welche Martin ? 000-28 ?

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Moderator: RB

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schorsch-adel
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welche Martin ? 000-28 ?

Beitrag von schorsch-adel »

Mit meiner Taylor 414 CE bin ich rundum zufrieden, vor allem wegen der Handhabung und dem warmholzig-brillanten Kottke-Sound. Trotzdem möchte ich nicht dauernd zwischen Standard- und anderen Tunings hin- und herstimmen und von einer richtigen Alternative aus dem Hause Martin träum ich schon seit Jahren.

Aber welche?

Bisher sprechen mich die OOO-28er Modelle am meisten an. Wenn ich’s richtig verstanden habe, müsste die EC-Version den breitesten Hals haben - für Gezupfe eigentlich opti. Aber das EC-Signet begeistert mich nicht. Nicht daß ich was gegen Clapton hätte, aber ich lauf ungern ständig für etwas Reklame; und Traditionsbewusstsein (zumindest bei einer Firma wie Martin) ist anders.

Ein bisschen besser gefällt mir deshalb die OOO-28 ohne EC. Ob da aber das Preis-Leistungsverhältnis so passt wie bei der EC (höhere Stückzahlen nehm da wegen des Layla-Bonus einfach mal an)?

Und dann gibt’s da auch noch eine – deutlich teurere – Version mit geschlitzter Kopfplatte (nennt man das Herringbone ?), die mir zunächst mal optisch am besten gefällt.

Würde mich freuen, wenn Ihr mir ein paar Erfahrungen schildern könntet, auch negative. Bis zur Kaufentscheidung dauerts bei mir immer arg lange.
Markus
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Heringbone heisst Fischgräte. Das sind Bindings bzw. Schalllochrosette in gezacktem Aussehen. Zu sehen bei Martin u.a. bei H (für Heringbone)D28, im Gegenzug die D28 (weisse Bindings)
Und die geschlitzte Kopfplatte heisst slotted headstock. Wird meisstens bei Sondermodellen wie 12bund-Gitarren gebaut. Oder bei Parlor.
12bünder haben i.d.R. auch einen etwas breiteren Hals. So hat meine D28S einen slotted headstock und einen breiteren Hals (47,7).
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
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RB
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Beitrag von RB »

Die traditionelle Variante mit Fensterkopf hat den Halsansatz am 12ten Bund, einen eieruhrförmigen Korpus und ist damit eigentlich ein anderes Viech, als die 000 mit Halsansatz am 14ten Bund.

Die altertümliche Bauform hat eine Halsbreite von ca. 44-45 mm am Sattel. Ich hatte eine 000-16SGT, die so ähnlich aussieht, es gibt hier aber auch Leute, die die 000-28 Herringbone Fensterkopf kennen, vielleicht sagen die mal was.

Ach so, fast vergessen: Um eine Reise in eine Metropole mit gut bestückten Läden zum Probespielen wirst Du wohl nicht herumkommen.
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

moin markus,

ich hatte mal die 000-28vs mit herringbone, slotted head und hals-korpus-übergang am 12. bund. sehr schöne, schlichte gitarre mit einem klasse klang. hat mit besser gefallen als das clapton-model. am besten wäre wirklich du würdest alle 000-28-variante im vergleich spielen.

wenn dich der mehrpreis der 000-28vs stört gäbe es ja auch noch die alternativen usa-import (musst du hier im forum mal suchen. das thema wurde ausführlich behandelt oder pn an mich) und deerbridge guitars, hersbruck.
chrisb
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Sers'n Markus,

die 12-fret OOO, also die mit der geschlitzten Kopfplatte ist eine komplett andere Baustelle als die 14-bundige OOO (z.B. Clapton).

Zuerst gab's mal historisch gesehen nur die 12-bundige OOO. Die hat eine lange Mensur (ca. 64,5 cm) und war damals die grösste Gitarre von Martin. Das Design ist hervorragend, schon alleine deswegen, weil der Steg ziemlich genau in der Mitte des schwingenden Deckenteils sitzt, sozusagen im "sweet spot". Erst der Banjo-Spieler Perry Bechtel wollte mehr Freiheit auf dem Griffbrett und die 14-bundige Version, ebenfalls mit langer Mensur, entstand, die OM. Hier rutschte der Steg schon ein wenig in Richtung Schalloch. Erst ein wenig später kam dann die 14-bundige OOO dazu, diesmal mit kurzer Mensur (ca. 63,2 cm). Die kurze Mensur aber führte dazu, dass die Stegposition nochmals weiter aus dem Zentrum der Decke nach oben rutschte. Ein ebenfalls dem verrückten Banjospieler anzulastendes Etwas ist die geschlossene Kopfplatte, durch den flacheren Winkel der Saiten über den Sattel nicht eben klangfördernd.
Und, last not least, ging der 14-bundigen OOO auch einiges an Korpusvolumen verloren, da die Schultern "runtergedrückt" sind.
Dazu bringt der kürzere Hals der 12-bundigen ebenfalls einen Soundvorteil.

M.E. ist, wenn man auf die 14-bundigkeit verzichten kann, die 12-Bund-Version die bessere - da historisch ungestört gewachsene - Gitarre.

Aber wie auch immer, man muss beide erstmal hören und spielen.

Gruss, Martin
schorsch-adel
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Beitrag von schorsch-adel »

Um eine Reise in eine Metropole mit gut bestückten Läden zum Probespielen wirst Du wohl nicht herumkommen.
... vielleicht reicht auch eine Reise nach Hersbruck :)

Aber soweit bin ich mit meiner Entscheidungsfreude noch lange nicht. Ich bin durch Eure anschaulichen Beiträge zwar um einiges schlauer geworden, zur Entscheidungsreife ist es aber noch lange hin. Bevor ich im Laden einem Spontankauf erliege, muß ich mir noch reichlich theoretische Kenntnisse für eine Vorauswahl aneignen.

Jetzt weiß ich zumindest, daß die 12Bünder für mein Flaschengehalse womöglich nicht das Optimum sind, bin ich doch bisher auch noch von einem Cutaway verwöhnt, das mir ein Geslide weit über die Oktave hinaus ermöglicht.

@hoggabogges: meinst Du, daß man um 47,7 mm mit Handschuhgröße M noch gut greifen kann (nein, ich spiele nicht mit Handschuhen) ?
Markus
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Die Halsbreite ist relativ...
Meine Stoll hat exakt 48mm. Und einige Bekannte, die 44er und ähnliches spielen haben mit dem breiten Teil absolut keine Probleme, sie kommen sogar teilweise ins Grübeln, warum sie so 'unkomfortable' Hälse spielen. Du hast da richtig Platz. Und es kommt auf die Halsform an. Ist der Hals zu klobig, bekommst du Probleme. Das kann dir aber ein Fachmann besser erklären...
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