hearts" mit santos-korpus.