Höhe der Stegeinlage - Frage an die Gitarrenbauer

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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RB
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Höhe der Stegeinlage - Frage an die Gitarrenbauer

Beitrag von RB »

Ich hatte am Wochenende auf einem Bluegrass Jam die Gelegenheit, auf einer Martin D-1 zu spielen. Das ist eine Gitarre (Dreadnought) mit massivem Deckenholz sowie massivem Sapele für die Zargen und die Rückseite, matt lackiert, aber kombinert mit dem unverwüstlichen "Stratobond"-Hals. Sieht von vorne wie eine D-18 aus. Gespielt von einem 21-jährigen Tschechen, der das Gerät auch richtig klasse bedienen konnte. Wir tauschten dann vorübergehend die Gitarren (er HD-16 ich D-1) und ich bildete mir ein, daß die D-1 deutlich lauter war, als die HD-16 RLSH. Das mag zum Teil daran gelegen haben, daß er .013er, ich hingegen .012er Saiten hatte.

Ich habe aber den Verdacht, daß das auch an der Höhe der Stegeinlage bzw. der Höhe der Saiten über der Decke liegen könnte, denn er hatte eine eher bluegrassmäßige Saitenlage, wogegen die Stegeinlage der HD-16 etwas heruntergeschliffen ist, vielleicht 1 mm oder so. Kann das eine Auswirkung auf die Lautstärke haben ? Aus physikalischem Blickwinkel müßte die Höhe der Saiten am Steg (bezogen auf die Decke) immerhin einen Unterschied der Drehkräfte ausmachen, die über den Steg auf die Decke einwirken, weil ein längerer Hebel vorhanden ist.

Wie sind da die Erfahrungen der Gitarrenbauer und Gitarren-Techniker ?
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Nach meinem bescheidenen Wissen wird das Instrument umso lauter, je näher die Saiten dem Schallloch kommen. Also je tiefer desto lauter. Dies dürfte aber kaum der Auslöser für derartige Lautstärkenunterschiede sein.
Martin D28S '76
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Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
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guitar-hero
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Re: Höhe der Stegeinlage - Frage an die Gitarrenbauer

Beitrag von guitar-hero »

RB hat geschrieben:... Aus physikalischem Blickwinkel müßte die Höhe der Saiten am Steg (bezogen auf die Decke) immerhin einen Unterschied der Drehkräfte ausmachen,...
Ein höherer Winkel ändert natürlich das Kräfteverhältnis / Drehmoment / Vorspannung der Decke.

Ob sich das nun wirklich HÖRBAR auswirkt?
Mag ich nicht beurteilen.
Muss man da jetzt vielleicht den Impulssatz anwenden? :?

:wink:
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Ich habe fast alle Gitarren etwas, teilweise sogar deutlich tiefer gelegt,
ohne dass es signifikante Lautstärkeunterschiede gegeben hat. Wenn
allerdings der Winkel, mit dem die Saiten über die Stegeinlage gehen,
zu flach wird, wird es am nötigen Druck auf dieselbe fehlen. Das dürfte
Klangeinbußen bedeuten, vor allem bei Unterstegtonabnehmern. Sicher
aber leidet, so man es denn übertreibt, die ordentliche Saitenführung
auf der Einlage, besonders bei den etwas rutschigeren Nylons und bei
kräftigem Anschlag. Um solche Probleme zu vermeiden, habe ich einige
Konzertgitarren mit 12-Loch-Stegen ausrüsten lassen. Das erhöht den
Druck wegen der besonderen Knüpftechnik, die auch ohne Ballends
einen Saitenverlauf wie bei den Steelstrings ermöglicht.
Gruß
von
Ralf
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hallo,

es ist eindeutig so, dass die höhe der stegeinlage die hebelkraft beeinflusst und ein höhere einstellung bei der selben gitarre lauter macht.

bei verringerung der höhe wird die hebelkraft geschwächt und macht leiser und nicht lauter.

am besten nachlesen, dieser link wurde hier schon öfters eingestellt, war dankbar darum da es einiges klarstellte.
http://www.gropius.de/index.html
bitte bei "wissenswertes" den gitarrensteg anklicken.
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

Herigo hat geschrieben:..es ist eindeutig so, dass eine höhere einstellung bei der selben gitarre lauter macht.
bei verringerung der höhe wird die hebelkraft geschwächt und macht leiser und nicht lauter.
Ich habe nachgelesen und verstehe die Ausführungen
Die optimale Höhe ist von Instrument und Instrument verschieden und hängt von der Steifigkeit der Deckenkonstruktion, der Besaitung und auch dem individuellen Klangideal ab. Eine sehr weiche Decke mit einem hohen Steg kann "abgewürgt" klingen, eine steife Decke mit einem sehr niedrigen Steg kann sich nicht richtig entfalten.
anders als Du
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

notenwart hat geschrieben:
Herigo hat geschrieben:..es ist eindeutig so, dass eine höhere einstellung bei der selben gitarre lauter macht.
bei verringerung der höhe wird die hebelkraft geschwächt und macht leiser und nicht lauter.
Ich habe nachgelesen und verstehe die Ausführungen
Die optimale Höhe ist von Instrument und Instrument verschieden und hängt von der Steifigkeit der Deckenkonstruktion, der Besaitung und auch dem individuellen Klangideal ab. Eine sehr weiche Decke mit einem hohen Steg kann "abgewürgt" klingen, eine steife Decke mit einem sehr niedrigen Steg kann sich nicht richtig entfalten.
anders als Du
hi, ich habe auch alles gelesen! eine physikalische tatsache kann man aber nicht anders verstehen. er schrieb nicht, dass eine weiche decke dann leiser ist sondern eher überfordert, bzw. eine kräftige decke durch die geringere hebelkraft eher unterfordert ist. weil ich selbst nicht zu ausführlich sein wollte aber auch nicht kommentarlos einen link hin knallen wollte habe ich mich nur auf eine aussage beschränkt. ich finde es vollkommen natürlich, dass man es nicht jedem recht machen kann.
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

wir können das gerne bis ins i-tüpfelchen durchdeklinieren.
Du schriebst "höhere einstellung bei der selben gitarre lauter macht.
bei verringerung der höhe wird die hebelkraft geschwächt und macht leiser und nicht lauter."
Das ist zwar richtig, hat aber mit RBs Frage nichts zu tun, da er zwei verschiedene Gitarren mit verschieden hoher Stegeinlage miteinander verglich.
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wally
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Beitrag von wally »

Hi,
in den achtzigern hatte ich eine Konzertgitarre von Höfner,
Modell "Student". Da waren drei Stegeinlagen beigelegt,
um die Saitenlage unterschiedlich einstellen zu können.
Eine niedrige, eine mittelhohe und eine wirklich hohe Stegeinlage.
Da habe ich natürlich auf Teufel komm raus experimentiert.

Und was ist dabei herumgekommen?
Je höher die Stegeinlage, um so lauter die Guitarre.
Je niedriger die Stegeinlage, um so leiser die Guitarre.

Und das war definitiv keine Einbildung.

Allerdings denke ich,
dass ein Millimeter Unterschied den Kohl nicht fett macht.
Da muss schon mehr passieren.

Doof wird es, wenn man die Stegeinlage zu tief schleift
und sie dann weniger als drei Millimeter aus der Nut herausragt.
Dann ist sie definitiv zu niedrig und das kann sich dann auch
auf den Klang auswirken und nicht nur auf die Gesamtlautstärke.
Auch das habe ich empirisch ermittelt.

Allerdings finde ich diese Sachen unerheblich,
wenn man zwei verschiedene Gitarren
mit unterschiedlich dicken Saiten am Start hat.
Bei ähnlicher Bauweise muss die Gitarre mit den dickeren Saiten wohl lauter sein.
Anscheinend ist die D1 gar nicht soo mies.
Es könnte aber auch am Stratabond-Hals liegen.
Der freut sich so doll,
dass er nicht mit Fussbodenlaminat zusammengeschraubt wurde.
Und vor lauter Freude singt er jetzt, als ob es kein Halten gäbe.


Alles Gute

Wally
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RB
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Beitrag von RB »

Nein, die war erst einmal laut und klang auch außerdem so, wie es mir gefiel. Ich habe auch etwas fingerpicking darauf ausprobiert und auch da konnte sie mich überzeugen. Allround-Gitarre mit Tendenz zum bluegrassigen Klang.

Ich habe die Saiten von meiner DX-1 am Steg geöst und den Steg etwas höher gesetzt, in dem ich ihn unterlegt habe. Das mögen am Steg vielleicht 1, maximal 1,5 mm sein und ich denke schon, daß sie deutlich lauter geworden ist. Die Saitenlage ist in Ordnung so, ich werde also eine neue Stegeinlage aus Knochen anfertigen, die höher ist.
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Ich habe eine OM 1 und habe auch die D1 probiert. Beide Gitarren sind erstaunlich gut. Typischer Martin-Klang mit satten Bässen, eher traditionell, aber einem "moderneren" Sound in den Höhen und von den Obertönen her. Irgendwie singender als andere Martins. Erinnert mich von den hohen Saiten her an Lakewood. Untenherum aber klar Martin. Die 1-Serie halte ich für eine größere Bereicherung des Martin Spektrums als die PAs. Und meine OM1 riecht auch noch gut.
Guild M 120
RainSong CH-OM1000NS
Seagull SWS Mini Jumbo
Collings OM2H Deep Body Option
Martin OM 42
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RB
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Beitrag von RB »

Die Martin DM war so ähnlich, wenn ich mich recht erinnere. Die hatte das gleiche Beleistungsmuster innen, nur der Hals war aus einem Stück und stattdessen Zargen und Boden aus dreilagigem Holz, ansonsten technisch dasselbe.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

notenwart hat geschrieben:wir können das gerne bis ins i-tüpfelchen durchdeklinieren.
Du schriebst "höhere einstellung bei der selben gitarre lauter macht.
bei verringerung der höhe wird die hebelkraft geschwächt und macht leiser und nicht lauter."
Das ist zwar richtig, hat aber mit RBs Frage nichts zu tun, da er zwei verschiedene Gitarren mit verschieden hoher Stegeinlage miteinander verglich.
es gibt menschen die wollen einem aus prinzip nicht verstehen oder sagen wir absichtlich missverstehen. damit muss auch ich leben lernen. lassen wir es dabei.
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RB
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Beitrag von RB »

@Herigo und Notenwart: Was Ihr geschrieben habt, widerspricht sich nicht. Ich verstehe als nicht ganz den gereizten Ton, der sich einzuschleichen begonnen hat. Ich verstehe es so:

Je höher die Spannung, desto besser, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt, darüber wird es wieder schwächer durch zu hohe Spannung auf der Decke. Ich erinnere mich an einen Dreadnought-Vergleichstest in einem US-Magazin, in dem beschrieben wurde, daß eine der dort beschriebenen Gitarren einen eher dumpf-komprimierten Klang hatte und erst durch Wechsel der vorhandenen .013er Saiten auf .012er auflebte. Das klingt ganz nach dem Effekt, wie er durch eine zu hohe Hebelkraft am Steg entstehen kann.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

wally hat geschrieben:Allerdings denke ich, dass ein Millimeter Unterschied den Kohl nicht fett macht. Da muss schon mehr passieren.
Das seh ich auch so. Ich hab bei allen meinen Gitarren die Stegeinlagen um 2 mm runtergeschliffen, damit ich am 12. Bund meine 2,5 mm Saitenlage habe. An der Lautstärke hat sich meinem Dafürhalten nach nicht das Geringste geändert.
wally hat geschrieben:Doof wird es, wenn man die Stegeinlage zu tief schleift und sie dann weniger als drei Millimeter aus der Nut herausragt. Dann ist sie definitiv zu niedrig und das kann sich dann auch auf den Klang auswirken und nicht nur auf die Gesamtlautstärke. Auch das habe ich empirisch ermittelt.
Nix gegen Deine Ermittlungen, Wally, aber - Schockschwerebrett - meine Stegeinlagen schauen nicht gerade viel heraus, gerade so, dass die Saiten den eigentlichen Steg nicht berühren! Und das obwohl ich wirklich nur 2 mm weggenommen habe. Bei der Gibson ist es so, dass das eine Ende, wo die hohe e-Saite aufliegt, sogar im Steg verschwindet... schaut an der Auflagefläche der Saite selbst mal gerade so heraus - wie gesagt, grade so, dass die Saite nicht am Holz aufliegt...

Kann mir das mal wer erklären?

D. h. will ich mehr Lautstärke, brauch ich höhere Stegeinlagen, dann aber habe ich wieder eine zu hohe Saitenlage... *mäusemelk*, *nixauskenn*, *keineAhnunghab*

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