Eastman Archtop - ernsthafte Akustikgitarre?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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JazzDude
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Eastman Archtop - ernsthafte Akustikgitarre?

Beitrag von JazzDude »

Bild

Ich finde die toll. Aber hat so eine Gitarre einen auf Dauer befriedigenden Akustik-Klang? Hat jemand Erfahrungen mit solchen Gitarren?
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

Moin,

ich habe eine Godin Kingpin http://www.thomann.de/de/godin_5th_aven ... cburst.htm

wobei ich nicht weiß, ob die direkt vergleichbar ist. Da macht auch das akustische Spiel Spaß - im Gegensatz zu einer ES 335. Zum Einsatz im filigranen Fingerstyle ist das allerdings nichts.

Richtig Spaß macht diese Gitarre an einem kleinen Röhrenverstärker. Ich habe eine 5 Watt Harley Benton Vollröhre, der Sound ist einfach toll und wird auch am Blues Junior nicht besser ;-)

Ich spiele mein ganzes Programm manchmal auf dieser Gitarre mit dem kleinen Verstärker. Klappt. Macht Spaß. Auch Fingerpicking Blues und Ragtime. Jazz habe ich allerdings noch nie gespielt ....

Viele Grüße
landmesser
Frei Cörper Kultur auch für Dicke
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Niels Cremer
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Beitrag von Niels Cremer »

landmesser hat geschrieben:Moin, ich habe eine Godin Kingpin http://www.thomann.de/de/godin_5th_aven ... cburst.htm
Genau die hatte ich auch eine Zeit lang und hab sie wieder weggegeben genau weil sie in meinen Ohren eigentlich nur elektrisch einsetzbar war ... so unterschiedlich sind die Geschmäcker! ;-) LG, Niels
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Ich hatte noch keine Archtop, war auch mal eine Zeit lang von der Optik angezogen. Der Klang von denen, die ich angespielt hab, hat mich, ähnlich wie bei euch anderen, unverstärkt nicht angesprochen. Ich glaube die gehen eigentlich nur verstärkt, und dann in der Band.
"Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen" I. Strawinsky
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JazzDude
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Beitrag von JazzDude »

Niels Cremer hat geschrieben:Genau die hatte ich auch eine Zeit lang und hab sie wieder weggegeben genau weil sie in meinen Ohren eigentlich nur elektrisch einsetzbar war ... so unterschiedlich sind die Geschmäcker! ;-) LG, Niels
Das sind auch meine Erfahrungen mit der Kingpin. Aber die ist auch anders (=für elektrischen Betrieb) gebaut, die Pickups sitzen direkt in der laminierten Decke, der laminierte Korpus ist flacher.
Die Eastman hat massive geschnitzte Decke und Boden wie ein Cello, und der Pickup sitzt am Halsende. Es gab solche Gitarren ja auch ganz ohne Pickup. Ich habe so ein Ding allerdings noch nicht in der Hand gehabt, daher die Frage.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Ich finde, es sind ernsthafte Akustikgitarren. Dabei muss man sich aber über die grundsätzlichen
Klangeigenschaften solcher Archtops im Klaren sein. Das Volumen und die Tieftonstärke normaler
Akustiks gibt es da in der Regel nicht, obwohl manche Instrumente durchaus warm und rund
klingen können. Meist ist der Ton auf die Mitte des Frequenzspektrums fixiert und es finden sich
Anklänge an typische Gipsy-Jazz-Gitarren. Manch einer mag das (auch abhängig von den Saiten)
als etwas blutarm, zu dünn oder belegt empfinden – man muss es mögen. In der Tube gibt es
zahlreiche aussagekräftige Beispiele. Rein akustisch z.B. hier mit zwei schönen 17“-Modellen
ohne Cut: Eastman AR 610/810

Ich besitze eine vollmassive T146SM, die trotz des Thinline-Bodys realtiv laut ist. Auf der habe ich
allerdings stets Flatwounds für den klassischen muffigen-Ton:

Bild

Außerdem ist kürzlich eine günstig erstandene AR371 bei mir gelandet, die, obwohl aus laminierten
Hölzern hergestellt, auch nicht leise und dabei überraschend resonant ist. Die hat normale Roundwounds,
bekommt aber jetzt Halfrounds, damit es ein bisschen weniger quietscht:

Bild

Mit den Pickups der Gitarren bekomme ich meinen Lieblingston über einen nicht zu laut ausgesteuerten
Henriksen Jazzamp, der immer noch etwas vom akustischen Ton an die Ohren lässt und den Archtopklang
auch untenrum wunderbar andickt.

Übrigens: Wer sowas sucht und mit ein paar Lackmängeln leben kann, findet hier ein interessantes,
evtl. noch verhandelbares Gebrauchtangebot: AR605CE
Gruß
von
Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

ich durfte einmal eine dAngelico aus den 30ern spielen und die war so laut, dass man sich gut vorstellen konnte, dass man sie in einer Bigband noch hören würde. Allerdings musste man hart spielen und sie war mit .013er Flatwound bespannt.
tbrenner
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Archtops..

Beitrag von tbrenner »

gibt´s ja tatsächlich auch ohne PU - in dt. Landen früher die gute alte "Schlaggitarre" genannt haben die einen eher verhaltenen akustischen Charme, der mit Lautstärke, Obertonreichtum + Druchsetzungskraft einer guten "Westerngitarre" kaum mithalten kann.
Die gezeigte Eastman wird sicher an einem entspr. (Jazzgitarren..)-amp mit PU jedoch amtlich klingen; gerade auch für Fingerstylesachen. Hatte schonmal so eine Eastman-Archtop getestet + war sehr angetan.

Grüssle,

tbrenner :wink:
http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Ich spiele ja seit Jahren eine Höfner Archtop aus den frühen Sechzigern, zu 90% unverstärkt. Im Bandgefüge in einem Swing-Trio ist sie unverstärkt schon enorm durchsetzungsfähig, obwohl sie gar nicht so laut ist. Sie will aber mit Plektrum gespielt werden. Für Fingerstyle, auch Fingerstyle Jazz, ist sie nicht die richtige.

Im Verhältnis zu Flattops klingen Archtops nun mal anders, sie sind ja auch ganz anders gebaut. Wenn man das will, ist die Eastman sicher eine gute Gitarre, ersetzt aber nicht die Flattop.

Viele Grüße, Stephan
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Gitarrenhans
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Beitrag von Gitarrenhans »

Newbie hat geschrieben:Ich glaube die gehen eigentlich nur verstärkt, und dann in der Band.
...bin ich anderer Meinung!

Hatte mal eine "the loar" die akustisch super geklungen hat. Hier tolle Beispiele, wie man die auch als Singer-Songwriter ohne Verstärkung anwenden kann:
https://www.youtube.com/watch?v=Jonoi7nEVQs
https://www.youtube.com/watch?v=817z9AymN7E

LG, G-Hans
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Ich hab in das erste Video reingeschaut, naja, ist wohl eine Geschmacksfrage... Warum Fitzsimmons das nicht auf einer Westerngitarre spielt, die ist einfach vielseitiger als son Buckeltop.
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rwe
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Beitrag von rwe »

JazzDude hat geschrieben:Aber hat so eine Gitarre einen auf Dauer befriedigenden Akustik-Klang?
Ja, aber einen speziellen... Eine Archtop ist eine Archtop ist eine Archtop. Für Jazz und Artverwandtes typisch, bei allem anderen meckert der Style Council. Davon sollte man sich aber nicht abhalten lassen, ich z.B. schätze den Klang meiner Gypsy-Gitarre auch beim Picken.

Ob DIR das gefällt, kannst nur Du entscheiden, falls Du nicht einer bestimmten Kleiderordnung unterworfen bist.

Ich finde die abgebildete Eastman sehr schön, die Marke hat auch hierzulande ein gutes Image. Die Eastmans (andere Modelle), die ich vor einigen Jahren in China gespielt hatte, fand ich aber ziemliich mistig, offenbar wird für den lokalen Markt das Wort Qualitätskontrolle aus dem Wortschatz gestrichen.
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Gitarrenhans
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Beitrag von Gitarrenhans »

Newbie hat geschrieben:Ich hab in das erste Video reingeschaut, naja, ist wohl eine Geschmacksfrage... Warum Fitzsimmons das nicht auf einer Westerngitarre spielt, die ist einfach vielseitiger als son Buckeltop.
...ist wohl tatsächlich eine Geschmacksfrage. Ich finds jedenfalls saugut und klanglich eine schöne Abwechslung zur "normalen" Westernklampfe. Ich glaube gerade wenn man nur mit der Gitarre den Gesang begleitet, spielt die klangliche Variation eine wichtige Rolle. Das muss natürlich nicht durch eine Archtop geschehen aber wie vermutlich schon deutlich wurde: Meinen Geschmack trifft das voll und ganz auch ohne Band und unverstärkt :-).
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tele
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Beitrag von tele »

ich z.B. schätze den Klang meiner Gypsy-Gitarre auch beim Picken.
Eine Gypsy-Gitarre ist aber etwas ganz anderes als eine Archtop mit F-Löchern.
Ich hatte mir mal eine the Loar LH-700 bestellt. Die hat mir aber für meine Zwecke zu schwach im Bassbereich geklungen, Deshalb habe ich sie zurückgehen lassen und mir dafür eine Cigano Gypsygitarre mit großem Schallloch geholt.
Darauf spiele ich jetzt Swing Rhythmus Geschichten.Wenn mein Bassistenfreund Zeit hat, noch einen Walkingbass dazu zu spielen-Prima!https://www.youtube.com/watch?v=ct-K8E-Aubk
Wenn nicht-auch OKhttps://www.youtube.com/watch?v=N7r1KQ5gB14
rwe
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Beitrag von rwe »

tele hat geschrieben:
ich z.B. schätze den Klang meiner Gypsy-Gitarre auch beim Picken.
Eine Gypsy-Gitarre ist aber etwas ganz anderes als eine Archtop mit F-Löchern.
Klar, es ging mir nur um den Verstoß gegen den Style Council. Auf meinen Archtops (Hüttl, Isana) gehen allenfalls Blues-Nummern, alles andere gefällt auch mir nicht.
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