Technikfrage - Höherer Steg = lauter

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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**Stefan**
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Technikfrage - Höherer Steg = lauter

Beitrag von **Stefan** »

Hi Folks,

ich habe ne vollmassive Johnson (JSD-66). (Die übrigens verdammt gut klingt und tatsächlich sehr nach J-45...)
Da musste ich jetzt die Stegeinlage neumachen, da ich die letzte etwas zu mutig beschliffen hatte. Ich habe einen neuen Rohling angepasst und eingesetzt. Natürlich hatte ich ihn schön hoch gelassen um mich langsam ranzutasten.
Und bumm - die Gitarre war VIEL lauter. Kein Chance dass ich mir das einbilde! Nach Halsjustierung werde ich es so lassen, bin sowieso eher der fünf Bünde Cowboy ;-)
Ist das was physikalisches? Energietechnisch? Der Winkel indem die Saiten über die Stegeinlage laufen?
Ich hab von sowas keine Ahnung!

Oder habe ich vorher irgendeinen "schlechten" Knochen dringehabt?
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Je steiler der Winkel, desto höher ist der Anpressdruck des Stegeinlage auf den Steg und damit die Übertragung der Saitenschwingungen.
Die Saitenlage solltest Du aber keinesfalls über die Halskrümmung einstellen! Wenn Du das machst, läufst Du (auch als 5-Bund Cowboy) große Gefahr, dass es bei Lagerfeuer-Strumming ordentlich scheppert. Will heißen, Du müsstest dem Hals eine konvexe Krümmung geben, um die hohe Saitenlage zu kompensieren. Wenn Du dann die Bünde im oberen Drittel des Griffbretts drückst, werden die Saiten in der Mitte des Halses aufliegen und scheppern...
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

jay-cy hat geschrieben: Die Saitenlage solltest Du aber keinesfalls über die Halskrümmung einstellen!
Nee, schon klar, nur da der vorherige Sattel so tief war, musste ich die Halskrümmung sehr starkt einstellen, weil es sonst nur gescheppert hat, was ich jetzt durch den Höheren Steg wieder in "normal" Position bringen konnte.
Laut meinem Gitarrenbauer: "Erster Bund drücken, 12er Bund drücken und ein ganz wenig Spiel zwischen Saiten und den Bünden dazwischen"
So habe ich alle Halskrümmungen meiner Gitarren eingestellt. (Auf den Elektrischen benutze ich auch gerne ein paar mehr Bünde ;-))

Und; das mit dem Anpressdruck leuchtet ein. Danke!
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Das "ganz wenig Spiel" ist eben die Philosophie-Frage. Manche gehen bis 0,5mm, bei anderen ist's ein Blatt Papier :D
Wie hoch man die Saitenlage setzt, ist natürlich Geschmackssache. Mir selber werden allerdings ab 3mm die Barrées zu kraftaufwändig. Dafür kann man mit mehr als 3mm schon ordentlich mit dem Plek in die Saiten kloppen, ohne dass es scheppert (korrekte Halskrümmung vorausgesetzt)...
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Angenommen ich habe ne Gitarre an der ich den Anpresswinkel an den Steg gerne steiler hätte, die Saitenlage aber durch höhere Stegeinlage sonst unangenehm wird - kann man dann was machen?
Ist das der Grund weswegen eine meiner amerikanischen Gitarren solche Schlitze in der Bridge hat, durch die die Saiten in Richtung Stegeinlage laufen?

Und: Klar ist das Einstellen der Gitarre reine Geschmacksache, solange es die Physik zulässt!
Ich tendiere seit meiner neuesten Versuchsreihe beim Gitarren-Einstellen aber definitiv eher in Richtung Sound als in Richtung "angenehmer zu Spielen".
Aber ich benutze auch verschiedene Gitarren für Flat- oder Fingerpicking.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

**Stefan** hat geschrieben:Ist das der Grund weswegen eine meiner amerikanischen Gitarren solche Schlitze in der Bridge hat, durch die die Saiten in Richtung Stegeinlage laufen?
Richtig ! Das ist das sogenannte "Ramping", tut klanglich meist sehr gut.

Nichtsdestotrotz kann aber auch eine sehr niedrige Saitenlage den Klang ziemlich zusammenfallen lassen, auch wenn' noch nicht scheppert....

Gruss, Martin
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Jep. Das Ramping kann man auch nachträglich machen lassen. Als "ultima ratio" (gerade bei älteren Gitarren üblich) kann der komplette Steg abgeschliffen werden (manche Könner schleifen auch nur die Region um die Bridgepins runter und gleichen das kosmetisch an. Sieht dann zudem auch noch recht schick aus).
B.t.w., an meiner 12er Yairi sitz eine "direct coupled bridge", bei der die Bridgepins auf Deckenniveau sitzen, der Steg liegt isoliert darüber. Hat nebn dem dadurch sehr steilen Saitenwinkel bei der 12-saitigen zudem den Vorteil, dass der hohe Saitenzug den Steg nicht ablösen kann, im Gegenteil.
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

habt ihr bitte bilder vom "ramping"?
chrisb
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Erstaunlich was Google so alles weiß.

Google Bildersuche mit "ramping bridge guitar"

Folgenden Links bin ich gefolgt:

http://www.ultimate-guitar-online.com/g ... blems.html

http://www.acousticguitarforum.com/foru ... ?p=2473129

http://www.frets.com/fretspages/Luthier ... gramp.html

Angefangen von Bildern über theoretischen Betrachtungen bis hin zu "How to", alles dabei ;-)
Viele Grüße

ralphus
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Ok, Ramping. Hatte ich mal irgendwo gehört. Interessant.

Das würde ich trotz meinem ausgesprochenen Spaß an den Gitarren rumzumachen aber lieber nicht selbst machen, sieht richtig gefährlich aus.

Ich merke inzwischen am Sound, wie gesagt, dass man sich an eine höhere Saitenlage allgemein gewöhnen sollte. Ich spreche hier allerdings auch über nix Höheres als max. 3mm an der tiefen 12.
Aber für alte E-Gitarristen wie mich ist das schon SEHR hoch ;-)
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

in der tat ist das für einen e-gitarristen schon sehr hoch, besonders wenn dazu noch ein 12er saitensatz kommt.

mag sein, dass durch diese höhe der sound im prinzip optimal wäre, nur wenn er die spielbarkeit deutlich einschränkt was nützt es dann?

ist dann der klang wirklich gut, wenn man sich beim barrée einen abbricht und der akkord relativ unsauber rüberkommt?

manche sachen kann man nicht mehr aufholen oder sind anatomisch nicht mehr machbar.

wenn der spielfluss, die sauberkeit des spiels, die dynamik leidet (weil man das gefühl hat ständig wie ein ochse drücken zu müssen) würde ich mich für ein leichter bespielbares set up entscheiden.

wenn es gar nicht anders geht sogar für dünnere saiten.

die bespielbarkeit hängt von saitenlage, saitenstärke und stimmung ab, tiefer stimmen mit hilfe eines capos ist auch eine möglichkeit in normal stimmung bequemer zu spielen.

der ton ist letztendlich nicht nur das was die gitarre wiedergibt sondern auch das was du darauf fabrizieren kannst.
Salud a Familia
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Ich hab lieber eine niedrige Saitenlagen, 2 mm am 12er bei der dicken E.

Wenn mir die Gitte zu leise ist, schließ ich sie an den Vestärker an und dreh volle Kanne auf. :mrgreen: Geht auch...
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Herigo hat geschrieben:in der tat ist das für einen e-gitarristen schon sehr hoch, besonders wenn dazu noch ein 12er saitensatz kommt.

mag sein, dass durch diese höhe der sound im prinzip optimal wäre, nur wenn er die spielbarkeit deutlich einschränkt was nützt es dann?
Ja ja, :roll: ich setzte schon voraus, dass niemand seine Saitenlage so einstellt, dass er danach nicht mehr auf seiner Gitarre spielen kann. Ist irgendwie ein komischer Einwand. Wer würde das machen?

Die 3mm waren doch ein max. Wert, den ICH noch für spielbar halte.
In der Regel bin auch ich mit 2,5 - 2,7 mm am 12en sehr zufrieden. Ich spiele dabei 12 auf 56 und habe keinerlei Probleme mit der Greifhand.

Allerdings muss ich vielleicht hinzufügen, dass ich Linkshänder bin, der "rechtsrum" spielt. D.H. meine Greifhand ist im Gegensatz zu den meisten hier, meine Haupthand und die kräftigere von beiden.

Anfangs dachte ich auch, von der E-Gitarre aus kommend, je tiefer die Saitenlage, desto besser. Das hat sich für mich aber als Trugschluss dargestellt. Der m.M.n. geringe Mehraufwand an Kraft lohnt sich für den Ton.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Nur mal so als Richtwert (bei gut abgerichtetenBünden):

Fingerstyle-Setup: 12ter Bund E = 2,5 mm e = 2,0 mm

Strumming/Bluegrass-Setup bis E = 3,0 mm e = 2,5 mm

jeweils gemessen Unterkante Saite <-> Oberkante Bundstäbchen

wobei alles unterhalb des Fingerstyle-Setups den Sound flacher werden lässt.

Ein E-Gitarren-Setup ist theoretisch machbar, aber die Gitarre wird keinesfalls mehr so klingen wie sie könnte.

Gruss, Martin
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Danke Martin!
Ich dachte schon ich bin hier irgendwie ein "Hohe Saitenlage Fetischist" der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat - oder irgendwie unnatürlich kräftige Hände hat ;-)
Ach so, bin übrigens auch davon ausgegangen, dass jeder die Saitenlage Unterkante Saite - Oberkante 12er Bund misst, gelle!
„Information ist nicht Wissen, Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit ist nicht Wahrheit, Wahrheit ist nicht Schönheit, Schönheit ist nicht Liebe, Liebe ist nicht Musik, Musik ist das Beste.“

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