Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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scifi
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Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Beitrag von scifi »

Hi, (um das Sommerloch zu füllen;-):

Seit kurzem habe ich eine Lakewood M32CP und im Gegensatz zu meinen anderen Klampfen fällt mir auf, dass sich der Hals bei Temperaturschwankungen oder dem Runterstimmen auf Dropped D kaum verbiegt. Klingt vielleicht erst mal trivial, stellt sich aber für mich als ungemein praktisch heraus, da ich in jedem zweiten Stück von Standard auf Dropped D gehe und das permanente Nachstimmen aller Saiten bei der Probe oder gar bei Auftritten extrem nervt.

Zwar hat die Lakewood einen etwas dickeren Hals als meine Furchs, aber der Unterschied ist schon recht stark. Alle Hälse sind aus Mahagoni.

Frage in die Runde: ist für die temperaturbedingte Verstimmungsfreudigkeit einer Gitarre nur der Hals verantwortlich? Hängt das vielleicht auch von der Decke bzw. dem Deckenmaterial ab? Oder gibt es unterschiedlich steifes Mahagoni für Hälse?
rwe
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Beitrag von rwe »

... sicherlich nicht NUR der Hals, sondern die gesamte Konstruktion, ohne dass ich glaube, dass dafür eine Regel ("24% Halsbefestigung, 63,24% Hals") aufgestellt werden kann.

Beim Hals spielen natürlich die Dicke, aber auch das Material (altes, junges Holz, Mahgoni oder Nato oder Cedro oder Ahorn, stehende oder liegende Jahresringe [wobei ich dies nur von E-Gitarren her kenne]) und das Profil (ein Brett kann eher verbogen werden als ein T-Träger; soll heißen, ein flaches Profil eher als das V-Profil) eine Rolle.
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Ich vermute, der größte Teil der temperaturbedingten Verstimmung kommt von den Saiten.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
rwe
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Beitrag von rwe »

... ja, klar, aber das erklärt nicht den Unterschied zwischen verschiedenen Instrumenten.

Der Längenausdehnungskoeffizient von Eiche ist bspw. immerhin ca. 2/3 so groß wie der von Stahl (hier nicht zwischen Quer- und Längsrichtung unterschieden, insgesamt ist das deutlich komplizierter).
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@rwe
Andere Quelle sprechen von ca. 1:2 ... aber das ist gar nicht der Punkt. Solange 2 unterschiedliche Materialien sich unterschiedlich ausdehnen, hat das eine Auswirkung auf die Stimmung.
Hinzu kommt, dass der Hals einer aufwändiger gebauten Gitarre nicht einfach ein Stück Holz ist. Dazu kommen der Spannstab und ggf. verschiedene andere Hölzer, die zusätzlich Steifigkeit geben.
Ich erlebe das Phänomen unterschiedlicher Temperaturanfälligkeit bei meinen Gitarren auch. Wo ist das Problem?
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
rwe
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Beitrag von rwe »

OV1667 hat geschrieben: Ich erlebe das Phänomen unterschiedlicher Temperaturanfälligkeit bei meinen Gitarren auch. Wo ist das Problem?
... unter normalen Bedingungen gibt es kein Problem. Die Instrumente etwas akklimatisieren lassen, stimmen und gut ist.

Problematisch ist es nur, wenn WÄHREND des Spielens sich die Bedingungen ändern (heißer Scheinwerfer, hohe Feuchtigkeit beim Spielen draußen etc.). Hat mich bisher aber nur bei der 12string genervt. Alles andere war stabil genug.

Deine Hinweise zu verschiedenen Materialien sind wichtig. Interessant bei E-Gitarren der konstruktive Unterschied zwischen einem One-Piece-Neck und einem mit aufgeleimtem Griffbrett. Ich weiß aber nicht, ob dies schon jemand unter dem Aspekt der Stimmstabilität durchgetestet hat.
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Geli
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Re: Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Beitrag von Geli »

scifi hat geschrieben:Oder gibt es unterschiedlich steifes Mahagoni für Hälse?

:wink:
Nein natürlich nicht! Alle Mahagonibäume sind selbstverständlich gleich und haben die gleichen Eigenschaften.
Gegenteilige Behauptungen sind reine Erfindungen der Kunststoffmafia!
:roll:

Sommerlochgrüße
Geli


Geli´s Hohmpäjtsch:
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OV1667
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Re: Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Beitrag von OV1667 »

Geli hat geschrieben: [...]
Nein natürlich nicht! Alle Mahagonibäume sind selbstverständlich gleich und haben die gleichen Eigenschaften.
Gegenteilige Behauptungen sind reine Erfindungen der Kunststoffmafia!
[...]
:bide:

@rwe
Da hilft dann eigentlich nur rechtzeitige Akklimatisierung.
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rwe
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Beitrag von rwe »

... genau, eine Stunde sollte reichen.

Das Spannende: Meine Instrumente werden, egal ob artgerecht oder nicht, zumeist im Koffer gehalten. Tatsächlich habe ich auch im Winter beim Transport nur wenig Probleme. Meinen Wal-Bass kann ich nach einigen Wochen im Koffer bei der nächsten Probe (nach 150km Autofahrt) einfach aus dem Koffer nehmen, anschließen und brauche regelmäßig nur "minimalst" nachstimmen. Die Gitarren sind da etwas sensibler.
pesu
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Re: Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Beitrag von pesu »

Geli hat geschrieben:
scifi hat geschrieben:Oder gibt es unterschiedlich steifes Mahagoni für Hälse?

:wink:
Nein natürlich nicht! Alle Mahagonibäume sind selbstverständlich gleich und haben die gleichen Eigenschaften.
Gegenteilige Behauptungen sind reine Erfindungen der Kunststoffmafia!
:roll:

Sommerlochgrüße
Geli
Vorsicht!

Als Mahagoni werden inzw. zig Hölzer verkauft, die zwar
ähnlich aussehen, aber nichtmal botanisch der gleichen Gattung
angehören. (Sipo, Sapeli, Tiama,Khaya etc.)
Unterschiede in Rohdichte, spez. Gewicht, Biegefestigkeit,etc.
können da stark variieren. Selbst bei der gleichen Gattung Holz
können Unterschiede, je nach Wuchsgebiet, von bis zu 20% normal sein.

Also mahagoni ist nicht gleich Mahagoni

pesu
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@pesu
Selbst wenn es Holz der gleichen Gattung ist, wird die Dichte (und alle anderen Werte) eine merkliche Streuung haben. Wir reden ja immerhin über Holz und nicht über HPL oder Lyrachord ... :wink:
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
pesu
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Beitrag von pesu »

OV1667 hat geschrieben:@pesu
Selbst wenn es Holz der gleichen Gattung ist, wird die Dichte (und alle anderen Werte) eine merkliche Streuung haben. Wir reden ja immerhin über Holz und nicht über HPL oder Lyrachord ... :wink:
genau das hab ich doch geschrieben, oder war dein Beitrag als
Frage gemeint?

pesu
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@pesu
Ich hatte Deinen Hinweis (der ja völlig richtig ist) auf die unterschiedlichen Mahagoniarten bezogen. Ich meinte nur, dass selbst Holzstücke der gleichen Art (also z.B. vom Baum "nebenan") unterschiedlich sind. Eben "Natur".
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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scifi
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Re: Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Beitrag von scifi »

pesu hat geschrieben:
Vorsicht!

Als Mahagoni werden inzw. zig Hölzer verkauft, die zwar
ähnlich aussehen, aber nichtmal botanisch der gleichen Gattung
angehören. (Sipo, Sapeli, Tiama,Khaya etc.)
Unterschiede in Rohdichte, spez. Gewicht, Biegefestigkeit,etc.
können da stark variieren. Selbst bei der gleichen Gattung Holz
können Unterschiede, je nach Wuchsgebiet, von bis zu 20% normal sein.

Also mahagoni ist nicht gleich Mahagoni

pesu
Ist eigentlich witzig, das gerade die Edelhersteller hier nicht versuchen mit Qualitätsangaben zu werben. Beim Deckenmaterial ist das ja mittlerweile verbreitet (Siehe Lakewoods Angaben). Ich habe noch nie eine detailliertere Angabe als "Mahagoni" gesehen.
Saitensprung

Re: Verstimmung: nur der Hals dran schuld?

Beitrag von Saitensprung »

pesu hat geschrieben:
Geli hat geschrieben:
scifi hat geschrieben:Oder gibt es unterschiedlich steifes Mahagoni für Hälse?

:wink:
Nein natürlich nicht! Alle Mahagonibäume sind selbstverständlich gleich und haben die gleichen Eigenschaften.
Gegenteilige Behauptungen sind reine Erfindungen der Kunststoffmafia!
:roll:

Sommerlochgrüße
Geli
Vorsicht!

Als Mahagoni werden inzw. zig Hölzer verkauft, die zwar
ähnlich aussehen, aber nichtmal botanisch der gleichen Gattung
angehören. (Sipo, Sapeli, Tiama,Khaya etc.)
Unterschiede in Rohdichte, spez. Gewicht, Biegefestigkeit,etc.
können da stark variieren. Selbst bei der gleichen Gattung Holz
können Unterschiede, je nach Wuchsgebiet, von bis zu 20% normal sein.

Also mahagoni ist nicht gleich Mahagoni

pesu

Den Smilies nach ist Gelis Kommentar wohl eher mit einem Augenzwinkern zu lesen!



scifi hat geschrieben: Ist eigentlich witzig, das gerade die Edelhersteller hier nicht versuchen mit Qualitätsangaben zu werben. Beim Deckenmaterial ist das ja mittlerweile verbreitet (Siehe Lakewoods Angaben). Ich habe noch nie eine detailliertere Angabe als "Mahagoni" gesehen.

Unter einem der zur Zeit aktuell angebotenen Gitarren hier im Forum meine ich gelesen zu haben, dass ein Griffbrett AAA Grad besitzt.
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