´heißes´ Thema : Preisverhandlungen

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Wegen großer Dummheit und mangelndem Denkvermögen gelöscht.
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Blues53
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Beitrag von Blues53 »

Was mich jetzt noch interessiert, ist folgendes, unabhängig von Gitarren:
Wenn der Hersteller einer Ware seinen Verkaufspreis und den Verkaufspreis des Händlers festlegt, wie kann dann der Händler noch seriös seinen eigenen Einkaufspreis mit dem Multiplikator x multiplizieren , wobei das Produkt die Kosten für Geschäftsmiete, Lagerhaltung, Lohnkosten, etc., und seinen eigenen Verdienst enthalten muß? Dann kann im Härtefall der Händler diesen Artikel doch nur noch aus seinem Sortiment nehmen und ist damit eventuell nicht mehr konkurrenzfähig, oder wie ist das?
Bißchen kompliziert ausgedrückt, aber ich hoffe, Ihr versteht was ich meine...
tbrenner
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Kalkulation...

Beitrag von tbrenner »

Hallo blues53,

wenn ich das richtig verfolge, leisten sich diese Art von Vertriebspolitik nur und gerade die paar grossen (v.a. US-amerikanischen)"Platzhirsche" unter den Instrumentenherstellern. Diese sogen. "Brot- und Butter-Marken" benötigen wohl die meisten Musikgeschäfte, um überhaupt ein gewisses Publikum ins Haus zu ziehen. Und von diesen Marken sind die UVP´s wohl eher so kalkuliert, daß sie dem Einzelhändler völlig unabhängig von seiner
individuellen Kostensituation eine angemessene Marge sichern - und dem Hersteller natürlich sowieso. Jeder der dies mit den marktwirtschaftl. nicht unbekannten Methoden (Großeinkauf zu günstigeren Konditionen)zu unterlaufen versucht, wird mit der Androhung von Entzug des Händlerstatus zu Wohlverhalten i.S. des Herstellers gedrängt.

Der Großteil aller anderen , nicht so arrivierten Brands wird sehr wohl bereit sein, sich auf veränderte Marktbedingungen einzustellen, um seine Produkte in einem funktionierenden/ ansprechenden Verkaufsumfeld (="das gute Fachgeschäft") unterbringen zu können. Dort gibt´s dann oft auch einen für den Endkunden verträglichen Streetprice.

Letztlich haben wir Musikalienkunden es doch selbst in der Hand: würden wir uns nach i.d.R. vorhandenen, mindesten gleichwertigen Alternativen umschauen und nicht einem z.T. schon grotesken Markenfetischismus huldigen, könnten die besagten Platzhirsche nicht ihre z.T. kaum nachzuvollziehenden Mondpreise aufrufen und bekommen.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus Teebrenner,

puh, zum Glück hast du am Ende noch den Zwinkersmiley gesetzt, sonst hätte ich deinen Beitrag, vor allem den dritten Absatz, auch noch ernst nehmen müssen.

:wink:
tbrenner
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Och joh ...

Beitrag von tbrenner »

Hi Pappe,

Du darfst gern meine Argumentation zerpflücken, wenn Du andere Erkenntnisse hast - nur her damit ...

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Blues53
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Beitrag von Blues53 »

Wenn ich ehrlich bin, so muß ich auch 'mea culpa' sagen...
piet_16
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Beitrag von piet_16 »

Es kommt vieleicht darauf an wo man kauft.

Bei einem großen Händler habe ich einfach auf die Frage ob am Preis noch was zumachen sei, bei einer sauteuren Gitarre einen Nachlass auf den UVP von 27% bekommen. Als Zugabe ein Satz Saiten und die kostenlose Montage eines zusätzlichen Gurtpins
Vor längerer Zeit kaufte ich eine Chromatische-Mundharmonika Hohner Meisterklasse. Allein die telefonische Nachfrage bei einem Händler in der Nachbarstadt brachte einen Nachlass von über 30% auf den UVP. Zusätzlich bei der Abholung gab's eine kleine diatonische Muha als Geschenk.

Diese Händler werden wohl nicht am Hungertuch nagen und ich habe keinerlei Druck ausgeübt.

Im Beruf sah das ganz anders aus, bei 6 - 8 stelligen Euro-Beträgen wurde gekämft bis auf Blut. Dabei hatte ich persönlich nicht einmal was davon. Hartes Verhandeln wurde einfach verlangt, schließlich ging es um das Geld der "öffentlichen Hand".

Piet_16
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ich wage mal aus aktuellem anlass zu behaupten, dass im hochpreis segment handelsspannen bis über 50% möglich sind, wohl gemerkt zum UVP nicht zum straßenpreis, sonst wären diese gar nicht möglich ohne die existenz der läden zu gefährden. drauf legen will keiner, wenn auch das angebot noch so gut ist.

bei kleinartikel weiß ich aus erfahrung (war mal hifi und tv verkäufer), dass spannen von 200-300% möglich sind. bei pfennigartikel noch deutlich mehr.

noch aus der DM zeit: antenenstecker vk 3,50 - ek 0,35.

das sehe ich alles jedoch nicht als abzocke, selbst wenn ein händler nicht direkt wertschöpfung betreibt. es besteht eine mischkalkulation die z.b. auch berücksichtigt, dass für so einen stecker der laden genauso beheizt werden muss wie für einen fernseher bei dem vielleicht nur eine marge von 5-10% plus einen jahres umsatzrabatt von vielleicht 15-30%(!) drin ist.

(edit: weil missverständlich) der umsatz trägt also doch zum gewinn bei, obwohl nur zum selbstkostenpreis verkauft wird. meistens werden vertragliche kontingente vereinbart bei deren einhaltung und überschreitung es erst richtig kohle gibt. das setzt finanzstärke voraus. also haben die großen läden die möglichkeit aktionen zu starten die tatsächlich nur kosten decken (darunter ist eigentlich verboten) und am ende doch verdienen.

am härtesten ist die situation bei brauereien und kneipen, hier ist es oft so, dass bei unterschreitung der vertraglichen menge sogar der ek erhöht wird. deshalb haben mehr kleine kneipen durch das rauchverbot dichtgemacht als offiziell zugegeben wird. chancen habe nur die restaurants, die vielleicht sogar mehr gäste haben die essen gehen und damit den umsatz verlust für das bierchen mit der zigarrette ausgleichen können.

natürlich ist das bei gitarren-kompanies ähnlich, auch hier werden kontingente vertraglich vereinbart. das kann dazu führen, dass man eine nagel neue gitarre statt für 7299,-- für 2999,-- bekommt, völlig legal und öffentlich beworben weil nicht unter EK (!). allerdings als b-ware weil sie schon veraltet ist und leider das alte, aus meiner sicht noch das aufwendigere bessere, PU-system hat.

nach dem internet preiskampf, den sicher thomann gewonnen hat, ist ein neuer kampf entstanden nämlich die der großen händler zusammenschlüsse, wie session, just music, etc., das sind gar nicht mal so viele und da werden auch nicht alle übrigbleiben.

der kleine händler hat keine chance mehr, es sei den als service anbieter, entweder reparaturen oder musikunterricht. bei den ersteren bedienen sich zunehmend die großen, die sich sowas nicht mehr leisten wollen. eine weitere überlebens-nische ist der instrumentenbau.

und es stimmt, die qualität der beratung sinkt, die verkäufer werden immer jünger (ok man selbst wird eigentlich immer älter) und haben einfach noch keine erfahrung, bzw. sind nicht zur nachhaltigen kundenbindung angehalten. der markt wird überschwemmt von billigmarken, die ebenfalls umsatz bringen weil man sich die kaufen kann ohne ernsthafte überlegungen zu betreiben oder interessiert zu sein.
Zuletzt geändert von Herigo am Di Nov 01, 2011 11:44 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Wegen großer Dummheit und mangelndem Denkvermögen gelöscht.
Zuletzt geändert von stringbound am Sa Nov 05, 2011 5:22 pm, insgesamt 1-mal geändert.
stringbound
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Re: Kalkulation...

Beitrag von stringbound »

Wegen großer Dummheit und mangelndem Denkvermögen gelöscht.
Zuletzt geändert von stringbound am Sa Nov 05, 2011 5:23 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Wenn bei der Anzahl der günstig angebotenen Gitarren noch bis zu 50% Nachlass möglich sein sollte, müssen die chinesischen ArbeiterInnen dann komplett auf ihr Gehalt verzichten?

Die Gitarren, die ich besitze, kosten im Euroland nahezu überall das gleiche. Wenn ich irgendwo gerne einen Preisnachlass hätte, dann werde ich wohl gefragt, ob man die gleiche Gitarre woanders günstiger bekommen könnte. Da das kaum der Fall ist, gibt es dann auch keinen Nachlass. Ein Satz Saiten dazu (aber auch nicht die Nanoweb in Phosphor/Bronze), ein paar Plektren oder einen mittelmäßigen Gurt - das brauch ich nicht unbedingt, genauso wenig wie ein billiges Gigbag.
Ich verlasse mich aber auf den Service und die nötige Kulanz meines Händlers vor Ort im Ernstfall, nämlich dann, wenn etwas mit meinem Instrument nicht in Ordnung sein sollte.
Mag sein, dass ich da zu denen gehöre, die "es selbst Schuld sind" weil sie nicht feilschen. Mein Bruder tut das bei jeder sich bietenden Gelegenheit und kann es auch. Mir liegt das einfach nicht.

Der Thomann schreibt übrigens auf seiner Seite
Was ist da preismäßig noch drin?
Ich bekomme woanders einen besseren Preis
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

stringbound hat geschrieben:
Herigo hat geschrieben:nach dem internet preiskampf, den sicher thomann gewonnen hat, ist ein neuer kampf entstanden nämlich die der großen händler zusammenschlüsse, wie session, just music, etc., das sind gar nicht mal so viele und da werden auch nicht alle übrigbleiben.
Niemand hat den "Internet-Preiskampf" gewonnen.
Die Zeit, als Händler im Internet Instrumente zum Einkaufspreis durchreichen konnten, ist lange vorbei.

Die größeren Händler haben Vertriebe im Firmenverbund.
Welches Interesse sollten sie, daran haben, Ware aus ihrem Vertrieb an jemand zu liefern, der diese benutzt, um sie vom Markt zu drängen?
thomann ist sicher marktführer in deutschland was den inet verkauf an den endkunden betrifft, das meine ich mit gewonnen.

den zweiten abschnitt verstehe ich nicht. habe in der richtung auch nichts behauptet.

session ist kein verbund sondern eine firma die einem SAP erben gehört. die firmen wurden alle an ihn (bzw. seine firma) verkauft. es gibt kein franchising (oder wie auch immer das richtig heißt) mehr. die nicht verkaufen wollten haben heute nichts mehr zu sagen oder sind raus, die anderen sitzen im management. edit: besser ausgedrückt sie hatten eigentlich keine wahl, richtig ist also, die die verkauft haben sitzen heute im management, die die das nicht wollten haben aufgehört weil sie keine räumlichkeiten mehr hätten, da das gebäude ja nicht ihr eigentum war.

in meinem beispiel wurde die legale vorgehensweise bei einem sonderangebot beschrieben.
Zuletzt geändert von Herigo am Di Nov 01, 2011 11:56 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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chetpicker
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Beitrag von chetpicker »

Im deutschen Instrumentenhandel gilt allgemein für kleine Einzelhändler: Der Einzelhändler bekommt 40%-50% Rabatt auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers ohne Umsatzsteuer. D.h: die Gitarre kostet im Laden 400 Euro, der Händler zahlt 200 + Versand + USt. (bei 50%).
Aus meiner Sicht haben alle Gitarrenhändler, die nicht Zusatznutzen wie z.B. Unterricht anbieten über kurz oder lang keine Überlebenschance. Warum sollte ich Saiten oder Gurte oder Effektgeräte oder auch E-Gitarren nicht im Internet kaufen, wenn ich 30 Tage Rückgaberecht habe und die Teile ebenda 40% günstiger als im Laden in der 20 km entfernten Stadt sind, wobei die dort wahrscheinlich gar nicht vorrätig sind.
stringbound
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

stringbound hat geschrieben:
Herigo hat geschrieben:in meinem beispiel wurde die legale vorgehensweise bei einem sonderangebot beschrieben.
Das ist richtig.
Und wenn dem Hersteller/Vertrieb nicht gefällt, dass ein Händler seine Waren für eine Marketingkampanie verramscht und damit den Markt verzerrt, wird der Händler nicht mehr beliefert.
Das ist ebenfalls legal, denn in Deutschland kann man sich seine Vertragspartner aussuchen.
ich denke da wird man sich schon absichern und wissen, dass man mit argus-augen beobachtet wird. internet angebote sind ja keine geschäfte hinter verschlossenen türen.
im übrigen muss ich nochmals feststellen, dass es praktisch bei bestimmten marken keine preisunterschiede mehr gibt. wenn, dann handelt es sich um NOS und b-ware. man muss händlern ja auch die möglichkeit geben sich von saisonartikel zu trennen.
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