Zargentiefe und andere Fragen

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Antworten
Gast

Zargentiefe und andere Fragen

Beitrag von Gast »

Nach der neuen ist vor der neuen :D

Da ich diesmal ein bauen lassen möchte, treiben mich ein paar Fragen um.
Es soll wieder eine 000 werden, fichte, Ost-Palisander.

Wie beeinflusst die Zargentiefe den Klang?

Ich spiel viel auf der Johnson JO 16 meiner Freundin und empfinde die kürzer Mensur als sehr angenehm, fürs bending und die entspanntere Hand.
Sorgt eine kürzere Mensur nur für eine geringer Lautstärke?

Bei der Voigt hatte ich einen durchstochene Kopfplatte, möchte ich gern wieder haben.
Wie beeinflusst dies den Klang im Verhältniss zu einer Massiven Kopfplatte?

Danke schon mal
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm

Beitrag von H-bone »

Hallo devil-lime,

Bezüglich der Zargentiefe: Erhöht man die Zargentiefe, dann hat die Gitarre natürlich mehr Korpusvolumen, das heisst sie bekommt einen grösseren Bassanteil und wird auch etwas lauter.
Allerdings wird durch die höhere Zargentiefe der Klang "hohler", also etwas "boxiger". Das lässt sich aber durch ein etwas grösseres Schalloch sehr gut ausgleichen. Auch die Dynamik nimmt mit zunehmender Zargentiefe etwas ab, weshalb man nicht allzusehr übertreiben sollte.

Was die Mensur anbetrifft, so ändert sich neben Bespielbarkeit und (in allerdings sehr geringem Masse) der Lautstärke auch der Sound - eine shortscale hat einen "sweeteren" Klang, ist weicher im Anschlag, meist jedoch auch leichter in der Ansprache. Longscale hat mehr "Twang", mehr knackigen Charakter und ist auch bedeutend bessr z.B. für Strumming. Für Fingerstyle würde ich eher zu shortscale tendieren.

Die durchstochene Kopfplatte sorgt für etwas mehr Saitendruck auf den Sattel, bedingt durch einen steileren Auflagewinkel, das gibt ein leichtes Plus in der Lautstärke.

Gruss, Martin
Benutzeravatar
chrisb
Beiträge: 1889
Registriert: Mi Apr 20, 2005 11:33 am

Beitrag von chrisb »

moin martin,

was ist für dich long- und was shortscale?
und warum hast du bei der queen 645mm gewählt auch hinsichtlich zargentiefe und schalllochdurchmesser?
bzw. warum ist 645mm ein basismerkmal deiner gitarren (siehe deerbridge-homepage)?
chrisb
Gast

Beitrag von Gast »

H-bone hat geschrieben:Hallo devil-lime,

Bezüglich der Zargentiefe: Erhöht man die Zargentiefe, dann hat die Gitarre natürlich mehr Korpusvolumen, das heisst sie bekommt einen grösseren Bassanteil und wird auch etwas lauter.
Allerdings wird durch die höhere Zargentiefe der Klang "hohler", also etwas "boxiger". Das lässt sich aber durch ein etwas grösseres Schalloch sehr gut ausgleichen. Auch die Dynamik nimmt mit zunehmender Zargentiefe etwas ab, weshalb man nicht allzusehr übertreiben sollte.

Was die Mensur anbetrifft, so ändert sich neben Bespielbarkeit und (in allerdings sehr geringem Masse) der Lautstärke auch der Sound - eine shortscale hat einen "sweeteren" Klang, ist weicher im Anschlag, meist jedoch auch leichter in der Ansprache. Longscale hat mehr "Twang", mehr knackigen Charakter und ist auch bedeutend bessr z.B. für Strumming. Für Fingerstyle würde ich eher zu shortscale tendieren.

Die durchstochene Kopfplatte sorgt für etwas mehr Saitendruck auf den Sattel, bedingt durch einen steileren Auflagewinkel, das gibt ein leichtes Plus in der Lautstärke.

Gruss, Martin
Danke für die schnelle Antwort :!:

Noch eine Frage, worin liegt der Unterschied zwischen einem spitzen Halsfuss, wie z.B bei deinen Gitarren, und einem flachen , wie z.B bei Froggy Bottom. Hat das etwas mit der Stabilität zu tun?
Kommt man bei einem flacheren Halsfuss besser in die oberen Lagen?

ciao karsten
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm

Beitrag von H-bone »

chrisb hat geschrieben:...was ist für dich long- und was shortscale?
Hallo Chris,

Ich lehne mich da ein wenig an die Martin-Mensuren an, Martin hat heutzutage 2 Mensurmasse anzubieten, Longscale= 25,4" (645,16 mm), Shortscale=24,9" (632,46 mm).
Ältere kleine Martins haben zum Teil auch 628 mm Mensur, macht Martin aber nicht mehr.

Meine Mensuren sind für OM, D, 12-fret OOO 645 mm, für 14-fret OOO, OO und O 630 mm.
chrisb hat geschrieben:moin martin,

...und warum hast du bei der queen 645mm gewählt auch hinsichtlich zargentiefe und schalllochdurchmesser?
bzw. warum ist 645mm ein basismerkmal deiner gitarren (siehe deerbridge-homepage)?
Eine grosse Gitarre mit viel Luftvolumen ist mit der kurzen Mensur meist etwas "untermotorisiert" :wink:


devil-lime hat geschrieben:Noch eine Frage, worin liegt der Unterschied zwischen einem spitzen Halsfuss, wie z.B bei deinen Gitarren, und einem flachen , wie z.B bei Froggy Bottom. Hat das etwas mit der Stabilität zu tun?
Kommt man bei einem flacheren Halsfuss besser in die oberen Lagen?

ciao karsten
Hallo Karsten, die Form des Halsfusses ist hauptsächlich Geschmacksache, nur in den allerhöchsten Lagen, wenn die linke Hand sich auf die Decke begibt, berührt man den Halsfuss überhaupt, und da ist der "spitze" Dovetail-Halsfuss weniger im Weg.
Meist sind die flachen Halsfüsse auch bei geschraubten Hälsen zu finden, da bin ich allerdings überhaupt kein Freund von... :x ... wie sagte dazu erst kürzlich ein weiser Mann: "... Dovetail vs. geschraubt ist wie .wav vs. .mp3..." :wink:

Gruss, Martin
stringbender
Beiträge: 245
Registriert: Mi Mär 28, 2007 2:03 pm
Wohnort: Schorndorf
Kontaktdaten:

Beitrag von stringbender »

Hi Karsten,

eine grössere Zargentiefe verleiht der Gitarre, wie schon erwähnt, ein grösseres Volumen. Nimmst Du dem Instrument die Zargentiefe, dann nimmst Du dem Ton die Suzbstanz. Es hört sich eben ein wenig dünn an.

Von einer kurzen Mensur würde ich eher abraten. Es geht immer auf Kosten des Tons. Eine längere Mensur klingt einfach brillanter. Es gibt noch einige andere Kriterien um ein Instrument gut spielbar zu machen, als eine kurze Mensur. Als erstes wäre da mal die Saitenlage zu nennen. Auch ist die Saitenstärke ist ein Kriterium. Doch selbst mit dicken Saiten lässt sich ein perfekt eingestelltes Instrument bequem bespielen.

Der Halsfuß, ich mache ihn ja auch immer gerade) ist vom Design her reine Geschmacksache. Stabilisiert wird die Konstruktion eher durch den Gitarrenboden der auf den Halsfuss aufgeleimt wird. So machen's z.B. manche spanischen Hersteller. Wie breit der Fuss ist, das ist egal. Wichtig ist nur, daß er unten ankommt.

Die Art der Kopfplatte bestimmt nicht unbedingt den Klang. Je leichter die Kopfplatte, desto besser der Klang, aber hier scheiden sich die Geister. Ich bin ein Vertreter der sog. Leichtbauweise. Je leichter das Instrument, desto besser. Ein leichter Körper lässt sich mit weniger Energie in Schwingung versetzen als ein schwerer Körper. Prinzipiell ist eine Fensterkopfplatte filigraner als eine massive und damit auch bruchgefährdeter. Ansonsten hat das keinen Einfluss auf den Klang.

viele Grüße
Armin
Armin Dreier Gitarrenbau
Römerstr.9
73614 Schorndorf
07181/44486
www.dreier-gitarren.de
Gast

Beitrag von Gast »

Hi Martin
mir kommt auch kein geschraubter hals ins haus :)
jetzt ist mir schon einiges klarer geworden.
nun werde ich weiter sparen und die Vorfreude steigt täglich :D

Du baust ja auch schöne Sachen, die OM würde mich schon interessieren.
Ab März bin ich wieder öfter im frankenjura bei klettern (tödlich für die Lockerheit der linke hand :wink: ) dann werd ich mal vorbei kommen.

Beste Grüsse aus Berlin
Karsten
Benutzeravatar
chrisb
Beiträge: 1889
Registriert: Mi Apr 20, 2005 11:33 am

Beitrag von chrisb »

Eine grosse Gitarre mit viel Luftvolumen ist mit der kurzen Mensur meist etwas "untermotorisiert"
:D
chrisb
Antworten