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Ist die Verwendung eines Loopers noch Live-Musik?
Verfasst: Fr Aug 24, 2012 11:14 pm
von Kwalke
Mich würde mal eure Meinung zu dem Thema interessieren!
Meiner Meinung nach geht der Live-Charakter verloren.
Verfasst: Fr Aug 24, 2012 11:18 pm
von TorstenW
Wenn du den Live bespielst, ist das doch auch ne Live Performance.
Wenn du vorher eingespielt Loops einfach abrufst nicht mehr wirklich

Verfasst: Fr Aug 24, 2012 11:22 pm
von Holger Hendel
Absoluter und v.a. hoher Playback-Charakter - denn idR haben ja Leute solch ein feines Gerät, die eigentlich wissen wie man mit´ner Gitarre etc. umzugehen hat. Ich bin zwar selbst großer Fan dieser Gerätschaften, würde ihn jedoch nie im Akustiksetup einsetzen. In fünfköpfigen Coverbands, in denen ich spiele, nutzen wir durchaus loops, etwa um´ne Glocke für "hells bells" oder Kanonenschläge für "for those about to rock" abzufahren, das halte ich noch für vertretbar (große Glocken und Kanonen sind recht teuer...

). Doch´nen 2. Gitarristen für den Liveeinsatz, den findet man doch recht schnell.
Auch wenn ein looper, seine Eigenschaften, seine Funktionsweise usw. live erlärt wird - es werden nie alle verstehen / nicht alle interessieren sich dafür und man wirkt als darbietender Künstler ganz schnell wie eine one-man-show mit´nem Yamaha Tyros...obwohl man lediglich vier Akkorde seicht im strumming geloopt hat. Gerade letztens hatte ich so eine Situation, ein Künstler hat seinen looper erklärt und dann begonnen einen loop zu erstellen, ein Kollege kommt vom Bierstand, guckt kurz hin und meckert mich an: "komm´lass mal weg hier, ist ja noch nicht mal live...".

Tja. Soooo verbreitet sind looper dann auch wieder nicht.
Selbst damit rumspielen: stundenlang, mit wachsender Begeisterung. Anderen dabei zusehen: in Ausnahmefällen ja...situationsabhängig, idR eher nein.
Aber sei´s drum - den 99,9 % ist es mit einiger Sicherheit völlig egal ob "der da vorne" ´nen looper einsetzt, selbst singt, spielt...das ist dem Gros im Publikum oft ziemlich egal.
Verfasst: Fr Aug 24, 2012 11:31 pm
von OldBlues
Hatte im Vorprogramm von Joe Cocker (2010 Friedrichshafen)
Jarle Bernhoft zu Gehör bekommen u. was der da
live mit seinem Looper alles "zauberte" war toll u. keinesfalls Konserve.
Verfasst: Fr Aug 24, 2012 11:37 pm
von Rolli
Ja, also soll heissen - da ist immer noch live, wenn man es gut macht und kann, siehe Jarle!
Wenn man es halbgar macht, taugt das nicht! Für 08/15 Mucke eher nicht, für kreative.. auf jeden Fall toll!
Re: Ist die Verwendung eines Loopers noch Live-Musik?
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 8:08 am
von berndwe
Kwalke hat geschrieben:Meiner Meinung nach geht der Live-Charakter verloren.
Man kann einen Looper als Hilfsmittel für einen Live-Vortrag einsetzen oder auch als Ersatz dafür. Die Verantwortung trägt der Benutzer
In meinem Duo benutze ich inzwischen recht häufig einen Looper. Es ist die einzige Möglichkeit, dass ich als Auflockerung mal ein kurzes Solo spielen kann. Ich nehme mir live - während der Gesang läuft - eine Strophe oder einen Chorus als Begleitung auf - und hab dann eine Begleitung für ein Gitarrensolo. Für mich ist das schon noch "live".
Ich könnte mich auch daheim hinsetzen und die Liedbegleitungen in den Looper spielen. Speicherplatz wäre genug da. Aber das wäre dann meines Erachtens "gemogelt".
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 8:35 am
von Pappenheim
Na sicher ist ein Looper
live. Zwar eigentlich nur, wenn man die Loops dann auch direkt auf der Bühne einspielt und nicht zuhause, aber live isser.
Oder will jetzt wer sagen, dass der Auftritt von meiner Freundin hier nicht live sein soll, oder wat?
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 2:38 pm
von hmarke
Kwalke hat geschrieben:Mich würde mal eure Meinung zu dem Thema interessieren!
Meiner Meinung nach geht der Live-Charakter verloren.
Das finde ich auf jeden Fall live.
Es muss so ein gebaut sein, dass ein evtl. Playbackcharakter erst gar nicht entstehen kann, d.h, man muss sich das Geloopte während der Performance erarbeiten, das kommt dann auch eher natürlich rüber als typisches Playback.
Man kann z.B.
2 Stühle hinstellen und jedesmal wenn der Looper einsetzt den Sitzplatz wechseln. Das sieht dann so aus als ob 2 Leute zu unterschiedlichen Zeiten einzeln spielen.
Wenn das mit den Stühlen nicht klappt kann man mit entsprechender Mimik und Gestik den Looper etwas in Szene setzen.
Spätestens mit witzigen Ansagen durch's Mikro wird es niemand mehr als Playback empfinden.
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 3:12 pm
von Holger Hendel
Das eindeutige Ergebnis (aktuell 2:12) überrascht mich sehr, die Vorzüge eines loopers sind toll, überhaupt keine Frage - dennoch wundert es mich nicht, dass z.B. Dave Goodman, Martin Harley, Tommy Emmanuel, Lämmerhirt etc. live auf einen l. verzichten - obwohl sie sich Spuren aus dem Ärmel schütteln könnten, die loopenswert wären.
Das "live-Erlebnis" ist mit looper definitv ein anderes als ohne. Wenn
ich irgendwo dem (live)Musiker zuschaue dann möchte ich sehen, welche Fingerbewegung unmittelbar zu welchem Klang führt. Looper verleiten sehr dazu, "Klangbrei" zu produzieren.
Wobei ich die Idee mit den zwei Stühlen schon cool finde.

Als Gimmick ist es live sicherlich mal nett mit einem looper, doch wenn´s Programm ist dann würde ich daran mit einiger Wahrscheinlichkeit wenig Spaß haben. Das wäre etwas anderes, wenn ich ein Konzert von einem Solokünstler besuchen würde der für seinen originellen Loopereinsatz bekannt ist - sehe ich´nen Musiker mit Gitarre - dann erwarte ich eine Gitarre (und ggf. eine Stimme) zu hören.
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 3:40 pm
von hmarke
Holger Danske hat geschrieben: ..Wenn ich irgendwo dem (live)Musiker zuschaue dann möchte ich sehen, welche Fingerbewegung unmittelbar zu welchem Klang führt.
Hallo,
so geht es MIR auch, aber WIR Musiker sind in einem zufällig gemischten Publikum die Ausnahme.
Die Auffassungsgabe des durchschnittlichen Publikums sieht eher so aus:
Vor Jahren hat meine Schwester bei einer Feier eine bekannte italienische Sängerin imitiert, also CD lief im Hintergrund und Schwester hatte einen Fussel Jet in der Hand und so getan als ob sie singt.
So'n Fussel Jet kennt eigentlich jeder und der sieht aus 2 km Entfernung mit 3 Promille und Sehstörung bei Dunkelheit ganz entfernt nach Mikrofon aus.
Ich kann nur ahnen wieviele Leute das nicht geschnallt haben, vermutlich mehr als die Hälfte. Aber etwa 20 % hatten unaufgefordert den angeblichen Gesang meiner Schwester gelobt.
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 3:45 pm
von Holger Hendel
Haja, klaro @hmarke. Ist mir schon klar (s.o.). Nur...darauf kann ich ja keine Rücksicht nehmen

- auf das Wissen, dass es dem Gros des Publikums wumpe ist ob und was live ist und was nicht.
Eine spannende Beobachtung die ich in Wacken beim Festival vor einigen Wochen machen konnte: offenbar ist es ganz vielen acts dort furchtbar peinlich, wenn man ihren keyspieler auf der Bühne optisch wahrnehmen könnte. Das ist mir bei vielen Bands aufgefallen - sound vom keyboard, Streicher hier, fieser "ohohoh, ahahah"-Chor da - aber weit und breit kein keyboarder zu sehen. Sehr merkwürdig. Und das selbst bei Kapellen die einen keyboarder fest in der Besetzung haben.
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 3:50 pm
von wuwei
Ist die Verwendung eines Loopers noch Live-Musik?
Die viel interessantere Frage wäre doch, ob es überhaupt
Live-Musik ist, wenn ein oder mehrere Musiker auf der Bühne lediglich möglichst fehlerfrei das einstudierte Programm abspulen. Die Frage nach dem sinnvollen Einsatz eines Loopers beantwortet sich dabei von selbst.
Mich jedenfalls langweilt das maßlos, weshalb es immer weniger Musiker sind, für die ich bereit bin, die Unbequemlichkeiten eines Konzertbesuchs auf mich zu nehmen. Warum auch, wenn ich's von CD noch dazu in besserer Klangqualität hören kann?
....Ohne Mut zum Scheitern gibt es auch kein Gelingen!
Herzlichen Gruß, Uwe
Verfasst: Sa Aug 25, 2012 4:00 pm
von hmarke
Ein Looper hat weder was mit einstudiert noch mit fehlerfrei zu tun, und die Möglichkeiten des Scheiterns sind mit Looper deutlich größer.
Von daher beantwortet es sich in der Tat von selbst.
Verfasst: Mo Aug 27, 2012 7:53 am
von wuchris
Wenn man den Looper offen sichtlich live selbst bespielt und der Zuhörer das auch merkt, seh ich da kein Problem.
Höre/sehe ich selbst jemanden, der damit spielt, bin ich jedes mal interessiert und gelegentlich begeistert.
Selber mach ich das nicht. Zu aufwendig und unflexibel für meine Zwecke.
Verfasst: Mo Aug 27, 2012 11:53 am
von scifi
ich finde diese Looper-Sache mittlerweile extrem öde.
Vor ein paar Jahren, dachte ich immer "oh, toll, was man damit alles machen kann"
Mittlerweile reagiere ich fast immer genervt, wenn ich jemanden damit sehe.
Das muss dann schon sehr kreativ eingesetzt werden oder auch wenn jemand solo auftritt, hat diese Technik für mich ihre Berechtigung (damit man etwas Abwechslung in die Performance bekommt. Wie zum Beispiel beim ganz großartigen Olli Roth:
http://www.youtube.com/watch?v=e0trlNRRUvg ).
Ich finde aber zwei Menschen die zusammen spielen immer deutlich interessanter, als einen, der zusammen mit einem elektronischen Papagei musiziert.