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Früher war sogar die Zukunft besser….

Verfasst: Di Jan 27, 2009 8:47 pm
von Fidelio
...ich glaube den alten Spruch kann mal so stehen lassen.

Aber wie gut und teuer waren die Gitarren vor 10-20-25 Jahren. Sind sie heute billiger oder teurer, besser, schlechter geworden?
Ich bin erst vor einem Jahr wieder eingestiegen und hab die letzten 25 Jahre den AG-Markt überhaupt nicht verfolgt.
Ich weiß nur, dass meine voll gesperrte Yamaha mich 1981 ca. 700 DM gekostet hat – danach gab es einen AG-Filmriss bis zum Sommer 2007. :roll:

Im AG-Heft von 1998 (alte Ausgaben natürlich von ebay) lese ich:
die Larrivee OM 03 hat damals 1300 DM gekostet – heute kostet sie 1200 Euro. Hm…
Was haltet ihr von der Entwicklung (in jeder Hinsicht) in diesem Bereich ?? Vergleich damals -heute

Fidelio

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 9:13 am
von Gast
...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 9:34 am
von saitentsauber
M.E. sind die billigen Gitarren deutlich besser geworden.
saitentsauber hat geschrieben:Ansonsten ist es wohl richtig, dass es - wie schon einer geschrieben hat - heute, zumindest ab einer Schwelle von um die 400 €, praktisch keine schlechten Gitarren gibt. Wie auch? Die Maschinen in X sind vermutlich dieselben wie in Y, und die schon länger am Markt vertretenen ostasiatischen Hersteller haben für diese Art Produktion und dieses Marktsegment genau so fähige Beschäftigte und genau so gutes Holz wie die Konkurrenz.
Ähnliche Auffassungen wurden in diesem Topic auch von ein paar KollegInnen vertreten...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 10:07 am
von Kuifje
Auf meiner Suche nach einem neuen Instrument wurde mir, wie schon in einem anderen Artikel berichtet, jede Menge Schrott angeboten zu horrenden Preisen, klangliche Alpträume für 2000,- € ,verarbeitungsmäßige Schocker für 2500,- € und materialmäßige Fauxpas für 900,-€. Und das mit schöner Regelmäßigkeit.

Was mir dabei auffiel, das gerade bei große , bekannte Marken (ohne Nennungen) solche ein Trend zu beobachten war. War die angebotene Harfe älter, war auch die Verarbeitung und das Material besser. Ich nehme mal an, dass im Zuge der Industrialisierung und dem ständigen "wir müssen wachsen" das Instrument auf der Strecke geblieben ist. Es wird gespart wo man nur kann. Es muss alles schnell, schnell gehen. So bleibt natürlich die Sorgfalt auf der Strecke. Schön war dieses zu beobachten bei einem asiatischen Hersteller, dessen erste Chargen vollmassiver Instrumente auf dem Markt einfach klasse und für kleines Geld zu bekommen waren - die 2. Chargen allerdings wesentlich schlechteres Material und Verarbeitung aufwiesen.

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 10:07 am
von Gast
...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 10:20 am
von Admin
Ganz klar, Gitarren sind besser und billiger geworden, wie die folgenden, völlig willkürlich herausgegriffenen Beispiele deutlich machen:

Santa Cruz Tony Rice
1997: DM 7.490,00 (Quelle: AG 5/97)
Das entspricht bei einer geschätzten jährlichen Geldentwertung von 2 % einem heutigen Betrag von DM 9.312,87 also € 4.761,59.
2009: € 3.750,00, womit die Gitarre heute bedeutend günstiger ist, als vor 10 Jahren.

Cort SJ 10
1998: DM 1.500,00
Das entspricht bei einer geschätzten jährlichen Geldentwertung von 2 % einem heutigen Betrag von DM 1.828,49 also € 934,89.
2009: € 859,00, ebenfalls günstiger, als vor 10 Jahren.

Stanford OM 5 M
1998: DM 2.100
Das entspricht bei einer geschätzten jährlichen Geldentwertung von 2 % einem heutigen Betrag von DM 2.559,89 also € 1.398,85.
Heute bei Musik-Schmidt: € 890,00.

Lakewood M-32
1998: DM 3.350,00
Das entspricht bei einer geschätzten jährlichen Geldentwertung von 2 % einem heutigen Betrag von DM 4.083,63 also € 2.087,93.
Heute beu Music World für € 1.799,00.

Ich rechne nicht weiter, meine Zeit ist heute begrenzt. Nur eines: Die Indexierung wird gerne vergessen, wenn man Preise vergleicht. Das geht dann so weit, daß einem von alten Zeitgenossen vorgehalten wird, ein Ei habe 1909 nur einen Pfennig gekostet. Is albern.

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 10:35 am
von Admin
Na also dann auch noch Taylor:

Taylor 310
1998: DM 2.395,00
Das entspricht bei einer geschätzten jährlichen Geldentwertung von 2 % einem heutigen Betrag von DM 2.864,64 also € 1.464,67.
Heute bei Musicworld Brilon: € 1.149,00.

Es kann sein, daß die Hälse aus zwei oder drei Stücken verleimt sind und daß dabei auch die Gartenzaun-Verspleißung zum Einsatz kommt. Das scheint aber die Kunden nicht zu stören, denn sonst würden sie auf andere Instrumente ausweichen. Objektiv tut es der Qualität eines Instruments auch keinen Abbruch, denn viele Hersteller setzen die Hälse zusammen, so weit ich weiß, ist das im Konzertgitarrenbau sogar gang und gäbe. Also kann es sich bestenfalls um ästhetische Bedenken handeln, die einen Käufer zu einer anderen Gitarre bringen. Daß die Qualität der heutigen 310er gegenüber denen von 1998 abgefallen sei, das möchte mir mal jemand nachweisen.

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 4:52 pm
von Fidelio
kaufkraftmäßig ist wohl so, dass 700 Euro heute 700 DM von 1981 etsprechen würden(sagt mein Gefühl).
Wieso zum Teufel gab es damals die massiven Decken erst ab weit über 1000 DM ??? und heute bekommt man Gitarren mit diesem Merkmal schon für 200 Euro? :roll: War man damals zo doof oder zu faul oder gabs keine Nachfrage?

F.

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 5:40 pm
von Admin
Viele Nachahmer, die Martin-Gitarren nachbauten, wie beispielsweise Ibanez, hatten die massiven Decken den teureren Modellen vorbehalten. Wenn ich an mich selbst in der damaligen Zeit denke: Ich war einfach ahnungslos und kaufte die Gitarren nach dem Aussehen. Einen Unterschied habe ich zum ersten mal bemerkt, als ich irgendwann in den achtzigern mal eine kleine Lakewood in einem Laden spielte und merkte, was aus so einem Instrument herauskommen kann. Da schwante mir, daß meine Ibanez Concord, die ich bis dahin so gut gefunden hatte, doch nicht das Gelbe dessen gewesen, was man auch die Frucht des Huhns nennt. Damals habe ich nach dem Preis gefragt, die Antwort bekommen und bemerkt, daß es da jenseits der mir bekannten Gefilde eine ganz andere Welt gab: Die Welt der Musikinstrumente, die etwas taugen und was kosten.

Das Low-End ist aber auch einfach besser geworden. Es gibt schon sehr ordentliche Gitarren mit massiver Decke für vernünftige Preise und in diesem Segment war das Angebot früher (in den 70ern) entweder überhaupt nicht vorhanden, oder ich habe es nicht gesehen.

Verfasst: Do Jan 29, 2009 10:17 am
von rwe
Na ja, Ende der 1970er gab es z.B. von Yamaha Steelstrings mit massiver Decke schon ab ca. 450-500 DM. Allerdings gab es auch zahlreiche Modelle für den Preis und teurer, die eben keine massive Decke hatten, sonden dafür aufwändige Inlays etc.

Für vollmassive Steelstrings waren ca. 1000 DM die Schallgrenze: TAMA TW-Serie, die billigen Levins, ab ca. 1300 DM wurde das Angebot größer.

Ibanez selbst hatte immer sehr bewusst mit Laminatdecken geworben (... the top that won't crack or split, when the weather changes ...)

Verfasst: Do Jan 29, 2009 10:40 am
von Guitar Romeo Whisky
Ich glaube rwe. Ich bin seit Jahrzehnten im High-End Bereich umtriebig und Gitarren für 8 oder gar 10Tausend MARK, also dem heute mühelos erreichten Preisniveau von 4 oder 5Tausen Euronen, waren unvorstellbar (für uns Europäer). Die Amis mit ihren Kitsch-Gibsons kamen da vielleicht hin, wir nie! Eine neue Oetter mit Riopalisander hat Dich vielleicht 2ooo DM gekostet!

Verfasst: Do Jan 29, 2009 11:10 am
von rwe
Als ich 1979 meine erste Gurian kaufte (1350 DM inkl. Koffer - o.k., war Sonderpreis), lag eine D45 real (nicht nach Liste) in meiner Erinnerung bei ca. 4000 DM, eher weniger. Wenn es sie denn gab. Eine D35 gab es - bei einem seinerzeit auch sehr abgestürzten US$ - für < 2000 DM. Eine Gibson Mark schon ab ca. 1000 DM. Die teuerste Levin konnte man für < 2000 DM bekommen.

Allerdings waren die Preise sehr stark vom US$-Kurs abhängig.

Die Kitsch-Amis kamen tatsächlich erst später massiv auf den Markt. Bis dahin hatten sich Martin, Guild und soger Gibson geschmacklich eher positiv zurück gehalten. Qualitativ übrigens gelegentlich auch. Geschmackfreies Perlmutt kam bei guter akustischer Qualität dann durch - die sonst von mir sehr geschätzten - Larrivees auf den Markt. (Die früheren japanischen Instrumente waren in der Regel sehr auf Optik fixiert.)

Mittlerweile gibt es sicherlich faszinierende High-End-Instrumente - aber auch sehr ordentliche, vergleichsweise günstige Gitarren (Seagull, "einfache" Stoll), die z.T. Gitarren, die vor 30 Jahren nominell das gleiche gekostet haben, locker übertreffen.

Was man allerdings nicht vergessen darf, sind bestimmte Moden: Cut und PU. Das kostet. Und beides gab es früher (fast) nicht (Cut) oder nur selten und eher schlicht (PU) und dann in der Regel nachgerüstet.

Verfasst: Do Jan 29, 2009 4:44 pm
von Admin
Kann durchaus sein.

Aber die Indexierung, die Indexierung. DM 2.000,- vor dreißig Jahren entsprechen heute ungefähr DM 4.200,00. Das ist beinahe der Ausgangs-Betrag in Euro.

Wenn ich das bedenke: Meine Ibanez Concord 699-12 hat 1979 DM 750,- mit Koffer gekostet. Für 750,- Euro bekommt man heute Besseres, finde ich.

Verfasst: Do Jan 29, 2009 4:48 pm
von Joachim
.... um für die Nylon-Saiter zu sprechen.

M. E. sind die hochpreisigen Instrumente was Qualität und Preis angeht etwa gleich geblieben, zumindest gefühlt, aber der niedrig- und mittelpreisige Sektor ist erheblich besser geworden. Moderne Fertigungsverfahren haben im Gitarrenbau Einzug gehalten und die Schwankungen innerhalb einer Serie sind entsprechend kleiner geworden.
Also stimmt der Titel des threads vielleicht : "die Zukunft war früher besser" :wink:

Verfasst: Do Jan 29, 2009 9:18 pm
von rwe
[quote="Admin"]
Wenn ich das bedenke: Meine Ibanez Concord 699-12 hat 1979 DM 750,- mit Koffer gekostet. Für 750,- Euro bekommt man heute Besseres, finde ich.[/quote]

Sogar für 400 EUR! Das ist das wirklich spannende.