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Musik auf Hut-Basis

Verfasst: Mi Dez 31, 2008 6:24 pm
von Kwalke
Hallo Leute,

vielleicht kennt ihr ja auch folgendes Problem:

Man hat einen Auftritt in einer Kneipe, wo es üblich ist, mit dem Hut rumzugehen und die Gage aufzufüllen. Wenn man die Arbeit nicht abgenommen bekommt, bleibt einem ja nichts anderes übrig, als das ganze selbst zu machen. Aber irgendwie fühlt man sich dann immer wie ein Bettler.

Meine Fragen:

:?: Wie macht ihr das bzw. mit welchen Sprüchen usw. geht ihr an die Leute
ran?

:?: Wie geht ihr mit Leuten um, die nichts geben und vielleicht sogar etwas
empört sind?

Ein Kollege von mir macht das recht rabiat und bringt auch schon mal den einen oder anderen frechen Spruch. Weil der aber generell diese Art hat, nimmt ihm das keiner übel.

Der Grundgedanke sollte sein, wie man es schafft, nicht als Bettler dazustehen sondern als Künstler (Musiker), der ganz einfach sein Geld damit verdient.Ihr wisst bestimmt, was ich meine.
Habt Ihr ein paar Vorschläge?

Gruß und guten Rutsch

Thomas

Verfasst: Mi Dez 31, 2008 7:15 pm
von OldPicker
Hallo Thomas,

ja, das ist schon eine ziemlich schwierige Sache. Finde ich zumindest.

Ich habe da schon die blödesten Momente gehabt. Man dödelt den Abend so richtig aus den Vollen, saugute Stimmung und lustige Sprüche, anhaltender Applaus. Bis zu dem Moment, wo der Hut rumging. Zwischen nix und 5 Euro sah ich da. Oftmals kam da nur 1 Euro ( lass Dir das mal auf der Zunge zergehen: EIN Euro ) als Anerkennung für über drei Stunden Musik. An solchen Abenden möchte ich wirklich gerne auf diese "Zuwendung" verzichten, denn eine so geringe Entlohnung ist wie eine Ohrfeige von jemandem, der locker eine Zeche von rund 20 Euro gemacht hat und den ganzen Abend zur Musik geblieben ist. Wenn das Ganze dann noch von Sprüchen begleitet wird, wie: "Sollst auch nicht leben wie ein Hund...", "Hier, kauf Dir ein Bier..." oder "War ja echt ganz nett mir Euch...", dann vergisst man einfach das "Danke" und hört auf zu lächeln.

Aber das sind Situationen, die man "mit Hut" einfach akzeptieren muss.

Anders, als wir einmal den Hut in einer Kleinkunstkneipe rumgehen ließen. Da stellte der Veranstalter sich ans Mikro, wir spielten leise im Hintergrund ein wenig instrumental, und er erzählte was von: "Kino kostet mindestens 6 und ist kürzer...", "Normal nehmen wir 8 Euro, aber Ihr dürft auch gerne mehr geben..." und so. Das kam gut an, und er ist auch selbst rumgegangen.

Wenn man allein da ist, ist die Sache schon schwerer. Ich würde dann glatt einen Gast ausgucken, der für mich rumgeht und in der Zeit ein wenig reden und klimpern. Wenn dann irgendwo ein Schein zu sehen ist, könnte man sich ja noch einmal richtig bedanken: " Ah, ein Schein! Vielen Dank, Menschen mit Scheinen sind meine Freunde - wollt Ihr nicht alle meine Freunde sein?" Das fanden sie ganz witzig, aber es klappt auch nicht immer.

Ich erwarte vom "Hut" eigentlich nicht viel. Ich habe auch kein Problem damit, "eintrittsfrei" zu spielen, wenn die Getränke frei sind. Ansonsten nehmen wir 8 Euro Eintritt, ermäßigt 6 Euro - was vermutlich so der normale Schnitt ist. Ich habe aber auch schon grottenschlechte Musik für 10 Euro gehört, und ebenso hörte ich für 5 Euro absolut geniale Mucke.

Ich persönlich gebe immer mindestens einen 5er, tendiere aber auch gerne auf volle 8 - 10, wenn der Hut geht und die Musik gut war. Und jeder Straßenmusikant, der mich zum Anhalten und Zuhören bringt, ist eines 2ers sicher.

Nun würde es mich auch interessieren, was andere dazu zu sagen haben.

Liebe Grüße,
der olle

Verfasst: Mi Dez 31, 2008 7:44 pm
von notenwart
Ich habe mal von Gauklern den Spruch gehört:
"So, und neben dem Jonglieren (etc) können wir auch zaubern. Wir zaubern Euch jetzt alle weg!
Glaubt Ihr nicht?
Ok - wir gehen jetzt mal mit dem Hut rum"

Irgendwie war man da in einer Situation, wo man sich eben nicht so ohne Gewissensbisse verdrücken konnte. Fand ich originell.

Guten Rutsch!

Verfasst: Do Jan 01, 2009 1:30 pm
von Holger Hendel
Meiner Erfahrung nach ist es der goldene Weg, sich einen Vertrauten (besser: eine Vertraute ;) ) zu schaffen, der / die dann die "Eintreibung" übernimmt, wenn man es nicht gebacken bekommt, jemanden dabei zu haben. Das kann der Wirt sein oder ein Gast, mit dem man vor dem Gig einen oder zwei getrunken hat und der Dir vertrauenswürdig erscheint. Mußt´halt Deiner Menschenkenntnis vertrauen. Das kann natürlich nach hinten losgehen, doch idR merkt man ja schon, ob jemand für sowas geschaffen ist oder nicht. Wir hatten mal einen, der hat für den Soundcheck (!!!) 15 € reingeholt! "Lockere Hutsprüche" gibt´s viele ("Wos? 1 €? Komm´lass stecken, Du brauchst den wohl eher als ich..." etc.), doch ich persönlich finde mit dem Hut rumgehende Mucker nicht so dolle- hat sicher was von Fan-Nähe oder so, doch ich würde dann lieber mit dem Musikanten an der Theke ´nen netten Plausch halten als kurz im Vorbeigehen mit ihm Labern, wenn er seinen Hut wandern läßt. Bei einer vollen Kneipe kann das ganz schön lange dauern, ein weiterer Grund, sich einen Vertrauten zu schaffen.

Hut ist halt nicht jedergasts Sache, viele Menschen wissen nicht, wieviel Arbeit, Zeitaufwand, Geschleppe, Investition usw. usw. etc. hinter Livemucke steckt- da kann ihnen niemand verübeln, nix in´Hut fallen zu lassen ;) Eintrittsgeld zu nehmen ist dann der andere Weg, OldPicker hat´s ja schon angesprochen. Habe ich persönlich zwar noch immer ein großes Problem mit, der abgelieferten Mucke´nen bestimmten Preis zuzuordnen, doch es ist wohl so, dass die Bereitschaft des Publikums in diese Richtung geht- was gut kosten tut ist sicher auch gut.

Verfasst: Do Jan 01, 2009 2:09 pm
von Joachim
Vielleicht wäre es auch eine gute Idee am Anfang des Spiels darauf hinzuweisen, dass am Ende ein Hut rumgeht, dann wird das schlechte Gewissen vielleicht etwas größer, wenn der Hut rumgeht und Nichts gegeben wird, da man sich ja dann nicht mehr auf die blöde Ausrede "...habe ich ja gar nicht gewusst..." zurückziehen kann.

Verfasst: Do Jan 01, 2009 2:19 pm
von Gast
Holger Danske hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach ist es der goldene Weg, sich einen Vertrauten (besser: eine Vertraute ;) ) zu schaffen, der / die dann die "Eintreibung" übernimmt, ....
Genau.so!

Hier ist es die attraktive Kellnerin, der manN nach einem tiefen Blick (nicht nur) in die Augen, nicht widerstehen kann.

:wink:

Verfasst: Do Jan 01, 2009 7:33 pm
von Kwalke
Ich bin ja auch der Meinung, dass es besser ist, jemand anderes mit dem Hut rumgehen zu lassen. Nur manchmal geht das eben nicht.

Bei diesen Auftritten sag ich auch immer an, dass ich später mit dem Hut rumgehen werde usw., aber mir fällt dann direkt beim Gast nichts besseres ein, als etwas wie "Habt Ihr auch etwas Gage übrig?" zu sagen. Das ist mir aber irgendwie zu bittend.

Es wäre schön, einen Spruch zu haben, der so rüberkommt, als ginge es um die Gage, die einem auch selbstverständlich zusteht. So in etwa wie ein nachgelöster "Eintrittspreis". Wisst Ihr, was ich meine? :?:

Verfasst: Do Jan 01, 2009 8:26 pm
von marcus
Kwalke hat geschrieben: Es wäre schön, einen Spruch zu haben, der so rüberkommt, als ginge es um die Gage, die einem auch selbstverständlich zusteht. So in etwa wie ein nachgelöster "Eintrittspreis". Wisst Ihr, was ich meine?
hi Tomas,

ehrlich gesagt finde ich deine Haltung irgendwie halbgar, nimm's mir nicht übel.

Entweder hast Du die Meinung, dass Dir ein Eintritt zusteht, dann nimm' ihn auch,
oder Du spielst eben auf Hut und gut. Mit dem Hut rumgehen und dann erwarten,
dass da Einnahmen drin sind die Dir »selbstverständlich« zustehen geht irgendwie nicht.

Den passenden Spruch kann Dir, meiner Meinung nach, niemand in den Mund legen,
dass muss aus Dir selber kommen. Wenn Du Dich fühlst wie ein Bittsteller, dann sprichst Du auch wie einer.

Grüße,
Marcus

Verfasst: Fr Jan 02, 2009 2:18 pm
von Kwalke
marcus hat geschrieben:
Kwalke hat geschrieben: Es wäre schön, einen Spruch zu haben, der so rüberkommt, als ginge es um die Gage, die einem auch selbstverständlich zusteht. So in etwa wie ein nachgelöster "Eintrittspreis". Wisst Ihr, was ich meine?
hi Tomas,

ehrlich gesagt finde ich deine Haltung irgendwie halbgar, nimm's mir nicht übel.

Entweder hast Du die Meinung, dass Dir ein Eintritt zusteht, dann nimm' ihn auch,
oder Du spielst eben auf Hut und gut. Mit dem Hut rumgehen und dann erwarten,
dass da Einnahmen drin sind die Dir »selbstverständlich« zustehen geht irgendwie nicht.

Den passenden Spruch kann Dir, meiner Meinung nach, niemand in den Mund legen,
dass muss aus Dir selber kommen. Wenn Du Dich fühlst wie ein Bittsteller, dann sprichst Du auch wie einer.

Grüße,
Marcus
Hallo Marcus,

Du hast mich offensichtlich nicht so verstanden, wie ich es gemeint habe bzw. ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt.

Ich meinte damit einfach nur einen Spruch, der nicht bettelnd rüberkommt, sondern so, dass der Gast das Gefühl bekommt, dass es eine Selbstverständlichkeit wäre, etwas in den Hut zu geben. So wie das Trinkgeld für den Kellner eigentlich auch selbstverständlich ist.

Den passenden Spruch kann Dir, meiner Meinung nach, niemand in den Mund legen,
dass muss aus Dir selber kommen.
Sorry, aber dass ist immer schnell dahingesagt.

Es gibt z.B. Sammlungen von Sprüchen für Künstler. Da findet man für viele Situationen (Begrüßung, Verabschiedung usw.) den richtigen Spruch, Witz oder zumindest eine Inspiration dafür. Muss natürlich immer zu der eigenen Persönlichkeit passen.

Verfasst: Fr Jan 02, 2009 3:17 pm
von OldPicker
Der Hütling hat geschrieben: Es gibt z.B. Sammlungen von Sprüchen für Künstler. Da findet man für viele Situationen (Begrüßung, Verabschiedung usw.) den richtigen Spruch, Witz oder zumindest eine Inspiration dafür. Muss natürlich immer zu der eigenen Persönlichkeit passen.
:roll: Öhmmm... Wo gibs die denn? Würde ich ja mal reinschauen wollen.

Re: Musik auf Hut-Basis

Verfasst: Fr Jan 02, 2009 6:06 pm
von berndwe
Hi Thomas!

Ich persönlich gebe gerne was, wenn die Gage mit dem Hut eingesammelt wird. Wenn der Auftritt gut war (und die Musiker mit Liebe gespielt haben) gebe ich auch gerne mehr als einen Fünfer. Wenn derjenige der einsammelt aber mit Sprüchen kommt, die nur im entferntesten offensiv daherkommen, schreckt mich das aber eher ab und verdirbt mir dann nachträglich etwas die Freude an der Musik. Sowas würde ich eher lassen.

Generell denke ich, dass man bei dieser Art die Gage einzusammeln einfach damit rechnen muss, dass Leute da sind, die nichts geben oder nur ihr überflüssiges "Rotgeld" reinwerfen. Da kann man nichts machen und es hat auch keinen Zweck, sich davon runterziehen zu lassen.

Ich würde auch eher Auftritte mit Hut-Inkasso generell vermeiden. Wenn der Wirt keine Festgage zahlen kann oder will, dann gibt es immer noch die Möglichkeit auf Eintritt in (moderater Höhe) zu spielen. In der Live-Musik- Kneipe bei uns um die Ecke ist es üblich, dass aufs erste Getränk des Abends 1,60 Euro zusätzlich auf den Bierdeckel geschrieben werden. Da kommt dann je nach Betrieb über den ganzen Abend schon ein wenig zusammen.

Viele Grüße
Bernd

Verfasst: Fr Jan 02, 2009 6:45 pm
von marcus
Hi Tomas,
Kwalke hat geschrieben: Ich meinte damit einfach nur einen Spruch, der nicht bettelnd rüberkommt, sondern so, dass der Gast das Gefühl bekommt, dass es eine Selbstverständlichkeit wäre, etwas in den Hut zu geben. So wie das Trinkgeld für den Kellner eigentlich auch selbstverständlich ist.
Hmm, ich hab' Dich, glaube ich, schon richtig verstanden.
Ich gehe einfach anders an die Sache 'ran, aber das ist ja jedem selbst überlassen.
marcus hat geschrieben: Den passenden Spruch kann Dir, meiner Meinung nach, niemand in den Mund legen,
dass muss aus Dir selber kommen.
Kwalke hat geschrieben: Sorry, aber dass ist immer schnell dahingesagt.
So ein dargebotener Hut hat ja schon für sich eine ziemlich eindeutige Aussage.
Ich sehe es auch eher wie Bernd, offensives Auffordern mit Sprüchen jeglicher Art schreckt mich eher ab.
Weil, ich versteh' schon, was der Hut mir sagen will.

btw: Wir sind mal mit einer Pantomimen-Nummer in Kneipen aufgetreten,
da hat das mit dem Hut auch funktioniert. :wink:

P.S. Ich hab' gerade gesehen, dass Du im »Fiddler's« in OL spielst,
grüß' mal die alte Heimat bitte!
Ich habe da sechs Jahre lang direkt um's Eck gewohnt. (Lange Str.) :D

Verfasst: So Jan 04, 2009 12:54 am
von Meymer
Ich würde es auf dem Umweg probieren:
Variante 1: eine selbstgebrannte CD verkaufen (natürlich ne eigene).

Variante 2: Sagen: "Falls Ihnen das jetzt hier gefallen hat, können Sie mich auch mal weiter empfehlen oder buchen. In meinem Hut finden sie meine Künstlerkarten, ich trete dann auch gerne mal für ein überschaubares Honorar auf, hier reicht mir heute ja ein kleiner Obulus."

Variante 2b: "Wenn Sie sich gleich bücken, um meine Karte aus dem Hut zu nehmen, können Sie auch gleich ein paar Eus drin lassen."