Dreadnought vs. Triple O Form

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Benutzeravatar
tired-joe
Beiträge: 2290
Registriert: Di Apr 13, 2010 10:41 pm
Wohnort: Ore Mountains, Saxony

Beitrag von tired-joe »

Finnes hat geschrieben:
Na die Dread ist vollmassiv, wie die Beleistug ist, weiss ich nicht. Und die Triple O ist mt massiver Decke.
Ob massiv oder gesperrt, warum sollte das die Lautstaerke beeinflussen?

Joe
---
I'm a simple man. In the morning I listen to the news. At night I listen to the blues
TorstenW
Beiträge: 809
Registriert: Fr Jun 13, 2008 9:00 pm

Beitrag von TorstenW »

tired-joe hat geschrieben: Ob massiv oder gesperrt, warum sollte das die Lautstaerke beeinflussen?
Wieso nicht?
Du schlägst die Saiten an, dann wird ein Teil dieser Energie in Schwingungen von den Saiten über den Steg auf den Korpus übertragen, der dann resoniert und Luft in Schwingungen versetzt. (alles jetzt sehr vereinfacht)

Natürlich spielt da das Material des Korpus eine Rolle welche Frequenzen wie stark wiedergegeben werden.
Benutzeravatar
Kwalke
Beiträge: 920
Registriert: Mo Mär 10, 2008 12:31 am
Wohnort: Wohnmobil
Kontaktdaten:

Beitrag von Kwalke »

Nach meinem Verständnis erklärt es sich so:

Wenn die Schwingungen von Saiten auf wenig Holz (OOO) übertragen werden, so kann dieses Holz viel stärker (lauter) schwingen, als wenn dieselben Saiten mehr Holz (Dreadnough) zum schwingen bringen müssten. Bei der Dread verlieren sich doch die Schwingungen viel mehr als bei kleinen Gitarren.

Wenn mein Verständnis nicht den Tatsachen entspricht, dann bitte ich um Korrektur!
http://www.ThomasKuemper.de" onclick="window.open(this.href);return false;"
Gitarren: Martin D-28, Martin OOO-16GT, Gibson J-45
Amps: Cromacord Podium MXVS , Subwoofer
TorstenW
Beiträge: 809
Registriert: Fr Jun 13, 2008 9:00 pm

Beitrag von TorstenW »

Kwalke hat geschrieben: Wenn die Schwingungen von Saiten auf wenig Holz (OOO) übertragen werden, so kann dieses Holz viel stärker (lauter) schwingen, als wenn dieselben Saiten mehr Holz (Dreadnough) zum schwingen bringen müssten.
Ich würde nicht sagen, dass eine OOO automatisch deutlich weniger Holz hat als eine Dread.
Bedenke hierbei zum einen die Holzdicke, die unterschiedlich sein kann, auch die Zargenbreite kann variieren, ebenso wie die Halsdicke.
Zum andern haben verschiedene Holzsorten eine verschiedene Dichte, also auch eine unterschiedliche Masse.
Eine OOO kann durchaus schwerer sein als eine Dread.

Der Hauptunterschied zwischen Dread und OOO liegt im eingeschlossenen Luftvolumen, dass den Klangkörper beeinflusst.

Nebenher spielen auch ganz elementar die Resonanzfrequenzen des Korpus eine Rolle, die natürlich auch von der Art des Holzes etc abhängen.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo nochmal,
Finnes hat geschrieben:
Also es geht mir mir auch nicht drum, oh wie schlimm ist das Ganze, sondern es hat mich einfach interessiert, ob das so sein muss.
Darauf wollte ich auch gar nicht hinaus. Seit du die Frage in den Raum geworfen hast, bin ich an einer Erklärung genauso interessiert wie du auch.

Es wundert mich allerdings, dass die Dread trotz 12er Satz immer noch leiser als deine OOO mit 11er-Saiten ist. Macht die Sache nochmal 'ne Ecke interessanter.

Kwalke hat geschrieben: Nach meinem Verständnis erklärt es sich so:

Wenn die Schwingungen von Saiten auf wenig Holz (OOO) übertragen werden, so kann dieses Holz viel stärker (lauter) schwingen, als wenn dieselben Saiten mehr Holz (Dreadnough) zum schwingen bringen müssten.
Dann müsste es ja heißen: Je kleiner die Gitarre, umso lauter müsste sie sein. Habe ich das so richtig verstanden?

Gruß, M.
Benutzeravatar
bluesballads
Beiträge: 1440
Registriert: Mi Feb 18, 2009 2:02 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von bluesballads »

...und dem kann so nicht sein: schließlich ist man von den leisen, kleinen Wohnzimmergitarren (Parlor) zu den größeren Bauformen übergegangen wegen des (Klang)-Volumens!
Es ist ja schon allein die Decke, die aufgrund der Größe mehr Luft aus dem Korpus pumpen kann. Aber nur, wenn sie nicht zu steif ist...
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

Der Punkt ist wohl, dass der Aussage "Diese Gitarre ist lauter als jene" keiner (oder besser: nicht einer) messbaren physikalischen Größe entspricht. Eine Gitarre mit mehr Volumen und dickeren Saiten wird vom Hörer sicher nicht immer deutlicher wahrgenommen - man höre sich mal eine Dreadnought neben einer Mandoline an.

Ich habe es auch öfter erlebt, dass eher kleine Gitarren besonders gut hörbar waren. Speziell denke ich an eine Taylor Grand Auditorium, mit der ein Chorleiter unplugged Chöre mit bis zu 30 Leuten begleitet und dabei nichtmal durchweg strummt. Allerdings ist das kein echter Schönklang, die Bässe sind recht dünn. Eine Dreadnought würde hier aber nicht unbedingt helfen, da ein bisschen mehr Korpusvolumen nicht ausreicht, um z.B. eine Kirche adäquat mit Frequenzen um die 100 Hz zu beschallen. Subwoofer haben oft ein vielfach größeres Volumen und einen vielfach höheren Stromverbrauch als Topteile, was ist dagegen schon der Unterschied zwischen 000 und Dread?
In einem mittelgroßen Raum sieht das wieder anders aus: Hart gestrummt klingt die kleine Gitarre auch hier noch etwas dünn und eine bassstärkere Dreadnought ist voll in ihrem Element.

Schließlich ist noch die Frage, wie man spielt. Tendenziell sollte eine Dreadnought mit dicken Saiten einen härteren Anschlag vertragen, ohne dass die Lautstärke konstant bleibt oder der Klang leidet. Ein guter Bluegrass-Gitarrist sollte die Eigenschaften einer Dread ausnutzen können; wenn man mit einem dünnen Plektrum soft strummt, bleibt das Potential vielleicht ungenutzt.

Gruß
Pida
TorstenW
Beiträge: 809
Registriert: Fr Jun 13, 2008 9:00 pm

Beitrag von TorstenW »

_Marcus_ hat geschrieben: Dann müsste es ja heißen: Je kleiner die Gitarre, umso lauter müsste sie sein. Habe ich das so richtig verstanden?
Vllt liest du einfach nochmal meine Beiträge hier im Thema, wo ich mehrfach sage, dass man Lautstärke und Korpusgröße nicht in direkten Zusammenhang setzen kann...

Das ist wie wenn jemand sagt: "Ein Auto mit mehr PS immer immer schneller als das mit weniger PS"..
Spätestens beim 300 PS Bulldozer, der keine 50 Sachen fährt hat man dann Probleme mit den Erklärungen..

Die Welt ist halt nicht so einfach und wen es genauer interessiert, der sollte sich mal ein paar physikalische Grundlagen über Schwingungen und Instrumente und Raumakustik anlesen. In diesem Fall hier auch noch über Psychoakustik und biologische Eingenschaften unseres Ohrs.
Und man wird feststellen, dass das alles gar nicht so simpel ist, als dass man irgendein Phänomen an einer einzelnen Tatsache festmachen könnte.
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3357
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Beitrag von Gitarrenmacher »

Der Lautstärkenvergleich zwischen zei Gitarren unterschiedlicher Hersteller, mit unterschiedlichen Hölzern............ Kann keine allgemeine Aussage nach sich ziehen.
Der einzige Vergleich, der zu einer Aussage führen könnte wäre z.B. der zwischen einer D-28 und einer 000-28, am besten aus dem gleichen Baujahr. Deckenstärke, Beleistungsstärke und Materialauswahl sind dann fast identisch.
Die O-Styles (also die ganz kleinen) aus meiner Werkstatt sind alle subjektiv lauter als meine alte IBANEZ Dread. Die Dreads, die ich gebaut habe, sind aber wiederrum lauter als die Parlors.

In dieser Sache eine allgemeingültige Aussage zu treffen ist imho nicht möglich.

Munterbleiben
Christian
Benutzeravatar
Finnes
Beiträge: 2176
Registriert: Di Jan 05, 2010 10:40 pm
Wohnort: Hannover

Beitrag von Finnes »

Hallo zusammen,

na heute Abend wurde es noch ein witzig. Meine Schwester und ein Freund waren zu Besuch und beiden habe ich aus der gleichen Entfernung die beiden Gitarren vorgespielt und sie sollten nur auf die Lautstärke achten.
Beide waren unabhängig voneinander der Meinung das die Dread lauter sei.

Ist schon erstaunlich, scheinbar ist das ganze doch eine subjektive Wahrnehmung.

Am liebsten würde ich mir mal einen Lautsärkemesser ausleihen und dann mal kontrollieren, was denn dabei physikalisch rauskommt.

Greetings
Finnes
http://finnes.blogspot.com/

Larrivee L-02 (Schatten HFN Player)
Stoll PT 59 (Fichte/Walnuss)
Sigma OMR-21 (Fichte/Palisander)
Quintus GW-30 12 String
Fender Squier SA-105 SB
Sigma DR-28H (Fishmen Ellipse Matrix Blend)
Gast

Beitrag von Gast »

TorstenW hat geschrieben:
Vllt liest du einfach nochmal meine Beiträge hier im Thema [...]
@Torsten

Über den Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Faktoren, die Klang und Lautstärke einer Gitarre beeinflussen bin ich mir im Klaren. Vielleicht hast du dich mit deinem Beitrag an den Falschen gewandt oder wir haben an einander vorbeigeschrieben. Schließlich schrieb ich ja:"Dann müsste es ja heißen..." - heißt es aber nicht.
Aus Kwalkes Beitrag ging für mich hervor, dass es einen Zusammenhang zwischen (Holz-)Fläche und Lautstärke gibt und dies der einzige und damit entscheidende Faktor sei, der sich auf die Lautstärke auswirkt. Und da bin ich der Meinung, dass, wenn dem so ist, es sich umgekehrt proportional zu Kwalkes Beschreibung verhalten müsste. Also, je mehr Holz schwingen kann, umso lauter müsste es sein.
Natürlich darf man dann auch die anderen Faktoren, wie sie hier schon beschrieben wurden, nicht außer Acht lassen.
Das:"Habe ich das so richtig verstanden?" wollte ich nur noch zum Nachdenken reinwerfen, ist aber nach hinten losgegangen - sorry dafür.

Gruß, M.
Benutzeravatar
Kwalke
Beiträge: 920
Registriert: Mo Mär 10, 2008 12:31 am
Wohnort: Wohnmobil
Kontaktdaten:

Beitrag von Kwalke »

Also vielleicht ist meine Theorie nicht 100% richtig, obwohl ich denke, dass eine Gitarre mit einem 20qm (jetzt mal übertrieben) großen Korpus kaum noch genügend zum Schwingen gebracht werden kann, wenn man dieselben Saiten mit derselben Mensur verwendet. Natürlich setzten wir auch mal dieselbe Anschlaghärte voraus.

Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass kleine Gitarren oft lauter sind als große. Diese Beobachtung habe ich bisher am häufigsten (nicht immer) gemacht. Vielleicht war es aber auch wirklich nur mein subjektives empfinden.
http://www.ThomasKuemper.de" onclick="window.open(this.href);return false;"
Gitarren: Martin D-28, Martin OOO-16GT, Gibson J-45
Amps: Cromacord Podium MXVS , Subwoofer
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20406
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Ich habe eine 000 und eine Dreadnought ein und desselben Fabrik-Gitarren-Herstellers gleichzeitig besessen und kann hinsichtlich der Lautstärke einen leichten Vorteil der Dreadnought ausmachen, der aber nicht signifikant ist. Stärker spürbar war (die 000 habe ich verkauft) der Unterschied in der Frequenzverteilung und das Ansprechverhalten. Die 000 hatte einen Schwerpunkt im mittleren Frequenzbereich, so kam es mir als Dreaought-Spieler vor. Ohne eine Frequenzanalyse durchgeführt zu haben, meine ich aber, sagen zu können, daß das Frequenzbild insgesamt eher ausgeglichen war. Im Vergleich dazu sind die Bässe und Höhen der Dreadnought betonter, wie eine Art eingebauter "Loudness"-Effekt. Die 000 sprach sehr leicht an und hatte insgesamt etwas Warmes, beinahe Süßliches im Ton und tendierte zum Formanten "O" (wem das was sagt). Die Dreadnougt tendierte und tendiert zum Formanten "A" oder vielleicht auch "Ä".

Beides Fabrikgitarren aus der 16er Baureihe von Martin.
Antworten