Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
soapone
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Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von soapone »

Diese kleine Gitarre habe ich heute Nachmittag für n Apple und ein Ei beim Trödel gefunden. Ich würde sie gerne richten. Sie hat ein paar Risse auf der Decke. Das bekomme ich vermutlich gut hin. Was für Saiten würdet ihr denn empfehlen. Im Moment sind Stahlseiten drauf, die ihr vermutlich nicht besonders gut tun. Mir schweben irgendwelche leichten Carbon-Saiten vor. Gibt es andere Vorschläge oder ein besonders geeignetes Produkt oder sowas?
Mein Papa hat eine ähnliche Gitarre, die Armin Dreier vor einigen Jahren neu beleistet hat. Das war wirklich eine sehr angenehme Verbesserung und sie wird seither regelmäßig am Küchentisch gespielt. Er hatte Carbon Saiten drauf gemacht. Ich hab aber keine Ahnung mehr welches Produkt.
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rwe
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von rwe »

soapone hat geschrieben:
Fr Feb 28, 2025 11:43 pm
irgendwelche leichten Carbon-Saiten vor. Gibt es andere Vorschläge oder ein besonders geeignetes Produkt oder sowas?
Grundsätzlich würde ich mit recht bekannten Saiten anfangen (Savarez Nylon oder Carbon), von da aus kann man dann recht gut beraten. Ich bin auf moderneren Instrumeten mit Optima No6 Carbon recht glücklich. Bei älteren Konstruktionen werde ich mehr mit Aquila experimentieren, dazu gibt es ganz spannende Trööts bei https://www.forum-klassikgitarre.de/ bzw. https://www.classicalguitardelcamp.com/, die sich hier zum Spezialisten für Exotisches gemausert haben.
Für eine "Low-Budget-Wandergitarre" sieht sie eigentlich etwas zu aufwändig gebaut aus.
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jab
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von jab »

Hmmm...

Die Stahlsaiten sind höchstwahrscheinlich nicht gut (es sei denn, sie wären sehr dünn...).
Carbonsaiten haben auch ziemlichen Zug, das würd ich auch eher vorsichtig angehen.

Aber:
Nachdem der Gerät mindestens zwei offene Deckenrisse hat, würd ich dringend vorschlagen, diese erst mal reparieren zu lassen und dann mit dem Gitarrenbauer über die passenden Saiten zu reden.

Dabei kann auch gleich gecheckt werden, ob der Halswinkel stimmt und/oder die Mensur, der Hals selbst funktioniert, der Steg noch drauf ist, ob es sonst noch Risse gibt etc...

Für die Saitenwahl an sich ist das etwas früh, würd ich meinen.

Jab
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Niels Cremer
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von Niels Cremer »

Da würde ich dem Christian zustimmen, erst mal schauen was strukturell so mit der Gitarre los ist und sie wieder in die Lage versetzen, überhaupt Saiten aufnehmen zu können soz.

Das binding deiner Gitarre erinnert mich stark ein eine kleine alte parlor Gitarre die ich vor einiger Zeit wieder in Stand gesetzt habe, in diesem thread hier kannst du dazu lesen (sorry, da ging es um mehrere Gitarren, musst dich etwas durchklicken/scrollen ...), auch was alles gemacht werden musste daran bzw. was ich daran getan habe. Ist denke ich noch einiges älter als deine (hat zB noch bar-frets), aber wie gesagt, das binding ist sehr ähnlich, interessant. Leider weiß ich nicht viel (eigentlich gar nichts) über die Herkunft dieser Gitarre.

Ich habe auf der Gitarre mittlerweile silk & steel Saiten, und zwar Earnie Ball Earthwood, drauf um sie nicht allzusehr zu belasten. Der Klang gefällt mir persönlich nicht so gut wie ein reiner Stahlsaiten-Klang, oder ein echter Nylon-Saiten Klang, aber besser als dass einem das Gitärrchen um die Ohren fliegt! :wink:

LG & viel Glück,
Niels
Es335
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von Es335 »

„Leichte“ Carbonsaiten ist so eine Sache. Aus der Sicht des Stahlsaitenspielers vielleicht, aber nicht für einen Nylonspieler. Für den haben die Carbonsaiten deutlich mehr Zug, als vergleichbar klassifizierte Nylonsaiten. Zudem wäre die Mensur eine wichtige Randbedingung für eine Empfehlung, denn je kürzer die Mensur, umso geringer ist die Spannung. Das geht sogar im Quadrat!

Ansonsten stimme ich Chris vollkommen zu. Erst einmal instand setzen, das Bracing feststellen, Mensur ermitteln und dann kann man über neue Saiten sprechen. BTW für solche Biedermeier-Gitarren-Reissues gibt es von Aquila einen synthetischen Gut&Silk Ersatz, Aquila Ambra 800 bzw. 900, die sich faktisch nur in der Spannung unterscheiden. Ambra 800 ist weicher als 900. :wink:
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chrisb
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von chrisb »

echte Darmsaiten
chrisb
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Niels Cremer
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von Niels Cremer »

Niels Cremer hat geschrieben:
Di Mär 04, 2025 8:06 am
Das binding deiner Gitarre erinnert mich stark ein eine kleine alte parlor Gitarre die ich vor einiger Zeit wieder in Stand gesetzt habe,
Nur nochmal zum Vergleich wg der Ähnlichkeit …
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Es335
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von Es335 »

chrisb hat geschrieben:
Di Mär 04, 2025 2:08 pm
echte Darmsaiten
Das dürfte den Anschaffungspreis des „Schnäppchens“ wahrscheinlich um ein mehrfaches überschreiten! :wink:
soapone
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von soapone »

Hallo zusammen,
mittlerweile habe ich das Instrument fertig und meine Elfjährige Tochter hat ihre ersten Akkorde drauf gelernt. Anbei ein paar Bildchen. Ich hab jetzt Carbon-Saiten Hard tension von dadario drauf gemacht (die gabs grad beim Musikhaus) und vorher natürlich die einschlägigen Risse repariert. Ich denke, das müsste ganz gut so funktionieren. Leider ist die hohe E Seite am defekten Palisander-Sattel gescheitert und musste durch eine alte ersetzt werden. Mittlerweile habe ich einen Knochenssattel gefertigt, die Oberfläche mit Ballen und Alkohol gereinigt und mit farblosem Schellack gepinselt. Alles in allem hatte ich ungefähr drei Abende reine Arbeitszeit.
Was jetzt noch im Argen ist, ist die Bodenleistung, die auf die Zarge drückt. Aber das lass ich vorerst.
Danke für alle Tipps.

Liebe Grüße

Sebastian

PS: Danke an Armin Dreier, für die Tipps beim reinigen und lackieren (Schellack) und Niels für die Infos zur Herkunft. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das die gleiche Mache ist, auch wenn die Hölzer deutlich einfacher sind.
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Zuletzt geändert von soapone am Di Apr 15, 2025 2:35 pm, insgesamt 1-mal geändert.
soapone
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von soapone »

rwe hat geschrieben:
Sa Mär 01, 2025 1:02 pm
soapone hat geschrieben:
Fr Feb 28, 2025 11:43 pm
irgendwelche leichten Carbon-Saiten vor. Gibt es andere Vorschläge oder ein besonders geeignetes Produkt oder sowas?
Grundsätzlich würde ich mit recht bekannten Saiten anfangen (Savarez Nylon oder Carbon), von da aus kann man dann recht gut beraten. Ich bin auf moderneren Instrumeten mit Optima No6 Carbon recht glücklich. Bei älteren Konstruktionen werde ich mehr mit Aquila experimentieren, dazu gibt es ganz spannende Trööts bei https://www.forum-klassikgitarre.de/ bzw. https://www.classicalguitardelcamp.com/, die sich hier zum Spezialisten für Exotisches gemausert haben.
Für eine "Low-Budget-Wandergitarre" sieht sie eigentlich etwas zu aufwändig gebaut aus.

Danke, bei der nächsten Bestellung bei „BigT“ schau ich mal, was es noch so gibt… Die Aquilas möcht ich auch schon lang mal testen.
PS: Als ich fertig war mit allem, hab ich sogar noch Savarez Corum unter meinem Bett gefunden… Wie sie da wohl hingekommen sind?…
soapone
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von soapone »

So, jetzt liegt die Glampfe hier im Wohnzimmer und ich hab sie vier fünf mal am Tag in der Hand. Hat sich absolute gelohnt… Jetzt hätt ich sowas gern mal noch mit Stahl. Dafür müsste die Beleistung neu konzipiert und eingelernt werden. Chris/Niels - ich würd mich sehr freuen, wenn ihr mir mit Eurem Plan von Deinem (Niels) Projekt weiterhelfen könntet. Ich hab schon einige Stunden rumgesucht. Die tiefsitzende Bridge macht aber vieles grundsätzlich anders als bei den meisten amerikanischen Modellen. Gäbe es für Stahlsaiten noch andere Beleistungsoptionen für so eine alte Manufakturglampfe? Eine ähnliche Gitarre hab ich schon, die sich für ein solches Experiment gut eignet…

Danke Euch.
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Niels Cremer
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von Niels Cremer »

Hi soapone (Seife Eins?? :D ), nur um das Klarzustellen, die Gitarre die ich oben verlinkt habe hatte ich nicht von ladder-bracing auf X-bracing umgebaut, ich hatte bei ihr glaube ich nur eine neue bridge-plate und ein zusätzliches bracing zwischen Schalloch und Brücke eingebaut um sie für den Betrieb mit Silk&Steel Saiten zu ertüchtigen, was auch geklappt hat. Sie lebt mittlerweile übrigens in Taiwan bei einem klassischen Gitaristen der ihr aber wieder Nylonsaiten aufgezogen hat, auch damit klingt sie ganz gut.

Mit Beleistung neu konzipieren meinst du wahrscheinlich sie auf X-bracing umzubauen nehme ich an? Aber was meinst du mit „die Beleistung einlernen“? Ich hatte eine andere alte Parlorgitarre mal so umgebaut, dazu muss man aber den Korpus öffnen, was bei meiner eh schon halb erledigt war :wink: (der Rücken hatte sich teilweise gelöst), hatte ich auch hier im Forum drüber berichtet, inklusive bracing pattern (das dann doch anders ausgefallen ist in meinem Fall, nicht zuletzt wg. der bridge Position), wenn du mal nach x-bracing suchst sollte etwas auftauchen …

LG,
Niels
soapone
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von soapone »

Hey Niels,

ja, ich meinte den Bericht wo du das X eingebaut hattest. Da hab ich wohl was verwechselt. Ich hab vor ein paar Tagen bei eBay eine alte Bidermeiergizarre gekauft. „And. Ebner“ steht drin. Sie ist ziemlich fertig und ich hätte gerne mal probiert den Boden zu lösen und neue Leisten einzuleimen. Du hattest da ja einen ganz geschickten Gibson-Plan?
Naja, jetzt muss die Gitarre erst mal kommen.

Ps: soapone ist ein Relikt aus meiner bescheidenen Geaffiti-Karriere - war eine Abkürzung für „son of a preachaman“ 🫣

PPS: vor ein paar Jahren habe ich mit meinen Geschwistern zusammen die Kindheits-Gitarre meines Vaters - The Preecha mit neuen Leisten ausstatten lassen. Armin Dreier hat einen Fächer eingebaut. Das Ergebnis war mit Carbonsaiten wirklich sehr erstaunlich. Keine Ahnung, was von beidem mehr ins Gewicht fiel.
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soapone
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von soapone »

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Niels Cremer
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Re: Saiiten für Manufaktur-Gitarre

Beitrag von Niels Cremer »

Ah, ja, dann hast du ja den Plan auch schon gefunden. Basis war die Beleistung einer kleinen Martin (0 oder 00? Steht bestimmt auch iwo im Faden), in meiner Skizze nachträglich in Rosa-Textmarker nachgetragen, also so ungefähr …

Interessante kleine Gitarre hast du da gefunden, die Farbe ist recht ungewöhnlich finde ich, so rötlich, hab ich bei diesen alten Schätzchen noch nie gesehen.

Wie du an den Fotos die ich dann später im thread eingestellt hatte siehts ist die Beleistung bei mir insgesamt dann doch weiter nach hinten gerutsch, iwie wurde mir das zu eng mit den Ausläufern des „X“ näher an das Schalloch. War ein Versuch und hat zum Glück geklappt, sie klingt eigentlich ganz nett.

Dann viel Spaß bei der Restaurierung/Modifizierung, lass uns teilhaben! :D

LG,
Niels
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